Berlin. Handball-WM: Die deutschen Handballer haben gegen Serbien in Berlin mit 31:23 (16:12) gewonnen. Sie tankten damit Selbstvertrauen.

Am liebsten hört er Schlagermusik. Und so stand Matthias Musche auch breit grinsend auf dem Spielfeld, als aus den Lautsprechern in der Arena am Berliner Ostbahnhof das Lied „Oh, wie ist das schön“ erklang. Für den 26-Jährigen passte in diesem Moment alles. Die Musik und erst recht der dazugehörige Text, denn es war wahrlich ein schöner Moment für den Mann mit dem blonden Bart, der die Feierlichkeiten nach dem 31:23 (16:12)-Sieg gegen Serbien im letzten Vorrundenspiel der Handball-WM sichtlich genoss.

Nun kommt die Hauptrunde gegen Island, Spanien und Kroatien. Am Samstag (20.30 Uhr) geht es gegen Island, am Montag (18 Uhr) gegen Kroatien und am Mittwoch (18 Uhr) gegen Spanien. Fest steht auch, dass Deutschland dort mit 3:1 mitgenommenen Vorrundenpunkten gute Aussichten aufs Erreichen des Halbfinals in Hamburg hat. „Dass wir so durchgehen, ist eine tolle Sache. Drei Punkte sind enorm viel wert. Wir haben alles in der eigenen Hand“, sagte Bundestrainer Christian Prokop.

Das ist auch ein Verdienst von Matthias Musche. Zwei Gläser Cola hatte er vor dem Spiel getrunken, wie er es immer tut, das ist sein Ritual. „Ich brauche Koffein vor jedem Spiel“, hatte er vor der WM erklärt. Die Rechnung ging auf: zwei Cola, fünf Tore. Musche war am Donnerstagabend der erfolgreichste Schütze im deutschen Team. Auch in den vier zurückliegenden Spielen wurde sein Name vom Publikum bei der Vorstellung immer am lautesten gebrüllt, viele Plakate in den Fanblocks sind ihm gewidmet. Dem Mann mit dem schnellen Antritt, der in der Bundesliga für den SC Magdeburg auf Linksaußen spielt und mit 162 Treffern die Bundesliga-Torschützenliste anführt.

Torhüter Heinevetter ganz stark

Das deutsche Team bestand gegen Serbien nur aus 15 Spielern. Wie erwartet wurde der verletzte Rückraumspieler Steffen Weinhold geschont. Bundestrainer Christian Prokop verzichtete auf eine kurzfristige Nachnominierung von Europameister Kai Häfner, der am Mittwoch aus Vorsichtsgründen zum Team gestoßen war. Vielmehr ließ er seine Stammformation Kräfte sparen und setzte vermehrt auf Akteure, die zuletzt weniger Spielzeit erhalten hatten.

Auf Silvio Heinevetter, der statt Andreas Wolff im Tor stand. Auf Franz Semper, der den verletzten Weinhold ersetzte. Und auf Finn Lemke, dem in der Abwehr erstmals eine größere Rolle vergönnt war. Anfangs stand noch Uwe Gensheimer auf dem Feld, nach 15 Minuten war es dann aber Matthias Musche, der nun seine Torgefährlichkeit beweisen durfte. „Jeder soll spüren, Teil dieser geilen Mannschaft zu sein. Und dass das Niveau gleich hoch bleibt, wenn sie reinkommen“, begründete Prokop seine Entscheidungen.

Der Bundestrainer wechselte aber nicht nur sein Personal munter durch, auch im taktischen Bereich probierte der 40-Jährige mit Blick auf die kommenden Spiele einiges aus. Seine Mannschaft fand nach Startproblemen aber schnell in die Spur. Gensheimer glich mit seinem 30. Turniertor zum 4:4 aus (9.), Kreisläufer Patrick Wiencek sorgte eine Minute später in Überzahl für die erste Führung. Serbien kam noch einmal auf 6:6 und 7:7 heran, dann aber zog das deutsche Team davon.

Torhüter Heinevetter zeigte am Ende 14 Paraden und erzielte in den Schlusssekunden selbst ein Tor („Für die Mannschaft war es wichtig, dass alle zum Einsatz kamen“). Rückraumspieler Paul Drux sagte: „Die Vorrunde hat gezeigt, dass wir gegen jeden Gegner das Spiel bestimmen können.“ Matthias Musche, der Mann mit dem Wikingerbart, stört sich nicht, in Köln wohl wieder weniger zu spielen. „Ich gebe immer alles“, sagte Musche. „Auf dem Feld und auf der Bank.“