Braunschweig. Kleine oder große Firmenfeiern? So fällt die Saison bei regionalen Hotel- und Gastronomiebetrieben aus. Das sagt der Arbeitgeberverband.
Die Weihnachtszeit rückt näher, und mit ihr kehren auch die betrieblichen Weihnachtsfeiern zurück. Der Trend: Lieber klein und gemütlich statt groß und anonym. Hotels und Gaststätten aus der Region Braunschweig-Wolfsburg verraten die Gründe.
Lars Alt, Geschäftsführer vom Arbeitgeberverband Region Braunschweig, beobachtet nach Corona wieder eine Zunahme der Firmenfeiern: „Die Betriebe nehmen die Weihnachtsfeiern wieder auf.“ Zum einen zeigen Unternehmen mit derartigen Veranstaltungen seiner Meinung nach ihre Wertschätzung gegenüber ihren Mitarbeitenden.
Dehoga Braunschweiger Land Harz: Stellenwert von Firmenfeiern hat sich geändert
Dass der Wunsch nach solchen Firmenfeiern in vielen Betrieben laut wird, ist für Alt außerdem ein klares Zeichen dafür, dass das Bedürfnis nach Gesprächen und Austausch abseits des Arbeitsalltags weiterhin eine wichtige Rolle spielt. „Allerdings geht die Tendenz, wie auch schon vor Corona, vermehrt von großen Feiern für die gesamte Belegschaft der Firma weg, hin zu kleineren Feiern für die Mitarbeiter der einzelnen Abteilungen.“
Auch Florian Hary, Vorsitzender des Dehoga-Bezirksverbandes Braunschweiger Land-Harz, beobachtet, dass sich der Stellenwert von Firmenweihnachtsfeiern geändert hat. „Großkonzerne fragen sich inzwischen auch, ob sie lieber in Firmenfeiern oder eine neue, teure Maschine investieren“, sagt er. „Komplett wegfallen wird sie jedoch nie.“ Er sehe die Zukunft der Firmenfeiern ähnlich wie Enrico Noack, nämlich kleiner, an geschmückten, vorbestellten Tischen.
In Salzgitter suchen Veranstalter nach Alternativen zu großen Festen
Allerdings verdirbt die schwierige konjunkturelle Lage in einigen Betrieben die Feierlaune. „Vor vier, fünf Wochen haben wir all unsere Stammkunden abtelefoniert – fast alles sagten, sie hätten kein Budget“, informiert Mareike Rathmann, Mitarbeiterin bei der Braunschweiger Eventagentur Phil Events. Sie plant und organisiert Veranstaltungen bei diversen Locations in der Region Braunschweig-Wolfsburg, darunter ist das Hotel Pearl in Salzgitter. „In diesem Jahr wirbt Pearl vor allem für kleinere Feiern, die beim einen oder anderen Kunden gut ankommen“, fügt Rathman hinzu. Anstatt zwischen 200 und 300 Gäste in einer Feier zu versorgen, würden die Gesellschaften kleiner. Auch hier zeigten sich Sparmaßnahmen größerer Firmen. Laut Rathmann seien es vorwiegend kleine Firmen, die es sich zur Weihnachtszeit schön machen wollen.
Zu den Sparvorgaben und Absagen sagt Rathmann: „Es ist schon sehr extrem im Vergleich zum Vorjahr.“ Also sorge der Eventveranstalter für winterliche Alternativen: „Wir organisierten zum Beispiel kleine, private Weihnachtsmärkte und -Wanderungen.“ Für die Eventagentur sei die Zurückhaltung der Unternehmen daher kein finanzieller Einbruch.
Mehrwertsteuererhöhung: Gifhorner Restaurantbesitzer bang vor nächstem Jahr
In der Stadt Gifhorn sieht das Ganze schon wieder anders aus. „Hier ist sonst niemand mehr außer wir und das Deutsche Haus“, sagt Björn Zentgraf, Inhaber des Schlossrestaurants Zentgraf am Telefon. Die bei ihm gebuchten Privat- sowie Firmenweihnachtsfeiern fielen groß aus – wie vor den Corona-Jahren. Ihm bange eher vor dem nächsten Jahr. Denn laut aktuellen Beschlüssen der Bundesregierung soll die Mehrwertsteuer von 7 Prozent wieder auf 19 Prozent angehoben werden.
Achim Baumgart, Inhaber vom Waldhaus Oelper in Braunschweig, bestätigt eine steigende Nachfrage: „Letztes Jahr hatten wir kaum Firmenfeiern, und jetzt sind wir fast schon wieder an unserer maximalen Auslastung. Das Weihnachtsgeschäft ist für uns, die vor allem in der Veranstaltungsbranche tätig sind, sehr wichtig, weil es direkt vor dem Jahresabschluss und damit vor dem großen Winterloch liegt. Von Januar bis Ostern finden sehr wenig Veranstaltungen statt, umso wichtiger ist es, dass wir davor einen guten Umsatz machen.“
Wer jetzt noch einen Raum für eine Firmen-Weihnachtsfeier buchen möchte, sei schon recht spät dran, erklärt er. An den Adventswochenenden sei das Waldhaus beinahe voll, unter der Woche sei es leichter, noch einen passenden Termin zu finden. Allerdings gibt es Baumgart zufolge, wie zu jeder Jahreszeit, immer wieder auch kurzfristige Stornierungen. Daher lohne es sich auch jetzt noch nachzufragen.
In Wolfsburg wird in diesem Winter groß und klein gefeiert
Die Autostadt in Wolfsburg bietet ebenfalls die Buchung ihrer Restaurants sowie die Reservierung einzelner Tische für Weihnachtsfeiern an. Eric Felber ist Leiter der Unternehmenskommunikation der Autostadt und erklärt: „Die Nachfrage ist wie im vergangenen Jahr hoch. Wer eine Weihnachtsfeier in einem der zahlreichen Autostadt-Restaurants erleben möchte, sollte schnell sein. Für Firmen-Events gibt es in der Weihnachtszeit besondere Gruppenangebote.“
Für Enrico Noack, Hotelchef im Innside in der Autostadt, läuft die Weihnachtsfeier-Saison gut an. Auch er beobachte, dass Firmen dieses Jahr im kleineren Rahmen denken. „Das Budget wird lieber in ordentliches Essen investiert, anstatt es für große Räumlichkeiten auszugeben“, sagt er. Seit ein paar Wochen gingen Reservierungen kleinerer Gruppen im Hotelrestaurant ein. Die klassische Weihnachtsfeier bietet das Innside nicht an. „Wir sind sehr optimistisch“, sagt der Hoteldirektor. Er locke mit entsprechendem Menü sowie Weihnachtsbuffets und geschmückter Location. Geplant sind drei bis vier kleinere Gruppen an einem Tag.
Mit etwa 30 Gästen hat ein kleiner Harzer Betrieb in Braunlage gut zu tun. „Im Vergleich zu den letzten zwei Jahren hat das saisonale Geschäft wieder Fahrt aufgenommen“, sagt Sajda Kuchenbäcker, Mitarbeiterin im Alten Forsthaus. Ein Unterschied sei jedoch, dass teilweise die Mitarbeiter kleinerer Firmen selbst für ihr Essen zahlen müssten.