Berlin. Einige bekannte Politiker scheiden aus dem Bundestag aus – unsere Redaktion bilanziert, was ihren Weg zum einem besonderen gemacht hat.

Horst Seehofer (72): Ein Tausendsassa. Merkel-Kritiker. Merkel-Fan. 1980 zog er erstmals in den Bundestag, saß aber auch im bayrischen Landtag. Er war Ministerpräsident und CSU-Chef, im Bund Gesundheits-, Agrar- und zuletzt Innenminister.

Horst Seehofer (CSU).
Horst Seehofer (CSU). © dpa | Tom Weller

Seehofer hat das Talent, Menschen einzunehmen, und ein Gespür für Stimmungen. Letzteres macht ihn verführbar – zum Populismus. Seehofer hat in der Flüchtlingspolitik das Land gespalten und als Innenminister die Sicherheitsbehörden auf den Kampf gegen Rechts getrimmt.

Thomas de Maiziere (CDU).
Thomas de Maiziere (CDU). © Getty Images | Andreas Rentz

Thomas de Maizière (67): Der Generalssohn war eine Allzweckwaffe. Er hat zwei Staatskanzleien ge­leitet, in Sachsen war er Minister für Finanzen, Justiz, Inneres, im Bund führte er das Verteidigungs- und das Innenressort. Vor allem überzeugte er 2005 nach seinem Einstieg in die Bundespolitik als Kanzleramtschef.

Ihm kam sein Sinn für Ausgleich und Entschleunigung zugute – und das gute Verhältnis zu Angela Merkel. Als Wessi war er zugleich eine überzeugende Stimme des Ostens. Der Musikfan hat nun Zeit für einen Vorsatz: gut Klavier spielen.

Ulla Schmidt (SPD).
Ulla Schmidt (SPD). © epd | Benno Kraehahn

Ulla Schmidt (72) saß 31 Jahre für die SPD im Bundestag, in Erinnerung bleibt sie aber vor allem durch ihren Reformeifer als Gesundheitsministerin. In ihrer Amtszeit (2002 bis 2009) stand die gesetzliche Krankenversicherung unter Druck, Schmidt versuchte, das System zukunftssicher zu machen: Sie erfand die – längst wieder abgeschaffte – Praxisgebühr und entlastete die Arbeitgeber bei der Finanzierung des Gesundheitswesens; in der SPD ist ihre Rolle daher umstritten.

Nach ihrer Amtszeit war sie Bundestagsvizepräsidentin. Seit 2012 setzt sie sich bei der Bundesvereinigung Lebenshilfe für Behinderte ein.

Katja Suding (FDP).
Katja Suding (FDP). © imago images/foto2press | imago stock

Katja Suding (45) hat vor sieben Jahren mal die FDP gerettet: 2015, nachdem die Liberalen aus dem Bundestag geflogen waren, schaffte die Hamburgerin gegen den Trend nicht nur den Wiedereinzug in die Bürgerschaft, sondern konnte auch der am Boden liegenden Partei wieder Hoffnung einhauchen.

Suding wurde zum frischen weiblichen Gesicht der erneuerten Partei und zog 2017 als Vize von Parteichef Lindner in den Bundestag ein. Doch der Politikbetrieb in der Hauptstadt missfiel ihr. Nach nur einer Wahlperiode tritt sie nicht wieder an.

Martin Schulz (SPD).
Martin Schulz (SPD). © imago images/Political-Moments | imago stock

Für Martin Schulz (65) geht mit der Wahl eine 26-jährige Politkarriere zu Ende. Nur die letzten vier Jahre verbrachte er, ohne großen Glanz, im Bundestag. Zuvor war er zwei Jahrzehnte Abgeordneter des EU-Parlaments, das ihn 2014 zum Präsidenten wählte.

In den Bundestag wechselte Schulz mit der Wahl 2017, weil er Kanzler werden wollte. Es kam bekanntlich anders: Der Parteichef fuhr das schlechteste SPD-Ergebnis der Nachkriegsgeschichte ein. Auch aus einem Ministerposten wurde nichts, Schulz warf als Parteichef hin und war fortan nur noch Hinterbänkler. Auf eine neue Kandidatur verzichtete er.