Clausthal-Zellerfeld. TU-Professor schildert im Symposium „Chancen für den Harz“ seine Vision.

Abfall ist sein Thema – aber nicht gewöhnlicher Hausmüll hat es dem Geologen Prof. Daniel Goldmann von der Technischen Universität Clausthal (TU) angetan. Sondern zum Beispiel Elektroschrott wie ausgediente Handys, Laptops oder LCD-Bildschirme. Denn dieser Abfall birgt Schätze: Rohstoffe, die allesamt knapp sind und die recycelt werden müssen – wie zum Beispiel Indium, Gallium, Germanium oder Seltene Erden, ohne die weder Windkraft noch Elektromobilität oder schadstoffarme Flugzeuge realisierbar sind. Und der Harz, das ist Goldmanns Ziel, „wird in den nächsten zehn Jahren zu einem Silicon Valley des Recyclings“ werden; an dieser Vision hält der Wissenschaftler fest.

Rund um dieses für den Harz spannende Thema drehte sich das Symposium „Chancen für den Harz“, das am Mittwoch in der Aula der TU stattfand – genauer: Um den Umgang mit knappen Rohstoffen, um Ressourceneffizienz und Wiederverwertung ging es. Veranstaltet wurde die Tagung von drei Landesministerien.

„Wenn wir heute von den Chancen für den Harz sprechen, dann sprechen wir auch von den Chancen für uns alle“, leitete Staatssekretärin Almut Kottwitz vom Ministerium für Umwelt, Energie und Klimaschutz ein. Es ist nicht neu, und doch betonte Kottwitz: Der Mensch verbrauche natürliche Ressourcen schneller, als die Erde sie regenerieren könne. „Rohstoffsicherung und Ressourceneffizienz sind Herausforderungen dieses Jahrhunderts“, ergänzte Goldmann.

Er arbeitet an einem Projekt, das es schon zu internationaler Beachtung gebracht hat und das die „Recyclingregion Harz“ charakterisiert wie kein anderes: die Rückgewinnung von Rohstoffen aus bergbaulichen Rückständen in den Bergeteichen am Bollrich in Goslar.

20 Forscher wirken am Projekt mit; Goldmann sieht es als Leuchtturm. Was in früheren Jahrhunderten als Abraum der Bergwerke in Teiche gekippt wurde, wird nun wieder hochgepumpt, um aus dem Schlamm Rohstoffe zu filtern. „Echte Pionierarbeit“, sagte Goldmann. Dr. Torsten Zeller vom Cutec-Institut Clausthal bemerkte: „Wir haben es hier mit sehr, sehr feinem Material zu tun – das ist die Herausforderung des Projekts.“

Viele Abläufe, daran erinnerte Goldmann denn auch, seien nicht kurzfristig, sondern mittelfristig zu erreichen – die Wissenschaft brauche einfach Zeit für die Umsetzung.

Langwierige Frage für Ämter

Dass die „Chancen für den Harz“ auch eine langwierige Frage für Ämter sein können, wurde im Vortrag von Ulrich Windhaus deutlich. Der Leitende Bergdirektor am Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG) startete mit den Worten: „Ich möchte nicht auf die Euphoriebremse treten, aber...“

Es folgte ein wenig erheiternder Einblick in die Kernaufgaben der „Bergbehörde“, die sich durchaus kompliziert darstellten. Dem LBEG obliegen sowohl das Berg- als auch das Abfallrecht. Zu klären seien Fragen wie: Wann handelt es sich bei der Rückgewinnung um Abfall, wann um Rohstoff, so Windhaus. Oder: Welche Behörde ist für was zuständig – sind die Umweltbehörden umfassend beteiligt? Von „laufender Betriebsplanpflicht“ ist da die Rede, von Umweltverträglichkeitsprüfungen und Planfeststellungsverfahren. Bergbauliche Genehmigungsverfahren können „Jahre dauern“, so Windhaus. So wird Rückgewinnung für Forscher wohl oft auch zu einem Geduldsspiel.

Das im Aufbau befindliche Sekundärrohstoffzentrum aber zählte Staatssekretärin Kottwitz zu den „bedeutendsten Initiativen unseres Landes“.

Prof. Goldmann freute sich ebenfalls: Das Großforschungszentrum verspreche 350 neue Arbeitsplätze in der Region.