Braunschweig. Wir haben Hunderte von öffentlich zugänglichen Datensätzen des Bundestags durchforstet, ausgewertet und aufbereitet. Die Ergebnisse überraschen.

Wer hielt die meisten Reden? Welcher Abgeordnete aus der Region war am aktivsten? Wir haben Hunderte von öffentlich zugänglichen Datensätzen des Bundestags durchforstet, ausgewertet und aufbereitet. Die Ergebnisse überraschen zuweilen. Die Oppositionspolitiker Pia Zimmermann (Linke) und Jürgen Trittin (Grüne) stechen heraus. Sie stellten Antrag um Antrag, machten Anfragen – klassische Oppositionsarbeit eben. In den großen Fraktionen ging so mancher etwas unter. (Unseren Leitartikel zum Thema lesen Sie hier: Fleißige Hinterbänkler )

Kennen Sie Pia Zimmermann? Nein? In der zu Ende gehenden Bundestags-Legislaturperiode war die Gesundheitspolitikerin der Linken aus Wolfsburg die fleißigste Abgeordnete aus unserer Region. Sie stellte alleine 186 Anträge.

Das ist eines der Ergebnisse unserer Abgeordneten-Bilanz. Wir haben die öffentlich zugängliche Dokumentation des Bundestags durchforstet. Für diese Legislaturperiode erfasste sie bis zum Stichtag 30 Juni 2017 Hunderte von Aktivitäten für die 14 Abgeordneten aus unserer Region.

Diese Tätigkeiten haben wir in fünf Kategorien unterteilt: Reden, Wortbeiträge, Anträge, Fragen und Antworten. So entstand ein detailliertes Bild der Aktivitäten unserer Parlamentarier.

Die weit überdurchschnittliche Zahl an Einträgen der Linken Zimmermann und auch des Grünen Jürgen Trittin (Göttingen) lässt sich dadurch erklären, dass sie Teil der beiden kleinsten Fraktionen im Bundestag sind. Bei den Linken und Grünen müssen die einzelnen Abgeordneten mehr arbeiten, damit die Fraktionen insgesamt ähnlich sichtbar sind wie die beiden großen Fraktionen CDU/CSU und SPD.

Reden

Mitglieder kleinerer Fraktionen müssen öfter ans Mikrofon, weil sie mehr Themen abdecken müssen. In den größeren Fraktionen herrscht mehr Konkurrenz. Wer eine herausgehobene Funktion hat – ob als Minister wie Sigmar Gabriel (SPD, Goslar) Fraktionschef wie Thomas Oppermann (SPD, Göttingen) oder Sprecher für ein Politikfeld wie Pia Zimmermann oder Wilhelm Priesmeier (SPD, Dassel) – redet häufiger. Die meisten Reden hielt der neue SPD-Generalsekretär Hubertus Heil (Peine), der in dieser Legislaturperiode zuvor lange SPD-Fraktionsvize war. Heil stand insgesamt 44 Mal am Rednerpult. Er hielt sogar mehr Reden als Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU). Die Kanzlerin wäre mit ihren 33 Reden in unserer Region auch hinter Gabriel und Oppermann sowie nur sehr knapp vor Carola Reimann (SPD, Braunschweig) gelandet.

Zur Einordnung: Unter diese Kategorie fallen nicht nur die im Plenum gehaltenen Reden der Abgeordneten, sondern auch die zu Protokoll gegebenen Reden. Manchmal kommt es vor, dass die Zeit zu knapp wird, diese Reden fallen aber zumindest in der Dokumentation des Bundestags nicht unter den Tisch.

Wortbeiträge

Insgesamt fällt auf, dass die Abgeordneten sich offenbar stärker ausreden lassen als frühere Bundestagsabgeordnete. Zu Zeiten von SPD-Urgestein Herbert Wehner und CSU-Alphatier Franz Josef Strauß mag es heftiger zur Sache gegangen sein. Das ist aber nur eine gefühlte Wahrheit, denn es liegt kein vergleichbares Zahlenmaterial zu den Vorgängern der Abgeordneten aus unserer Region vor. Zumindest halten die Abgeordneten aus der Region relativ viele Reden, Zwischenfragen in hitzigen Debatten oder sonstige spontane Wortbeiträge sind von ihnen weit weniger häufig zu hören gewesen.

Pia Zimmermann führt diese Kategorie an, gefolgt von Hubertus Heil. Zimmermann hat als pflegepolitische Sprecherin der Linken-Fraktion versucht, Gesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) mit ihren Wortbeiträgen inhaltlich zu stellen.

