Clausthal-Zellerfeld. Was Hirsch und Wildschwein schmeckt, soll Schmetterlinge und Wildbienen anlocken: So verändern sich die Flächen im Harz.

Die Niedersächsischen Landesforsten (NLF) entwickeln im Oberharz aus Wildäsungsflächen artenreiche Blühwiesen. Insgesamt sieben Wildwiesen in den Forstämter Clausthal und Riefensbeek sollen laut NLF künftig so bewirtschaftet werden, dass sich typische Bergwiesen–Gräser und -Blumen darauf ansiedeln. Ziel der neu ausgerichteten Grünlandpflege seien abwechslungsreiche und für Insekten wie Wildtiere gleichermaßen attraktive Lebensräume.

Bislang dienten die Äsungsflächen primär der Ernährung von Rot-, Rehwild sowie Schwarzwild und Hasen. In den gleichförmigen, häufig dunklen und deshalb nahrungsarmen Fichtenwäldern des vergangenen Jahrhunderts herrschte ein knappes Nahrungsangebot. Als Ausgleich legten Forstleute Äsungsflächen im Wald an sonnigen Stellen an und verhinderten Baumwuchs durch regelmäßiges Mulchen. Hochgewachsene Fichten beschatteten zuletzt die Wiesenflächen und begünstigten die Moosbildung.

Auf insgesamt sieben Wildwiesen in den Forstämter Clausthal und Riefensbeek sollen sich künftig typische Bergwiesen–Gräser und -Blumen ansiedeln können.
Auf insgesamt sieben Wildwiesen in den Forstämter Clausthal und Riefensbeek sollen sich künftig typische Bergwiesen–Gräser und -Blumen ansiedeln können. © NLF | Niedersächsische Landesforsten

Jetzt stellen die Landesforsten ihr Bewirtschaftungskonzept auf den ersten sieben Flächen um. Ein örtlicher Landwirt aus dem Südharz entfernte das Moos mithilfe eines Striegels, der an seinem Schlepper angebaut war. Im kombinierten Arbeitsgang wurde Bergwiesensaatgut, das im Jahr zuvor von den Bergwiesen rund um Altenau stammte, ausgebracht. Abschließend verteilte er eine niedrige Dosis von 2,5 Tonnen/Hektar Kalk auf die Äsungsflächen, der aus dem Kalk-Steinbruch „Rump & Salzmann“ aus Ührde bei Osterode stammte. Die Aussaat neuer Gräser mit Blühpflanzensamen in Verbindung mit der Kalkung soll eine erneute Ausbreitung der Moose eindämmen.

„Mit 20 Kilo Saat pro Hektar möchten wir sicherstellen, dass sich künftig die typischen Pflanzen einer Oberharzer Bergwiese selbst ausbreiten“, beschreibt Jörg Sonnabend das Vorgehen. Der Förster für Naturschutz und Waldökologie im Forstamt Clausthal zählt diejenigen Arten auf, die auf einem eher sauren und mageren Wiesenstandort vorkommen: „Ich rechne mit Sauerampfer, Spitzwegerich, Schafgarbe, Hahnenfuß, Waldstorchschnabel, Wiesenschaumkraut und Ehrenpreis. Bei Bedarf werden wir im nächsten Jahr nachsäen und beobachten, ob sich das Moos erneut ausbreitet“, so der Forstmann.

Das ist die Serie- Unser Wald

Der Wald im Harz ist ein Klima- und Naturlabor. Sein Zustand und sein Wandel lassen Rückschlüsse auf unser aller Umwelt zu, die weit über die Region hinaus bedeutsam sind.

Waldbrand und Sturm, Baumsterben und Aufforstung, Lebensraum für Insekten, Tiere und Menschen: Der Wald vor unserer Tür beschäftigt uns.

Zeit, den Wald genauer unter die Lupe zu nehmen – in dieser losen Serie spüren wir künftig unseren Wäldern und ihrem Wandel nach.

Lesen Sie bisher in unserer Serie:

Osteroder Stadtforste haben eine neue Leiterin

Wildäsungsflächen im Oberharz werden zu Blühwiesen

Künftig wollen die Forstämter die sieben Äsungsflächen einmal jährlich mähen lassen. Dies soll laut Sonnabend Ende Juni bis Anfang Juli erfolgen, dann haben sich die Wildblumen selbst weiter ausgesamt. Jörg Sonnabend betont, dass es wichtig sei, das Mähgut im Gegensatz zur bisherigen Behandlung abfahren zu lassen. So könnten sich artenreiche Blühwiesen entwickeln, auf denen neben Hirsch und Reh auch Wildbienen, Schmetterlinge und viele andere Insekten leben würden.

Förster Sonnabend und seine Kolleginnen und Kollegen wollen damit den Insektenschutz vorantreiben, wie er im „Niedersächsischem Weg“ vereinbart ist.