Berlin. Den 30- bis 59-Jährigen in Deutschland geht es gut – trotzdem haben sie laut einer neuen Studie das Gefühl, dass der Ton rauer wird.

Sie arbeiten, sie ziehen Kinder groß, sie pflegen ihre Eltern: Die 30- bis 59-Jährigen in Deutschland stehen in der Mitte der Gesellschaft. Regelmäßig lässt deshalb die deutsche Versicherungswirtschaft (GdV) das Allensbach Institut fragen, wie es dieser Gruppe geht. Das Ergebnis der neuesten Untersuchung: Die Lage ist gut, doch die Stimmung wenig optimistisch.

Die Boomjahre in der Wirtschaft sind laut Studie angekommen: Finanziell geht es der „Generation Mitte“ nach eigenen Angaben gut wie nie. 59 Prozent der Befragten beurteilen ihre private wirtschaftliche Lage positiv, fast die Hälfte gab an, dass es ihnen heute besser geht als vor fünf Jahren.

Jeder Zweite sieht Klimawandel als Risiko für die Wirtschaft

Doch es gibt Sorgen, dass die Zeiten schlechter werden könnten: Vier von zehn Befragten gehen davon aus, dass die deutsche Wirtschaft in den kommenden Jahren hinter die Konkurrenz zurückfallen wird, nur ein Viertel glaubt daran, dass Deutschland seine wirtschaftlich starke Position halten können wird. Gründe sind – neben dem Fachkräftemangel und der Politik Donald Trumps – die Sorge, dass Deutschland technologisch den Anschluss verliert, Mängel im Bildungssystem und die demografische Entwicklung. Auch der Klimawandel bereitet vielen Sorge: 49 Prozent der Befragten sehen in der globale Erwärmung ein großes Risiko für die deutsche Wirtschaft.

Und auch in ihre persönliche Zukunft schauen die 30- bis 59-Jährigen wenig optimistisch. Nur rund ein Viertel erwartet, im Alter ohne Geldsorgen leben zu können. Die Hälfte rechnet damit, dass das Geld knapp sein wird, und jeder Fünfte geht sogar davon aus, dass es gar nicht reichen wird. Viele wünschen sich deshalb eine Stärkung der gesetzlichen Rente: 63 Prozent der Befragten fände es sinnvoll, wenn auch Beamte und Selbstständige in die Rentenkassen einzahlen müssten.

Das Verhalten im Straßenverkehr wird aggressiver

Auch gesellschaftlich wird der Ton rauer, jedenfalls nach Einschätzung der Studienteilnehmer. 81 Prozent berichten von zunehmender Aggressivität, 73 berichten, dass Egoismus immer mehr Platz einnimmt. Am deutlichsten wird das im Straßenverkehr spürbar, wo neun von zehn Befragten rücksichtsloses und aggressives Verhalten erleben. Seltener passiert das laut Studie an öffentlichen Plätzen, in öffentlichen Verkehrsmitteln oder auch im Internet. Jeder Zweite ist der Meinung, dass in den vergangenen fünf Jahren die negativen gesellschaftlichen Entwicklungen überwogen haben – in Ostdeutschland liegt dieser Anteil noch ein wenig höher, bei 53 Prozent.

Es ist nicht der einzige Unterschied, der sich entlang der ehemaligen innerdeutschen Grenze abzeichnet: Während in Westdeutschland nur jeder Dritte der Meinung war, dass die Herkunft aus Ost- oder Westdeutschland Menschen voneinander trennt, lag dieser Anteil unter den Befragten aus dem Osten bei 55 Prozent. Ostdeutsche waren außerdem häufiger der Meinung, dass die politische Einstellung als spaltender Faktor wirkt. In beiden Landesteilen hatten viele den Eindruck, dass der soziale Zusammenhalt in den vergangenen Jahren schwächer geworden ist.

Mehrheit sieht Gleichberechtigung noch nicht verwirklicht

Unterschiedliche Bewertungen gibt es unter den Teilnehmern bei der Frage, wie es um die Gleichberechtigung von Männern und Frauen steht. Vor allem Frauen sehen da noch viel Nachholbedarf: 69 Prozent gaben an, in diesem Bereich müsse „noch einiges getan werden“. Unter den Männern stimmen dem nur 43 Prozent zu – 37 Prozent sehen Gleichberechtigung als „weitgehend verwirklicht“.