Natur im Harz

Süßer Uhu-Nachwuchs im Osteroder Gipskarst

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Dösen und Wachsen – die Hauptbeschäftigung der Jungtiere im Mai.

Dösen und Wachsen – die Hauptbeschäftigung der Jungtiere im Mai.

Foto: ANDREAS NOLTE / Andreas Nolte

Dorste  Steinerne Kinderstube im Südharz: Bei Rump und Salzmann, Dolomitsteinbruch im Bereich Dorste und Uehrde, wurden wieder junge Uhus gesichtet.

Uhus scheinen sich in den Abbaustätten von Rump und Salzmann bei Dorste und bei Uehrde ausgesprochen wohlzufühlen. Immer wieder konnte Naturfotograf Andreas Nolte in der Vergangenheit einzelne Exemplare dieser größten Eulenart im Gipskarst beobachten. In diesem Jahr jedoch sorgte ein Paar der Greifvögel sogar für reichen Nachwuchs: Es hatte sich den Dorster Gipssteinbruch als Revier und als Kinderstube auserkoren. Das Ergebnis: drei junge Uhus, die inzwischen Horst und Steinbruch verlassen und sich weitgehend selbstständig gemacht haben.

Mit großer Spannung haben sowohl die Mitarbeiter des Rohstoffbetriebes als auch Andreas Nolte während der vergangenen Monate die Entwicklung der drei Jungtiere von flauschigen Knäueln bis zu Flugkünstlern im Federkleid verfolgt. „Auf einem meiner Streifzüge durch den Steinbruch bei Dorste habe ich im Mai durch Zufall Federn gesehen, und zwar in der Nähe einer Brutnische, welche das Unternehmen eigens angelegt hatte“, erzählt Nolte. „Da war mir klar, dass die Uhus diese Nistgelegenheit angenommen hatten. Und schließlich habe ich auch die Jungen entdeckt, die mich erstaunt angeguckt haben.“

Unter Beobachtung

Dabei habe er die ganze Zeit gespürt, dass ein Alttier ihn beobachtete, sagt der Fotograf. „Ein ganz eigentümliches Gefühl. Man spürt die Augen, die einen verfolgen. Und wehe, man kommt dem Nest zu nahe! Dann warnt der Uhu mit einem lauten Ruf. ‚Bis hierhin und nicht weiter!‘ - das macht er ganz klar.“ Deshalb habe er auf seinen Touren, die er übrigens im Auftrag von Rump und Salzmann ausführt, immer auf gebührende Distanz geachtet. Nolte: „Man bekommt irgendwie sogar ein emotionales Verhältnis zu den Tieren.“

Anfang Juni dann habe er das Nest leer vorgefunden. Die Jungtiere hätten sich aus dem Horst herausgetraut und ihre erste Heimat - den Steinbruch - erkundet, natürlich zuerst noch „zu Fuß“. Ihre Eltern hätten sie dabei mit Futter versorgt. Bei diesen Gelegenheiten habe er zahlreiche Bilder machen können, insbesondere mit Teleobjektiven von bis zu 600 mm Brennweite. „Dazu braucht man eine große Portion Ausdauer“, resümiert der Naturfotograf. „Manchmal ist es unmöglich, die Vögel zu entdecken; so gut sind sie getarnt. Man hört ihre Schreie, aber man sieht sie nicht. Für ein gutes Bild drückt man tausendmal auf den Auslöser.“ Ein unglaublicher Zeitaufwand, der sich aber lohne. Und schließlich seien ihm wunderbare Schnappschüsse der Eulen gelungen.

Gelohnt habe sich auch das Engagement seiner Kolleginnen und Kollegen für den Naturschutz, meint zufrieden Uwe Schridde, Werkleiter bei Rump und Salzmann. „Drei junge Uhus - das ist schon was! Da hat es sich rentiert, den Tieren diese Brutmöglichkeit anzubieten. Hoffentlich kommen sie im nächsten Jahr wieder, denn Uhus sind eigentlich standorttreu.“

Tiere lassen sich nicht stören

Bemerkenswert findet Schridde, dass sich die Tiere vom Steinbruchbetrieb nicht stören lassen: “Wir haben bewusst Rücksicht auf die Vögel genommen und gehörigen Abstand zum Nest gehalten, haben unsere Fahrzeuge in dessen Nähe nicht verlassen und Abraumarbeiten dort vermieden. Aber Sprengungen oder Fahrzeugverkehr interessieren die Uhus überhaupt nicht. Sie wissen genau zu unterscheiden zwischen harmlosem Betrieb und möglichen Bedrohungen.“

Auch im Steinbruch bei Uehrde habe man einen jungen Uhu entdeckt, der inzwischen ebenfalls flügge sei. Allerdings bleibe seine Kinderstube ein Geheimnis. Schridde: „Sein Nest haben wir bis heute nicht gefunden. Es zeigt aber, dass Abbaustätten alles andere als zerstörte Natur sind. Die Uhus schätzen sie als wertvolle Lebensräume.“

Enge Zusammenarbeit mit Planungsbüro

Sein Unternehmen arbeite naturschutzrechtlich mit einem spezialisierten Planungsbüro zusammen. „Uns liegt außerordentlich viel daran, mit Spezialisten des Naturschutzes zusammenzuarbeiten, um die Präsenz der Tiere auch künftig zu ermöglichen und zu sichern. Dazu gehört es aber auch, Unbefugten den Zutritt zu den Abbaustätten zu verwehren.“

Wie schön und majestätisch diese Tiere seien, zeigten der Öffentlichkeit zur Genüge die Aufnahmen des Naturfotografen Andreas Nolte, für dessen Einsatz sich Uwe Schridde nachdrücklich bedankt.