Moskau. Kremlchef Putin steuert auf den erwarteten Wahlsieg zu. Bei der russischen Präsidentenwahl liegt er laut ersten Zahlen deutlich vorn.
Wladimir Putin geht aus der russischen Präsidentenwahl gestärkt für den ernsten Konflikt mit dem Westen hervor. Nach Auszählung von knapp 50 Prozent der Stimmen bekam Putin bei der Abstimmung rund 75 Prozent. Damit steuert er auf das beste Wahlergebnis seiner Karriere zu.
Damit bleibt der 65-Jährige wie erwartet für sechs weitere Jahre Russlands Präsident. Noch am Abend wurde eine Siegesfeier in der Nähe des Kremls erwartet. Erstmals durften auch die Bewohner der 2014 annektierten ukrainischen Halbinsel Krim den russischen Präsidenten wählen.
Die Menge jubelt Wladimir Putin zu
Putin dankte am Sonntagabend seinen Wählern für seinen deutlichen Sieg. „Ihr seid unsere Mannschaft. Ich bin Mitglied eures Teams und alle, die heute gewählt haben, sind Teil unseres gemeinsamen Teams“, sagte Putin bei einem Auftritt in der Nähe des Kremls in Moskau.
Russland stehe eine große Zukunft bevor, rief er der Menge zu. Trotz schwieriger Umstände sei in den vergangenen Jahren viel erreicht worden. Dann stimmte er in die „Russland, Russland“-Rufe des Publikums ein.
Putins Wiederwahl war erwartet worden
Mit dem Teilergebnis setzen die Behörden ein Zeichen direkt nach der Wahl. Zwar wird das Endergebnis erst für Montag erwartet, doch dürfte sich an der Tendenz kaum etwas ändern. Auch bei Nachwahlbefragungen lag Putin mit rund 74 Prozent deutlich vor den sieben Mitbewerbern.
Die Wiederwahl Putins mit einem hohen Ergebnis war erwartet worden, die anderen sieben Kandidaten hatten keine Aussicht auf Erfolg. „Ich bin überzeugt von der Richtigkeit des Programms, das ich dem Land vorschlage“, sagte Putin bei seiner Stimmabgabe.
Kommunist auf Platz zwei
Auf Platz zwei landete der Herausforderer der Kommunistischen Partei, Pawel Grudinin, mit 11,2 Prozent der Stimmen, wie eine Prognose des Instituts VSsIOM ergab. Auf den Rechtsradikalen Wladimir Schirinowski entfielen demnach 6,7 Prozent und auf die einzige Frau im Rennen, die TV-Moderatorin Xenia Sobtschak, 2,5 Prozent.
Der frühere Geheimdienstler Putin führt Russland seit 18 Jahren. Weil die Verfassung nur zwei Amtszeiten in Folge erlaubt, hatte er sich 2008 nicht zur Wahl gestellt. Bis 2012 war er Regierungschef, während sein Vertrauter Dmitri Medwedew die Geschäfte im Kreml leitete. 2012 tauschte Putin mit Medwedew in einer umstrittenen „Rochade“ das Amt und kehrte mit 63,6 Prozent der Stimmen in den Kreml zurück.
Fall Skripal: Putin nennt Vorwürfe Unsinn
Die Wahl erfolgte unter dem Eindruck des heftigen Konfliktes mit dem Westen nach dem Giftanschlag auf den russisch-britischen Ex-Agenten Sergej Skripal und dessen Tochter in Großbritannien. London wirft Moskau vor, in den Fall verwickelt zu sein. Russland dementiert. In dem Streit haben beide Seiten gegenseitig Diplomaten ausgewiesen.
Putin bezeichnete am Sonntagabend die Vorwürfe als Unsinn. Russland besitze das militärische Nervengift nicht, das nach britischen Angaben bei dem Anschlag verwendet worden sei, sagte er. Er sei bereit, mit den britischen Behörden bei den Ermittlungen zu dem Anschlag zusammenzuarbeiten.
Wahl am Jahrestag der Krim-Annexion
Der Zwist ist der jüngste Tiefpunkt in der schwersten Krise zwischen Russland und dem Westen seit dem Ende des Kalten Krieges; die Beziehungen sind seit der russischen Annexion der ukrainischen Halbinsel Krim stark belastet.
Die Wahl wurde auf den vierten Jahrestag der Annexion am 18. März 2014 gelegt. Der Westen verurteilt die Einverleibung der Schwarzmeerhalbinsel als B
uch des Völkerrechts. Putin zählt sie aber zu seinen größten Erfolgen. Die Annexion hat seine Beliebtheit dauerhaft hoch gehalten und den Nationalstolz vieler Russen beflügelt. Die EU will das Ergebnis auf der Krim nicht anerkennen. Auch die Ukraine protestierte gegen die Abstimmung dort.
Oppositionsnahe Wahlbeobachter berichteten von mehr als 2500 Manipulationsversuchen. Im Internet kursierten Videos von Wählern, die mehrere Stimmzettel gleichzeitig abgegeben wollten. Auch wurden Fälle bekannt, in denen Wahlzettel bündelweise in die Urnen gestopft wurden. Zudem seien die Namen einiger Wähler auf mehreren Listen aufgetaucht, hieß es.
Reuters-Reporter beobachteten zudem, dass viele Wähler Selfies mit ihren Stimmzetteln in Wahllokalen machten. Auf Nachfrage gaben sie an, sie müssten diese ihren Vorgesetzten als Beweis für die Teilnahme an der Wahl vorlegen. (dpa/rtr)
So kurios inszeniert sich Wladimir Putin