Formel 1

Formel 1: Max Verstappens Serie reißt in Singapur

| Lesedauer: 4 Minuten
Nur Fünfter in Singapur: Formel-1-Pilot Max Verstappen.

Nur Fünfter in Singapur: Formel-1-Pilot Max Verstappen.

Foto: Vincent Thian/AP/dpa

Singapur.  Monatelang hatten Max Verstappen und Red Bull die Formel 1 dominiert - in Singapur endet die Rekordserie mit einer deutlichen Niederlage.

Carlos Sainz schwang grinsend den Dirigentenfinger, Ferraris Mechaniker grölten in der schwülen Nacht von Singapur die italienische Hymne - und Max Verstappen war weit und breit nicht zu sehen. Kein Sieg und nicht einmal das Podest für den Weltmeister, die große Serie von Red Bull endete mit einer heftigen Niederlage. Der Traum von der perfekten Saison ist ausgeträumt.

„Diese Statistiken“, sagte ein verschwitzter Verstappen knapp, „sind mir egal.“ Man habe eben auch Pech gehabt, „das Safety Car kam für uns zweimal zum falschen Zeitpunkt“, nach einer Aufholjagd von Startplatz elf sah es nie aus.

Formel-1-Weltmeister Verstappen wirkt ratlos

Ratlos und bisweilen hilflos war der Weltmeister auf dem komplizierten Stadtkurs, nach seinem Rekord von zuletzt zehn Siegen in Serie reichte es gerade so für Rang fünf. Sainz dagegen ist im 15. Saisonrennen der erste Sieger, der nicht im Red Bull sitzt.„Das ist ein unglaubliches Gefühl, ein unglaubliches Wochenende“, sagte der Spanier nach dem zweiten Sieg seiner Karriere: „Ich bin sicher, dass ganz Italien und Ferrari sehr glücklich sind.“

Für die Scuderia ist es der erste Erfolg seit Juli 2022. Lando Norris feierte dahinter im McLaren den zweiten Platz vor Mercedes-Pilot Lewis Hamilton. Nico Hülkenberg verpasste als 13. die Punkteränge. Verstappens Teamkollege Sergio Perez wurde indes Achter. Beide Piloten kämpften mit dem herumrutschenden Red Bull, der sonst auf jeder Strecke so gut funktioniert. „Es ist, als würde ich auf Eis fahren“, funkte Verstappen zwischendurch an die Box.

Max Verstappen führt weiterhin den Titelkampf der Formel 1 an

Auf den Titelkampf hat das alles keine großen Auswirkungen, Verstappen führt nach wie vor mit großem Vorsprung auf Perez. Nicht beim Rennen am kommenden Sonntag in Japan, wohl aber beim darauffolgenden Grand Prix in Katar (8. Oktober) könnte der Niederländer seinen dritten Titel in Serie perfekt machen. „Wir sind sehr stolz auf unsere Serie“, sagte Teamchef Christian Horner bei Sky: „Irgendwann musste sie enden. Wir werden in Japan zurückschlagen.“

Schon vor dem Rennen hatte Verstappen gar nicht erst über eine Siegchancen reden wollen, im Qualifying war er bereits vor dem finalen Abschnitt gescheitert. „Das kann man vergessen“, sagte er, „auf anderen Strecken geht es vielleicht, aber hier kannst du nicht überholen.“

Doppelführung für Ferrari in den ersten Runden

Von Rang elf machte Verstappen die ersten Positionen allerdings recht früh gut, nach sechs Runden war er Achter. Ganz vorne hatte sich ebenfalls gleich am Start etwas getan. Charles Leclerc, auf den weichen Reifen im Vorteil, zog vor der ersten Kurve an George Russell im Mercedes vorbei, Ferrari absolvierte die ersten Runden mit einer Doppelführung. Sainz vor Leclerc, dahinter Russell, Norris und Hamilton.

Es passierte nun wenig, die Piloten hielten Sicherheitsabstand, größere Lücken entstanden aber kaum. Es war auch ein Pokerspiel mit Blick auf eine mögliche Safety-Car-Phase - und die kam dann auch schon nach 20 Runden. Logan Sargeant rauschte mit seinem Williams in die Bande und hinterließ auf dem Weg in die Box zahlreiche Trümmerteile, das Safety Car rückte aus.

Fast alle Piloten legten ihren ersten Reifenwechsel ein, Red Bull verzichtete: Beide waren auf den lange haltbaren harten Reifen unterwegs. Dieses Manöver spülte Verstappen und Perez auf die Ränge zwei und vier nach vorne - nach dem Restart waren beide aber chancenlos. Russell, Norris, Hamilton und Leclerc gingen in kurzer Folge an Verstappen vorbei, in der gesamten Saison war Verstappen zuvor nur ein einziges Mal auf der Strecke überholt worden. Der RB19 sah in dieser Phase aus wie ein Durchschnitts-Auto.

Verstappen war nur noch Sechster - und hatte noch nicht gestoppt. Vorne waren die Abstände weiterhin gering, alle Podestkandidaten waren aber äußerst bedacht darauf, keinen weiteren Stopp zu benötigen und schonten ihre Reifen. Erst in der Schlussphase ließen sie die Zurückhaltung fallen, dicht an dicht rasten die Top vier durch die letzten Runden - und Russell schmiss mit einem späten Crash den Podestplatz weg. (sid)