Braunschweig. Ukrainische Flüchtlinge und die schwächelnde Konjunktur sorgen für steigende Arbeitslosenzahlen. Gifhorn und Wolfenbüttel überraschen.
Alles ist relativ. Das gilt auch für den Arbeitsmarkt. Während die Zahl der Arbeitslosen nach Angaben der Arbeitsagenturen im September im Vergleich zum August leicht gesunken ist, ist sie im Vergleich zum Vorjahresmonat leicht gestiegen. Das gilt für das Bundesgebiet, das Land Niedersachsen und mit Ausnahmen auch für unsere Region.
Dass es im Vergleich zum August eine leichte Entspannung gab, führt etwa die Arbeitsagentur Niedersachsen-Bremen auf zwei Faktoren zurück. So hätte viele junge Menschen nach ihrer Ausbildung einen Arbeitsplatz gefunden. Andere hätten nach den Sommerferien eine Ausbildung oder ein Studium begonnen.
Abkühlung der Konjunktur lässt Arbeitslosigkeit steigen
Auch für die gestiegene Zahl der Arbeitslosen im Vergleich zum Vorjahresmonat nennt die Agentur Niedersachsen-Bremen zwei Ursachen: die Betreuung ukrainischer Flüchtlinge in den Jobcentern sowie die Abkühlung der Konjunktur. Zweiteres spiegele sich im deutlichen Rückgang der Stellenmeldungen.

So seien seit Jahresbeginn in Niedersachsen 12,6 Prozent weniger freie Stellen gemeldet worden als im Vorjahreszeitraum. Den größten Rückgang habe es bei der Leiharbeit und beim Einzelhandel gegeben. Speziell die gesunkenen Zahlen für den Einzelhandel könnten auf eine Konsumzurückhaltung hindeuten.
Vielen Branchen suchen Arbeitskräfte
Gleichwohl gebe es in vielen Branchen einen großer Bedarf an Fachkräften. Der Mangel werde sich noch verschärfen, wenn die geburtenstarken Jahrgänge in den nächsten Jahren in den Ruhestand wechseln, lautet die Prognose der Arbeitsagentur.
Nach Angaben der Arbeitsagentur Helmstedt, die auch Gifhorn und Wolfsburg betreut, sind derzeit vor allem Fachkräfte im Verkauf gesucht. In diesem Segment seien 171 Stellen unbesetzt. Es folgen Fachkräfte in der Kraftfahrzeugtechnik (128), Reinigungshelferinnen und -helfer (106), Fachkräfte in der Kinderbetreuung und Erziehung (106) sowie Helfer in den Post- und Zustelldiensten (98).
Weniger neue Arbeitsplätze gemeldet
Im Bezirk der Arbeitsagentur Braunschweig-Goslar, die auch für Salzgitter und Wolfenbüttel zuständig ist, werden ebenfalls Fachkräfte im Verkauf besonders gesucht. 230 Arbeitsplätze sind demnach unbesetzt. Gefragt sind zudem Bürofachkräfte (207), Fachkräfte in der Gesundheits- und Krankenpflege (188), Reinigungshelfer (174) sowie Helfer bei den Post- und Zustelldiensten (172 Stellen).
Wie die Arbeitsagentur Braunschweig-Goslar mitteilte, waren in ihrem Bezirk im September 6618 offene Arbeitsplätze gemeldet. Das seien 4 Prozent weniger als im September des Vorjahres gewesen. Die Zahl der neu gemeldeten Stellen habe sich im vergangenen Monat um 3 Prozent auf 1208 verringert.
Große Unterschiede zwischen den Branchen
Im Bezirk der Arbeitsagentur Helmstedt waren im September 4095 offene Stellen gemeldet, ein Minus von 6 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat. Dagegen stieg die Zahl der neu gemeldeten Stellen um 14,3 Prozent auf 1014.
Im Bezirk der Arbeitsagentur Hildesheim, die unter anderem Peine betreut, verringerte sich die Zahl der neu gemeldeten Arbeitsplätze um 11,9 Prozent auf 565. Im Summe waren 3505 freie Stellen registriert, 5,1 Prozent weniger als vor einem Jahr. Den größten Rückgang gab es nach Angaben der Agentur in den Branchen Verkehr und Lagerei, Gastgewerbe, Handel und Verarbeitendes Gewerbe. Im Gegensatz dazu sei die Arbeitskräftenachfrage in den Branchen Baugewerbe, Gesundheits- und Sozialwesen, im Öffentlichen Dienst sowie bei Zeitarbeitsunternehmen gestiegen.
Rückgänge in Gifhorn und Wolfenbüttel
In unserer Region verzeichnete Goslar den stärksten Zuwachs der Arbeitslosenquote. Sie stieg um 0,9 Prozentpunkte auf 7,2 Prozent. In Gifhorn und Wolfenbüttel sank dagegen die Arbeitslosenquote um jeweils 0,2 Punkte. Die Quoten waren mit 4,4 Prozent beziehungsweise 5,2 Prozent die niedrigsten in unserer Region. Dagegen war sie in Salzgitter mit 9,5 Prozent am höchsten.
In Summe waren in unserer Region im September 36.825 Menschen arbeitslos gemeldet. Die Arbeitslosenquote lag bei glatt 6 Prozent, nach 6,2 Prozent im August und 5,8 Prozent im September des Vorjahres.
Anstiege auch in Niedersachsen und im Bundesgebiet
In Niedersachsen wurden im vergangenen Monat 252.281 arbeitslose Menschen registriert. Die Arbeitslosenquote erreichte 5,7 Prozent, nach 5,9 Prozent im August und 5,4 Prozent im Vorjahresmonat.
2,63 Millionen Menschen waren im September im Bundesgebiet arbeitslos gemeldet. Die Arbeitslosenquote betrug ebenfalls 5,7 Prozent. Das waren 0,1 Punkte weniger als im August, aber 0,3 Punkte mehr als vor einem Jahr.