Zur Einordnung: In diese Kategorie fallen Beiträge eines Abgeordneten im Plenum, die keine ausformulierten Reden sind. Dazu gehören eine Zwischenfrage bei einer Rede, eine Zusatzfrage in einer Fragestunde an die Regierung, eine Kurzintervention im Parlament, eine Erwiderung auf die Antwort eines Abgeordneten sowie andere Aktivitäten, die in eine ähnliche Richtung gehen.

Anträge

Sie sind ein klassisches Mittel der Opposition, um Druck auf die Bundesregierung auszuüben. Daher sind die beiden einzigen Oppositionspolitiker aus unserer Region, Pia Zimmermann und Jürgen Trittin, in dieser Kategorie uneinholbar weit vorne. Anträge von Mitgliedern der Großen Koalition sind weit, weit weniger geläufig. Sie waren hingegen an Gesetzentwürfen beteiligt.

Zur Einordnung: Ein Gesetzentwurf mehrerer Abgeordneter oder einer Fraktion sowie ein Antrag, Entschließungs- oder Änderungsantrag, fallen unter die Kategorie „Anträge“. Damit eine dieser Vorlagen angenommen wird, muss sie mindestens von fünf Prozent aller Abgeordneten unterschrieben sein. Für seine Fraktion berichtet zumeist ein Abgeordneter im Bundestag aus dem Ausschuss. Auch das wurde als Gruppeninitiative kategorisiert, weil der Abgeordnete stellvertretend für seine Fraktionskollegen spricht.

Fragen/Anfragen

Ein gängiges Kontrollmittel, zu dem die Oppositionsparteien greifen, sind Fragen an die Bundesregierung. Es ist also wenig überraschend, dass auch in dieser Kategorie Pia Zimmermann und Jürgen Trittin erneut weit vorne liegen. Aber: Die vielen Fragen müssen erst einmal gestellt werden.

Zur Einordnung: Die Opposition kann Fragen an die Regierung stellen, die diese zu beantworten hat. Es wird unterschieden zwischen kleinen Anfragen zu Sachthemen und großen Anfragen zu zentralen Debatten. Zudem kann jeder Abgeordnete schriftliche Fragen an die Bundesregierung einreichen sowie mündliche Fragen stellen, die in den Fragestunden beantwortet werden müssen.

Antworten

Diese können hingegen nur von den Regierungsparteien gegeben werden – als Antworten auf die Fragen der Opposition. Nur Außenminister Gabriel hat in dieser Kategorie vier Einträge.

Zur Einordnung: In der Fragestunde gibt ein Mitglied der Bundesregierung, meist die Parlamentarischen Staatssekretäre, einen mündlichen Bericht zum Thema der Kabinettssitzung ab und beantwortet die Fragen der Abgeordneten. Diese Tätigkeit ist in den Plenarprotokollen des Bundestages als „Berichterstattung und Beantwortung“ und „Antwort“ dokumentiert.

Unsere Abgeordnetenbilanz zeigt nicht nur die genannten Spitzenreiter auf, sondern auch, welche Parlamentarier aus unserer Region weniger aktiv waren. Sicher wären da Günter Lach (CDU, Wolfsburg), Achim Barchmann (SPD, Helmstedt) oder Roy Kühne (CDU, Northeim) zu nennen. Dabei ist aber Fairness geboten. Die Redezeit zum Beispiel ist begrenzt und wird von der Fraktionsführung festgelegt.

Auch sagt eine hohe Zahl an Zwischenfragen, Anträgen oder Fragen nicht unbedingt etwas über die inhaltliche Qualität der Arbeit aus. Die Angaben in unserer Abgeordneten-Bilanz beziehen sich außerdem nur auf die Aktivitäten im Plenum. Die Arbeit in den Ausschüssen, in denen die Parlamentarier sich ebenfalls engagieren, kann nicht erfasst werden, weil es hierzu keine öffentlich zugänglichen Dokumente gibt. Der Innenausschuss oder der Finanzausschuss des Bundestages etwa tagen grundsätzlich nicht öffentlich.

Quelle zu den Daten unserer Bilanz: Dokumentations- und Informationssystem für Parlamentarische Vorgänge (DIP), das gemeinsame Informationssystem von Bundestag und Bundesrat. Untersuchungszeitraum: 22. Oktober 2013 – 30. Juni 2017.

