Berlin. Immer mehr Menschen setzen auf eine Wärmepumpe als Heizung. Der Vorteil: Man kommt ohne Brennstoffe aus. Stromkosten entstehen dennoch.
Wärmepumpen boomen in Deutschland – und das nicht erst seitdem in der Republik kontrovers über das Heizungsgesetz von Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) diskutiert wird. Einer der Gründe: Schon seit Jahren werden umweltfreundliche Heizsysteme wie Wärmepumpen staatlich gefördert.
Zu ihrem Durchbruch verhalf der Wärmepumpe das sogenannte Marktanreizprogramm aus dem Jahr 2020. Seitdem werden beim Einbau der Systeme 35 Prozent der Kosten vom Staat übernommen. Ersetzt die Wärmepumpe eine alte Ölheizung sind gar bis zu 45 Prozent möglich.
Lesen Sie dazu: Wärmepumpen-Förderung 2023 – So kommen Sie an den Zuschuss
Durch diese hohen Fördersummen sind die Absatzzahlen von Wärmepumpen explodiert. So wurden laut "Wirtschaftswoche" 2022 in mehr als jedem zweiten Neubau eine solche verbaut – 2001 lag der Anteil der Wärmepumpen noch bei nur einem Prozent.
Vorteil der Wärmepumpe: Ohne Brennstoffe heizen und Geld sparen
Ein großer Vorteil von Wärmepumpen liegt darin, dass sie ohne Brennstoffe wie Gas, Öl oder Holz betrieben werden können. Das spart in vielen Haushalten Platz, wenn keine großen Tanks für Heizöl oder Lagerräume für Pellets eingebaut werden müssen. Und auch die Betriebskosten sind deutlich geringer als bei anderen Heizungen, weil kein Geld mehr für die Brennstoffe ausgegeben werden muss.
- Investition: Stromverbrauch und Kosten einer Wärmepumpe – Worauf Sie achten sollten
- Debatte: Die 10 größten Mythen und Lügen über die Wärmepumpe im Faktencheck
- Gebäude: Wärmepumpe auch im Altbau möglich – Das ist zu beachten
- Zuschuss: Förderung für die Wärmepumpe – Diese Zuschüsse gibt es vom Staat
- Hybridheizung: Wärmepumpe mit Ölheizung kombinieren – So viel Förderung gibt es
- Kühlung: Wärmepumpe nachrüsten und als Klimaanlage nutzen – So geht's
Doch ganz ohne Energiezufuhr von außen kommen auch Wärmepumpen nicht aus: Sie sind auf Strom angewiesen, mit dem die aus der Erde, dem Grundwasser oder der Umgebungsluft gewonnene Wärme verdichtet und damit für das Heizsystem nutzbar gemacht wird.

Wärmepumpe: Welche Stromkosten entstehen?
Doch mit welchen Betriebskosten müssen Immobilienbesitzerinnen und -besitzer rechnen, wenn sie sich für eine Wärmepumpe entscheiden? Grundsätzlich gilt: Sie sind deutlich niedriger als bei einer Gas- oder Ölheizung. Wie hoch die Stromkosten in etwa ausfallen, kann man berechnen. Zumindest wenn man die nötigen Kennzahlen kennt. Und da wird es schwierig.
Für die Berechnung der – ungefähren – jährlichen Stromkosten benötigt man laut dem Heizungshersteller Buderus drei Werte:
- den jährlichen Wärmebedarf in kWh
- die Jahresarbeitszahl der Wärmepumpe
- den aktuellen Strompreis pro kWh
Stromverbrauch der Wärmepumpe: Das sind die Probleme bei der Berechnung
Während sich der Strompreis einfach online ermitteln lässt, ist es beim Wärmebedarf schon etwas komplizierter. Zwar gibt es Online-Rechner, über die er ermittelt werden kann. Dafür benötigt man jedoch einige Informationen über die eigene Immobilie – etwa über die Wärmedämmung oder das Baujahr. Wer über diese nicht verfügt, kann mit der folgenden Tabelle den etwaigen Wert ermitteln:
Baujahr des Gebäudes | Wärmebedarf pro Quadratmeter Wohnfläche |
bis 1977 | 150 bis 200 kWh |
1978 bis 2002 | 100 bis 150 kWh |
2003 bis 2015 | 50 bis 80 kWh |
Neubau | 40 bis 50 kWh |
Passivhaus | 15 kWh |
Doch das eigentliche Problem bei der Berechnung stellt die Jahresarbeitszahl dar. Sie gibt an, wie effizient eine Wärmepumpe arbeitet. Das hängt von den technischen Voraussetzungen des Geräts, aber auch von den Gegebenheiten in der Immobilie ab und lässt sich daher ohne Experteneinschätzung nicht genau festlegen. Sehr grobe Richtwerte, die man für eine unegfähre Berechnung des Stromverbrauchs heranziehen kann, sind:
- Luft-Wärmepumpe: 3,0 bis 4,5
- Erd-Wärmepumpe: 2,8 bis 3,5
- Wasser-Wärmepumpe: 3,8 bis 4,5
Beispielrechnung zur Wärmepumpe: Das sind die Stromkosten für ein Einfamilienhaus
Auf Basis dieser Werte lassen sich der jährliche Stromverbrauch und damit auch die Stromkosten für eine Wärmepumpe schätzen. Allerdings handelt es sich nur um eine sehr grobe Rechnung mit vielen Variablen. Dafür gehen Sie laut Buderus so vor:
- jährlicher Wärmebedarf in kWh / Jahresarbeitszahl = jährlicher Stromverbrauch
- jährlicher Stromverbraucht x Strompreis pro kWh = jährliche Stromkosten
Ein Beispiel: Eine Familie heizt ihr freistehendes Einfamilienhaus (Baujahr 1993) mit einer Wohnfläche von 120 Quadratmetern mit einer Wasser-Wärmepumpe. Der jährliche Stromverbrauch liegt bei 3600 kWh (120 x 120 / 4,0). Daraus ergeben sich bei einem Strompreis von 35 Cent pro kWh jährliche Kosten von 1260 Euro. Geht man beim Wärmebedarf oder der Jahresarbeitszeit jedoch von leicht abgeänderten Werten aus, ergibt sich eine Spanne von 930 bis 1.650 Euro, in der die Stromkosten liegen könnten.
Zudem hat das jeweilige Wetter einen großen Einfluss auf den Stromverbrauch der Wärmepumpe. Ist es draußen kalt, benötigt eine Luft-Wärmepumpe deutlich mehr Energie, um die Umgebungswärme so stark zu verdichten, dass sie für die Heizung genutzt werden darf. Bei anderen Wärmepumpen-Arten ist der Einfluss zwar nicht so groß, doch auch sie brauchen bei niedrigen Temperaturen mehr Strom.
Grundsätzlich steigt der Stromverbrauch in Haushalten, die eine Wärmepumpe einbauen, deutlich. Bedenken sollte man jedoch: Um ein ähnliches Gebäude mit Gas zu beheizen und das Warmwasser damit aufzubereiten, würden Kosten in Höhe von rund 2300 Euro anfallen. Deutliches Sparpotenzial ist also vorhanden.