Essen. Der Steinkohlebergbau ist in Deutschland längst beendet. Die finanziellen Folgen bleiben. Das dafür nötige Geld muss die RAG-Stiftung besorgen. Das klappt auch in der Corona-Krise.

Die für die Finanzierung der sogenannten Ewigkeitslasten des Steinkohlebergbaus zuständige RAG-Stiftung hat trotz der Corona-Krise ihr Milliardenvermögen weiter aufgestockt.

"Es läuft gut bei uns. Der Steuerzahler wird mit den Kosten des Nachbergbaus nicht belastet", sagte Vorstandschef Bernd Tönjes am Mittwoch in Essen bei der Vorstellung der Jahresbilanz. Ende 2020 habe das Stiftungsvermögen erstmals die Marke von 20 Milliarden Euro überschritten. Auch im laufenden Jahr lägen die Einnahmen der Stiftung über Plan.

Die Stiftung bezahlt seit 2019 vor allem das Abpumpen des Grubenwassers und die Ausgleichsmaßnahmen für Bergsenkungen im Ruhrgebiet und im Saarland. Im vergangenen Jahr wendete sie dafür 291 Millionen Euro auf. Weil die Pumpen niemals abgestellt werden dürfen, ist von einer Ewigkeitsaufgabe die Rede. Diese Kosten würden in den kommenden Jahren aber tendenziell sinken, sagte der Finanzchef der Stiftung, Jürgen Rupp. Ende 2018 war die letzte deutsche Zeche geschlossen worden.

Das nötige Geld erwirtschaftet die Stiftung aus Firmenbeteiligungen und anderen Kapitalanlagen. So ist sie größter Aktionär des Essener Chemiekonzerns Evonik. Ihren Anteil an dem MDax-Konzern hat die Stiftung zuletzt reduziert und will dies fortsetzen. Aktuell macht Evonik noch 40 Prozent des Stiftungsvermögens aus.

Zur Risikostreuung beteiligt sich die RAG-Stiftung weltweit an Unternehmen. Das habe sich in der Pandemie bewährt, sagte Vorstandschef Tönjes. Die Stiftung habe schon vom Aufschwung in Asien und den USA profitiert, als der Tiefpunkt in Europa noch nicht erreicht war. Insgesamt investierte die Stiftung 2020 rund 1,4 Milliarden Euro.

Im Ruhrgebiet übernimmt die Stiftung zunehmend Aufgaben beim Strukturwandel. Derzeit prüft sie, ob sie im Auftrag mehrerer Revierstädte als Treuhänder die Neuaufstellung des in Schwierigkeiten steckenden Energiekonzerns Steag begleiten soll. Die Städte hatten sich bei der Übernahme des Kraftwerksbetreibers verhoben. Eigenes Geld werde die Stiftung aber nicht in die Steag stecken, betonte Rupp.

Nicht alle Investitionen der Stiftung sind erfolgreich. Beim Aachener Elektroautohersteller E.Go Mobile stiegen die Essener mit Verlusten aus. Zufrieden ist Finanzvorstand Rupp dagegen mit der Beteiligung an der Signa Prime Selection AG des Eigentümers der Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof (GKK), René Benko. Auch an der von ThyssenKrupp verkauften Aufzugssparte ist die Stiftung beteiligt.

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