Die Politiker

Achim BarchmannSigmar GabrielFritz GüntzlerUwe LagoskyCarsten MüllerThomas OppermannJürgen Trittin
Hubertus HeilRoy KühneGünter LachIngrid PahlmannWilhelm PriesmeierCarola ReimannPia Zimmermann

Achim Barchmann

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Helmstedt, SPD
Wahlkreis: Helmstedt-Wolfsburg

Reden: 3
Wortbeiträge: 2
Anträge: 9
Fragen/Anfragen: /
Antworten: /

Zur Person: Barchmann (66) gehört dem Bundestag seit 2009 an. Zur Bundestagswahl Ende September tritt er nicht mehr an. Der Gewerkschafter und frühere Vorsitzende der DGB-Region Südostniedersachsen ist stellvertretender Vorsitzender im Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union sowie Mitglied im Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung. Seine Schwerpunkte sind: Europa, Migration, zypriotische Wiedervereinigung, östliche Partnerschaften und der Westbalkan.

Unser Eindruck: Wegen der internationalen Ausrichtung seiner politischen Arbeit ist Barchmann häufig im Ausland unterwegs. In Fragen der Regionalentwicklung wird er als Ansprechpartner gleichwohl gesucht. Er gilt als Politiker, der sich um die Belange von Ratsuchenden kümmert. Im Bundestag tritt er nicht so häufig in Erscheinung.

Sigmar Gabriel

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Goslar, SPD
Wahlkreis: Salzgitter-Wolfenbüttel

Reden: 37
Wortbeiträge: 9
Anträge: /
Fragen/Anfragen: /
Antworten: 4

Zur Person: Gabriel (57), seit 2005 im Bundestag, ist Vizekanzler, er war zudem von 2013 bis Anfang 2017 Wirtschaftsminister, amtiert seitdem als Außenminister. Somit hat er kein Amt in seiner Fraktion inne. Als Wirtschaftsminister hat Gabriel sich besonders eingebracht zur Förderung erneuerbarer Energien und zur Reduzierung des Kohlendioxid-Ausstoßes bei Kohlekraftwerken. Als Außenminister sprach er etwa zum Einsatz der Bundeswehr in Mali und zum Brexit. Er empfängt Staatsgäste in unserer Region, so zum Beispiel die Außenminister von Frankreich und Katar.

Unser Eindruck: Gabriel ist als Vize-Kanzler einer der einflussreichsten SPD-Politiker des Landes. Als Wirtschaftsminister setzte er auch Akzente bei der Atom- und Energiepolitik. Auch als Außenminister gilt er als Mann klarer Worte – etwa im Konflikt mit der Türkei oder im Streit mit den USA um den EU-Außenhandel.

Fritz Güntzler

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Göttingen, CDU
Wahlkreis: Göttingen (mit Südharz)

Reden: 17
Wortbeiträge: 3
Anträge: 8
Fragen/Anfragen: /
Antworten: /

Zur Person: Güntzler (51) ist seit 2013 Bundestagsabgeordneter. Er ist Mitglied im Finanzausschuss, im Sportausschuss und stellvertretendes Mitglied im Haushaltsausschuss. Er sieht sich als Macher für seinen Wahlkreis, setzte sich für schnelles Internet und Verkehrswege auf Straße und Schiene ein. Güntzler hat sich außerdem zum Ziel gesetzt, Familien finanziell zu entlasten – das betrifft auch und gerade Alleinerziehende. Außerdem will er die Betreuungsmöglichkeiten ausbauen, um eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu schaffen.

Unser Eindruck: Güntzler ist in der Partei gut vernetzt, war zuvor Landtagsabgeordneter, ist seit gut 20 Jahren Mitglied im Landesvorstand der CDU. Er ist dem breiten Publikum kein Begriff, Güntzler ist kein Lautsprecher. Dass er in den wichtigen Ausschüssen für Finanzen und Haushalt sitzt, spricht aber für seine innerparteiliche Rolle.

Uwe Lagosky

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Abbenrode, CDU
Wahlkreis: Salzgitter-Wolfenbüttel

Reden: 17
Wortbeiträge: 4
Anträge: 6
Fragen/Anfragen: /
Antworten: /

Zur Person: Lagosky (55), seit 2013 im Bundestag, ist Mitglied im Ausschuss Arbeit und Soziales, stellvertretendes Mitglied im Ausschuss für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit, Mitglied im Untersuchungsausschuss zum Abgas-Skandal und Beisitzer im Vorstand der Arbeitnehmergruppe der CDU/CSU- Bundestagsfraktion. Besonders engagiert hat er sich für die Arbeitsstättenverordnung und für das Thema psychische Belastung in der Arbeitswelt. Er setzte sich für ein Verbot des unkonventionellen Frackings ein.

