Osterode. Die Musikgemeinde Osterode lädt zu großem Chor- und Orchesterkonzert ein. Zwei neue Solisten wirken bei Schuberts Meisterwerk mit.

Zum Abschluss des Konzertjahres veranstaltet die Musikgemeinde Osterode am 23. November ab 18 Uhr in der Schlosskirche ein großes Chor- und Orchesterkonzert, das ganz im Zeichen des österreichischen Komponisten Franz Schubert steht. Dabei werden die berühmte „Unvollendete Sinfonie“ und die As-Dur-Messe erklingen.

Franz Schubert steht mit seinem musikalischen Werk am Übergang von der Klassik zur Romantik. Seine Werke gehören zu den bedeutendsten dieser Epoche. Er war sehr produktiv, gilt als großer Meister des Kunstliedes, weitere Schwerpunkte seines Schaffens bilden Orchesterwerke, Chor- und Kirchenmusik.

Wiener Sängerknabe

Seine musikalische Karriere begann er als Wiener Sängerknabe. Anfangs arbeitete er als Lehrer, gab diese Stellung jedoch auf, um mehr Zeit für das Komponieren zu haben. Trotzdem waren seine frühen Jahre nicht von (wirtschaftlichem) Erfolg gekrönt. Erst Anfang der 1820er Jahre wurde er einer breiteren Öffentlichkeit bekannt.

Im Jahr 1822 begann er mit der Komposition der „Unvollendeten“ Sinfonie. Das Thema dieser Sinfonie sorgte für deren große Popularität, die Melodie ist volksliedhaft, hat aber auch etwas Geheimnisvolles an sich. Der zweite Satz ist etwas ruhiger, aber auch fröhlicher und forscher und kontrastiert stark mit dem ersten Satz.

Weitere Sätze, wie sonst bei Sinfonien üblich, hat Schubert nicht komponiert (daher „Unvollendete“). Offenbar befand er die Komposition nach dem zweiten Satz als komplett. Eine andere These unter Musikwissenschaftlern besagt, er habe die Arbeit zum dritten Satz abgebrochen, weil er in eine zu starke Nähe zum dritten Satz von Beethovens 2. Sinfonie geraten sei.

Uraufführung erst 1865

Es gibt einige Versuche anderer Komponisten, die Sinfonie zu vervollständigen. Dieses Werk wurde zu Schuberts Lebzeiten nicht aufgeführt, die Uraufführung fand erst 1865 statt. Die Komposition der As-Dur-Messe, von ihm als „Missa solemnis“ betitelt, schloss Schubert im Jahr 1822 ab. Der Schaffensprozess zog sich über mehrere Jahre hin, in denen tiefgreifende Neu- und Umgestaltungen nahezu aller Teile der Erstkomposition stattfanden.

Kompositorisch gesehen betrat Schubert mit dieser Messe musikalisches Neuland: As-Dur als Grundtonart ist schon ungewöhnlich, die Verwendung von weiter entfernt liegenden terzverwandten Tonarten schafft interessante Tonartenfarbkontraste.

Gewaltige Fuge

Die Form der Messe zeigt sinfonischen Einfluss und entspricht nicht der tradierten Form. Besonderes Merkmal ist die gewaltige Fuge „Cum sancto spiritu“, die sich über 198 Takte hinzieht und somit über ein Drittel des „Gloria“ ausmacht. An anderen Stellen greift er auf ältere, vorbarocke Vorbilder zurück.

Auch der Text der Messe weicht an verschiedenen Stellen vom liturgisch verbindlichen Messtext ab, es fehlt etwa die Glaubensbezeugung „et unam sanctam catholicam et apostolicam ecclesiam“. Eine weniger dogmatische Vertonung des Messtextes war bis Mitte des 19. Jahrhunderts aber durchaus üblich.

Die Messe wurde wahrscheinlich einmal von Schuberts Bruder aufgeführt, der aber mit Laienmusikern arbeitete, die dem schwierigen Werk nicht gewachsen waren. So geriet diese Messe sogleich wieder in Vergessenheit und wurde erst Mitte des 19. Jahrhunderts wiederentdeckt.

Das Orchester übernimmt in diesem Konzert den größten Part. Für diese anspruchsvolle Aufgabe wurde die Camerata allegra unter der Leitung von Claudia Randt gewonnen.

Als Gesangssolisten wurden die im Konzert- und Oratorienfach gefragte und ausgezeichnete Sopranistin Johanna Winkel und der besonders für seine Bach-Partien bekannte Tenor Manuel König gewonnen.

Zwei neue Solisten

Neu im Solistenquartett ist der Bass Hans Christian Hinz, der im Knabenchor Hannover seine musikalische Grundausbildung erhielt. Er studierte Gesang an der Hochschule für Musik in Detmold und sang danach in verschiedenen Profichören. Als Solist widmet er sich neben Liedinterpretationen dem oratorischen Schaffen vom Vorbarock bis zur Moderne.

Neu ist auch die Mezzosopranistin Carolina Grosse-Darrelmann, die in der Messe die Altpartie singen wird. Sie legte in Osterode ihr Abitur ab und sang bis dahin in der Musikgemeinde mit.

Das Konzert findet am Sonntag, 23. November, ab 18 Uhr in der Osteroder Schlosskirche statt. Karten sind in der Tilman-Riemenschneider-Buchhandlung Osterode, Telefon 05522/2202, in der Buchhandlung am Markt Herzberg, Telefon 05521/71414, an der Abendkasse und online unter der Adresse www.musikgemeinde-osterode.de erhältlich.