Osterode. Die Musikgemeinde Osterode hatte zu einem Schubert-Konzert in die Schlosskirche geladen.

Wieder eine gute Wahl für das Konzert am Ewigkeitssonntag war die Aufführung von Schuberts Sinfonie Nr. 7 (Unvollendete) und seiner As-Dur Messe.

Unter der Leitung von Jörg Ehrenfeuchter musizierten in der voll besetzten Schlosskirche von Osterode der Chor der Musikgemeinde Osterode, die Herzberger Kantorei, die Herzberger Jugendkantorei, das Orchester Camerata Allegra sowie die Solisten Dorothea Winkel (Sopran), Carolina große Darrelmann (Alt), Manuel König (Tenor) und Hans-Christian Hinz (Bass).

Schuberts unvollendete Sinfonie

Den Anfang machte Schuberts unvollendete Sinfonie. Sie besteht aus zwei meisterhaft komponierten Sätzen, die der Öffentlichkeit erst lange nach dem Tod des Komponisten bekannt wurden. Der Dirigent musste wegen Unruhe im Raum zweimal ansetzen, bevor der erste Satz von einem wunderbaren Pianissimo der Bässe eingeleitet wurde. Ehrenfeuchter nahm die Tempi in beiden Sätzen so, dass die schneidenden Dissonanzen in den Bläsern ihre Klanglichkeit voll entfalten konnten. Damit wurden die dynamischen Kontraste nicht zu bloßen Lautstärkeeffekten, sondern gewannen an Wucht und Dramatik. Viele Farben und ausgeprägte rhythmische Genauigkeiten kennzeichneten den ersten Satz.

Mit kleinen Unsicherheiten der Hörner begann der nicht leicht zu spielende zweite Satz. Dieser plätscherte zunächst leicht und sanft dahin, um sich dann immer wieder zu majestätischer Klangfülle aufzuschwingen.

Ehrenfeuchter gab mit dem Orchester eine rundum überzeugende Leistung ab. Nicht umsonst erhielten sie für diese Interpretation anhaltenden Beifall.

Messe in As-Dur

Es folgte die nicht gerade häufig aufgeführte Messe in As-Dur (D 678). Man spürte zutiefst die persönliche religiöse Situation des Komponisten, den Streit zwischen Wissen und Glauben. Er war gläubig, obgleich ihn erhebliche Zweifel plagten.

Für die Aufführung ist ein großer Orchesterapparat mit einer umfangreichen Bläsergruppe und tiefen Streichern erforderlich. Hierfür war die Camerata Allegra ein Glücksfall, denn die zahlreich exponierten Orchesterpassagen setzen ein eingespieltes Ensemble voraus.

Es beginnt mit einer „gefährlichen“ Bläsereinleitung und erfordert immer wieder ein ausbalanciertes Zusammenspiel mit den Chor- und Solistenstimmen. Diese verbreiteten weithin ungetrübten Wohlklang.

Chor leistete Schwerstarbeit

Der Chor leistete Schwerstarbeit. Er hatte seine erste große Bewährungsprobe in der Gloria-Fuge „Cum Sanctu Spiritu“, mit deren kompliziertem Stimmengeflecht Ehrenfeuchter intensiv beschäftigt war. Die Bässe gerieten hier gegen die sopranlastigen Frauenstimmen leicht ins Hintertreffen. Die Hürde im hornbegleiteten Osanna des „Sanctus“ nahmen die Frauen- und Männerstimmen mit tänzerischer Grazie, aber auch der erforderlichen Zurückhaltung.

Das Orchester musizierte kongenial mit dem Chor. Es gab einige wenige Momente, in dem beide auseinanderzulaufen drohten. Das gut besetzte Solistenquartett wusste zu überzeugen und bewies in den Solopassagen viel Persönlichkeit.

Angenehmes Timbre

So angenehm das Timbre des Baritons Hans-Christian Hinz angelegt war, integrierte sich diese Stimmgebung doch nicht ganz in die auf mehr Fülle angelegten drei höheren Stimmen.

Alle Beteiligten waren bestens vorbereitet, überzeugten quer durch alle Stimmen und nahmen die Gestaltungsweise ihres Dirigenten willig an.

Kurzes Fazit

Kurzes Fazit: Ein Konzert, das von den ersten Pianissimo-Tönen bis hin zum verhauchenden Schluss der Messe bewegte.

Langer, begeisterter Beifall beendete diese Musikveranstaltung am diesjährigen Ewigkeitssonntag in der Schlosskirche Osterode. Michael Gerner