Unser Eindruck: Lagosky ist ein engagierter Abgeordneter der CDU-Fraktion im Bundestag. Seine Leistungen im Parlament sind konstant. Er konzentriert sich auf seinen Schwerpunkt Arbeit und Soziales und setzt sich für die Stärkung der Schwerbehindertenvertretung ein. Lagosky handelt sachorientiert.

Carsten Müller

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Braunschweig, CDU
Wahlkreis: Braunschweig

Reden: 15
Wortbeiträge: 4
Anträge: 13
Fragen/Anfragen: 11
Antworten: /

Zur Person: Müller (47), von 2005 bis 2009 und erneut seit 2013 im Bundestag, ist Mitglied im Umweltausschuss sowie im Unterausschuss Abrüstung, Rüstungskontrolle und Nichtverbreitung. Außerdem ist er stellvertretendes Mitglied im Ausschuss für Wirtschaft und Energie sowie im Auswärtigen Ausschuss. Müller arbeitete auch im Untersuchungsausschuss zum Abgas-Skandal mit, und er hat einen Parlamentskreis zum Thema Energieeffizienz gegründet. Wichtig sind ihm zudem diese Themen: Asse-Fonds, Weddeler Schleife, Ausbau der A 39.

Unser Eindruck: Carsten Müller gilt als verlässlich und gut vernetzt, er tritt durchaus sichtbar in Erscheinung und ringt stets mit Zähigkeit darum, die Interessen der Stadt und der Region zu vertreten. Als "der" Carsten Müller aus Braunschweig hat er sich einen Namen gemacht und zählt mittlerweile zu den erfahreneren Parlamentariern.

Thomas Oppermann

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Göttingen, SPD
Wahlkreis: Göttingen (mit Südharz)

Reden: 36
Wortbeiträge: 3
Anträge: 28
Fragen/Anfragen: 10
Antworten: /

Zur Person: Oppermann (63) ist seit 2005 Bundestagsabgeordneter, zuvor war er seit 1990 Landtagsabgeordneter und Minister in Niedersachsen. Als Fraktions-Chef einer Regierungsfraktion muss er viel Koordinierungs-Arbeit zwischen Partei, Ministerien und dem Koalitionspartner leisten. Er verhandelt Gesetzentwürfe aus den Ministerien mit der Union so, dass sie in der SPD-Fraktion Zustimmung finden. Inhaltliche Schwerpunkte setzt Oppermann bei der Innenpolitik und der Flüchtlingspolitik. Im Wahlkampf legt er besonderes Augenmerk auf die Verteidigungspolitik.

Unser Eindruck: Oppermann wird in der SPD geschätzt, er ist einer der Eckpfeiler der Koalition. Mit Vizekanzler Gabriel war er nicht immer einer Meinung. Oppermann sucht den Ausgleich, kann aber auch kantig sein. Die Frage ist, ob er im Falle einer erneuten Großen Koalition wieder den Vermittler zwischen Union und SPD geben will.

Jürgen Trittin

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Göttingen, Grüne
Wahlkreis: Göttingen (mit Südharz)

Reden: 15
Wortbeiträge: 7
Anträge: 162
Fragen/Anfragen: 214
Antworten: /

Zur Person: Trittin (63) ist in dieser Wahlperiode besonders in der Außenpolitik tätig. Er ist Mitglied im Auswärtigen Ausschuss und der Parlamentarischen Versammlung der Nato, zudem ist er stellvertretendes Mitglied im Ausschuss für die Angelegenheiten der EU. Trittin beschäftigt sich außerdem mit Themen wie Rüstungs- und Waffenexporte, Menschenrechte, Flucht und Migration. Er setzt sich für Schuldenerleichterungen Griechenlands ein. Als Ex-Umweltminister ist er ebenfalls im Bereich Energiewende und Atomausstieg aktiv. Trittin trat 27 Auslandsreisen an, unter anderem war er in den USA, der Ukraine und Russland.

Unser Eindruck: Trittin verfügt über große Erfahrung. Er war Parteichef, Minister in Niedersachsen und im Bund. Er hat zwar kein Spitzenamt mehr inne, verfügt aber immer noch über enormen Einfluss. Er ist rhetorisch stark, streitbar und fleißig. Anhand der Vielzahl an Themen möchte man ihm raten, sich auf das Wesentliche zu beschränken.

