Dortmund. Marco Reus erlebt mit dem BVB eine schwierige Phase. Mit der Nationalmannschaft hat er am Sonntag die Chance auf eine Wende zum Besseren.

Marco Reus muss lachen, weil ihm ein kleiner Junge eine Frage stellt, die er so vermutlich noch nicht so oft gehört hat. „Wenn ich Fußball-Profi werde, muss ich dann schlau sein?“, fragt der Junge im BVB-Trikot, der sich zusammen mit vielen anderen kleinen Fußball-Fans am Freitag im Deutschen Fußballmuseum eingefunden hat, um in Dortmund an der Pressekonferenz für Kinder teilzunehmen. Reus lächelt also, schaut rüber zu seinen Nationalmannschaftskollegen Serge Gnabry und Kai Havertz – und antwortet: „Wie du siehst, brauchst du das nicht.“

Die Nationalelf scheint nicht den schlechtesten Einfluss auf die Laune des 30-Jährigen zu haben, der als Kapitän von Borussia Dortmund zuletzt ja vor allem Rückschläge, Aussetzer, Schwankungen erklären musste. Seine Heimatstadt hat er seitdem zwar nicht verlassen. Allerdings tummelt sich Reus seit Montag beim DFB, trägt deswegen auf dem Trainingsgelände des BVB nicht schwarz-gelbe, sondern schwarz-weiße Klamotten, als er am Freitagmorgen mit der Mannschaft von Bundestrainer Joachim Löw trainiert. Die Knieprobleme, die einen Einsatz beim 2:2 im Testspiel gegen Argentinien am Mittwoch im Dortmunder Stadion noch verhindert hatten, hat Reus überwunden.

Rückkehr in die Startelf winkt

„Es gab jetzt die Möglichkeit, mal ein Spiel auszusetzen, um die Probleme auszukurieren“, erklärt Reus. „Ich habe die vergangenen zwei, drei Tage ganz normal trainiert. Von daher dürfte einem Einsatz nichts im Wege stehen.“

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Am Sonntag (20.45 Uhr/RTL) im EM-Qualifikationsspiel in Estland wird der BVB-Kapitän daher aller Voraussicht nach wieder in der Startelf stehen. Bundestrainer Löw schätzt den Offensivspieler weiterhin, plant ihn als einen Leistungsträger für die Europameisterschaft im Sommer 2020 ein. Auch wenn Reus gerade nicht die leichteste Phase in seiner Karriere erlebt.

Bundestrainer Löw schwärmt

Denn wie sein Klub schwankt er in seinen Leistungen, die Topform der vergangenen Saison scheint verflogen. Viel mehr hadert der Fußballer des Jahres auf dem Platz meistens mit sich, mit seinen Mitspielern. Ausgerechnet in seiner vielleicht wichtigsten Spielzeit kämpft Reus mit eigenen Problemen. Dabei soll er dem BVB und der Nationalelf dabei helfen, Titel zu gewinnen.

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Löw schwärmt trotzdem immer wieder von dem gebürtigen Dortmunder. „Marco hat uns leider wahnsinnig häufig gefehlt“, sagte der Bundestrainer zuletzt. Und: „Er ist sicherlich reifer geworden, weil er mehr Verantwortung übernimmt. Er genießt Respekt.“

Dass Marco Reus so viele Länderspiele verpasst hat, liegt an seiner langen Krankenakte, über die schon viele Geschichten geschrieben wurden. Derzeit sucht er seine Form allerdings in einer Phase, in der es ihm körperlich (bis auf die leichten Knieprobleme) gut geht. Vielleicht hemmt ihn die komplizierte Lage beim BVB, jedenfalls erklärte er vor der Länderspielreise: „Wir müssen die Köpfe freikriegen.“

Reus wirkt gelöst

In dieser Hinsicht scheint sich sein Ausflug zur Nationalmannschaft zumindest gelohnt zu haben. Während er sich als Dortmund-Kapitän meist staatstragend gibt, wirkte er auf der Kinder-PK gelöst. Scherzte mit Gnabry, neckte Havertz – und beantwortete noch die Frage des kleinen Jungen mit dem BVB-Trikot.

„Ich glaube, heutzutage hast du im Fußball viele Bereiche, die dazugekommen sind. Dementsprechend musst du auch handeln und schlau sein. Alles andere sei mal dahingestellt“, sagte Reus und lachte weiter.