Hubertus Heil

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Peine, SPD
Wahlkreis: Gifhorn-Peine

Reden: 44
Wortbeiträge: 13
Anträge: 9
Fragen/Anfragen: 1
Antworten: /

Zur Person: Hubertus Heil (44), seit 1998 im Bundestag, ist seit einigen Monaten SPD-Generalsekretär. Er ist Mitglied im Vermittlungsausschuss und im „Gemeinsamen Ausschuss von Bundestag und Bundesrat“ sowie der Interparlamentarischen Konferenz über Stabilität, wirtschaftspolitische Koordinierung und Steuerung in der Europäischen Union (EU). Bis Anfang Juni war Heil zudem stellvertretender Vorsitzender der SPD-Bundestagsfraktion für die Bereiche Wirtschaft und Energie, Bildung, Forschung und Tourismus.

Unser Eindruck: Heil ist auf Bundesebene gut vernetzt und ein „Tür-Öffner“, wenn es um seinen Wahlkreis geht. Ein Beispiel ist die Ansiedlung der Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) in Peine, in dessen Aufsichtsrat Heil seit kurzem sitzt. Wegen seiner Aufgabe als Generalsekretär bleibt jedoch weniger Zeit für seinen Wahlkreis.

Roy Kühne

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Northeim, CDU
Wahlkreis: Goslar-Osterode-Northeim

Reden: 9
Wortbeiträge: 3
Anträge: 3
Fragen/Anfragen: 4
Antworten: /

Zur Person: Kühne (49) ist seit 2013 Bundestagsabgeordneter. Er sieht sich vor allem als Lobbyist dieser Region. Sein Ziel ist es, die kleinen und mittelständischen Unternehmen zu stärken. Er will den Ausbau des schnellen Internets voranbringen. Außerdem will er erreichen, dass die ehrenamtlichen Einsatzkräfte sowie die Polizei für den täglichen Einsatz besser unterstützt werden. Als Mitglied im Gesundheitsausschuss setzt sich Kühne für eine gute und vor allem wohnortnahe Gesundheitsversorgung ein. Er ist Berichterstatter seiner Fraktion für Heil- und Hilfsmittel.

Unser Eindruck: Kühne, der Physiotherapeut ist und ein Gesundheitszentrum leitet, ist ein anerkannter Gesundheitspolitiker. Es gibt auffälligere Bundespolitiker, aber er sieht sich selbst vor allem als Anwalt der Region. Kühne könnte forscher auftreten, dann wäre vielleicht mehr als Platz 23 der Landesliste drin gewesen. Nun wird es knapp für ihn.

Günter Lach

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Wolfsburg, CDU
Wahlkreis: Helmstedt-Wolfsburg

Reden: 2
Wortbeiträge: 1
Anträge: 2
Fragen/Anfragen: /
Antworten: /

Zur Person: Lach (63) ist seit 2009 im Bundestag und wurde zweimal direkt gewählt. Er arbeitet im Ausschuss für Verkehr und digitale Infrastruktur mit, ist stellvertretendes Mitglied im Rechts- und Verbraucherschutzausschuss. Sein Schwerpunkt ist die Verkehrspolitik, in der zurückliegenden Legislaturperiode ging es vor allem um den Weiterbau der A 39 und die Umgehung B 188 bei Vorsfelde und Osloss/Weyhausen. Als Relikt aus seiner ersten Bundestagszeit von 2009 bis 2013 und seiner Arbeit im Innenausschuss wirkt er heute noch beim Thema Waffenrecht mit.

Unser Eindruck: Lach ist ein Politiker, für den Bodenständigkeit mehr zählt als die Präsenz auf dem Bildschirm bei Bundestagsdebatten. Im Bundestag gibt es daher viele sichtbarere Politiker als Lach. Er ist unnachgiebig, wenn es darum geht, in Berlin die Interessen der hiesigen Region und ihrer Bürger umzusetzen.

Ingrid Pahlmann

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Gifhorn, CDU
Wahlkreis: Gifhorn-Peine

Reden: 19
Wortbeiträge: 6
Anträge: 8
Fragen/Anfragen: 6
Antworten: /

Zur Person: Ingrid Pahlmann (59), seit 2013 im Bundestag, ist Beisitzerin im Fraktionsvorstand. Sie sitzt im Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend sowie im Ausschuss für Ernährung und Landwirtschaft. Dem Unterausschuss Bürgerschaftliches Engagement steht sie als stellvertretende Vorsitzende vor. Pahlmann liegt vor allem die Entwicklung der Region am Herzen. Unter anderem hat sie sich für den Breitbandausbau und die Planungen für den Weiterbau der Autobahn 39 sowie den Ausbau der Bundesstraße 4 eingesetzt.

Unser Eindruck: Pahlmann ist eine große Förderin des ländlichen Raumes. Das kann sie in ihren Ausschüssen thematisch sehr gut umsetzen. Mit dem Blick auf das Machbare setzt sie sich besonders für die Bürger in der Region ein, ohne dabei die ganz großen Themen wie die VW-Krise aus den Augen zu verlieren.

Wilhelm Priesmeier

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Dassel, SPD
Wahlkreis: Goslar-Osterode-Northeim

Reden: 27
Wortbeiträge: 2
Anträge: 24
Fragen/Anfragen: 1
Antworten: /

Zur Person: Priesmeier (63) ist seit 2002 Bundestagsmitglied. Er hat sich in seiner Funktion als agrarpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion vor allem für die Themen Landwirtschaft und Ernährung eingesetzt. Er war an der Reform des Düngerechts beteiligt. Hier war das Ziel, die Nitrateinträge in das Grundwasser zu reduzieren, um das Trinkwasser sauber zu halten. Außerdem arbeitete er daran, die Entstehung multiresistenter Keime zu reduzieren. Ein Hebel ist das Antibiotikamanagement in der Nutztierhaltung. Er tritt bei dieser Wahl nicht wieder an.

Unser Eindruck: Priesmeier ist ein erfahrener Parlamentarier mit einem klaren Schwerpunkt-Thema: der Agrarpolitik. Da macht ihm so schnell keiner etwas vor. Hier wird sich die SPD nach seinem Ausscheiden neu aufstellen müssen. Er kämpfte für die notwendige Reform des Düngerechts, um die Nitratbelastung des Grundwassers zurückzuführen.

Carola Reimann

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Braunschweig, SPD
Wahlkreis: Braunschweig

Reden: 31
Wortbeiträge: 6
Anträge: 5
Fragen/Anfragen: 2
Antworten: /

Zur Person: Carola Reimann (50) ist bereits seit 2000 Bundestagsabgeordnete. Sie ist stellvertretende Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion und zuständig für die Schwerpunkte Arbeit und Soziales sowie Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Ihr liegen die Themen gerechte Bezahlung, Gleichstellung von Frauen und Männern, die Förderung von Familien und gleiche Bildungschancen für alle besonders am Herzen. In unserer Region setzt sie sich unter anderem für die Forschungslandschaft, Infrastrukturprojekte und die Förderung von bezahlbarem Wohnraum ein.

Unser Eindruck: Carola Reimann ist eine erfahrene Politikerin, sie hat ein großes Gewicht in ihrer Fraktion und setzt sich auch immer wieder gewinnbringend für Verkehrsprojekte in unserer Region ein – zum Beispiel für den Weiterbau der A 39. Als Familienpolitikerin und Sozialexpertin hat sich Reimann einen Namen gemacht.

Pia Zimmermann

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Wolfsburg, Linke
Wahlkreis: Helmstedt-Wolfsburg

Reden: 23
Wortbeiträge: 21
Anträge: 186
Fragen/Anfragen: 232
Antworten: /

Zur Person: Pia Zimmermann (60) ist pflegepolitische Sprecherin ihrer Fraktion. Zu ihren Zielen gehören eine bessere Behandlung der Menschen mit Pflegebedarf sowie mehr und besser bezahltes Personal im Pflegebereich. Zudem hat sie sich in der VW-Krise gegen einen Arbeitsplatzabbau zu Wort gemeldet und sich für Beschäftigtenrechte und für umweltfreundlichere Fahrzeuge eingesetzt. Sie fordert eine Haftung der Großaktionäre und der Top-Manager im Konzern. Weitere Themen sind bezahlbare Mieten und der Ausbau des sozialen Wohnungsbaus, die Bekämpfung der Kinderarmut und gebührenfreie Girokonten.

Unser Eindruck: Obwohl sie ein Neuling im Bundestag war, hat Pia Zimmermann sich gleich als Gesundheits-Politikerin einen Namen gemacht. Da sie Mitglied einer kleinen Fraktion ist, fiel sie auf. Sie streitet mit Engagement für klassische Themen der Linken. Ihre kritische Haltung im Abgas-Skandal dürfte nicht allen bei VW gefallen haben.

Einen Kommentar zum Thema finden Sie hier: Fleißige Hinterbänkler