Versorgung im Sommer

Wenig Regen: Talsperren aber überdurchschnittlich gut gefüllt

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Die Sösetalsperre ist gut gefüllt.

Die Sösetalsperre ist gut gefüllt.

Foto: Michael Paetzold / HK

Harz  Den Harz als Energie- und Wasserspeicher stärken: Die Harzwasserwerke reagieren auf den Klimawandel.

Was hat es geschüttet in der Nacht zum Mittwoch, 21. Juni: Die üppigen Regenmengen hinterlassen ein Gefühl der Sicherheit, dass wir gut versorgt sind mit dem wertvollen Nass, gut für die Natur, die Landwirtschaft und unsere Trinkwasserspeicher, für deren zuverlässigen Zuwachs der als regenreich geltende Harz eigentlich bekannt ist. Sechs Talsperren bewirtschaften die Harzwasserwerke, dazu die Teiche der Oberharzer Wasserwirtschaft. Gerade hat offiziell der Sommer begonnen. Wie steht es da aktuell mit den Füllständen, sind wir vorbereitet?

Versorgungssicherheit

Marie Kleine, Pressesprecherin der Harzwasserwerke hat angesichts der Prognosen für einen trockenen Sommer positive Nachrichten: „Die Trinkwassertalsperren im Harz sind mit 83 Prozent überdurchschnittlich gut gefüllt und speichern aktuell rund 71 Millionen Kubikmeter Wasser.“ Und das, obwohl es in den vergangenen Wochen kaum geregnet hat. Marie Kleine: „Damit steht die Versorgungssicherheit für die kommenden Monate.“

Im Vergleich liegt das langjährige Mittel für Mitte Juni aus den Jahren 1981 bis 2021 bei einem Füllstand der Trinkwassertalsperren von rund 80 Prozent, informiert der Versorger. Hintergrund für die derzeit gute Ausgangslage seien die guten Talsperrenstände und unter anderem die hohen Niederschläge im März im Westharz. So fielen zum Beispiel mit 182 Millimetern fast doppelt so viel Niederschlag wie gewöhnlich im März an der Messstelle in Clausthal-Zellerfeld.

Im Norden Lage angespannter

Im Norden des Versorgungsgebietes ist bei den Grundwasserwerken die Lage indes etwas angespannter. Zwar seien hier auch im März zum Beispiel am Wasserwerk Liebenau mit 100 Millimeter das 1,8- Fache des sonst üblichen Märzniederschlages gefallen. „Aber anders als an den Talsperren kann dieses Wasser nicht vollständig dem Grundwasser zufließen und gespeichert werden, sondern fließt teilweise an der Oberfläche und in Flüssen ab“, erklärt die Pressesprecherin. Darum verzeichnen die Harzwasserwerke ähnlich wie andere Wasserversorger an allen Grundwasserstandorten sinkende Grundwasserstände. Aufgrund der aktuell vorhergesagten anhaltenden Trockenheit geht das Unternehmen hier auch nicht zeitnah von einer Entspannung der Situation aus. Trotzdem sei die Versorgungssicherheit auch an den Grundwasserwerken gegeben.

Der Klimawandel beschäftigt neben Politik, Wissenschaft und Wirtschaft zunehmend auch die öffentliche Diskussion. Wie damit umgehen, wie kann der Wasserverbrauch gesenkt werden, welche zusätzlichen Speichermöglichkeiten gibt es? Müssen vielleicht neue Talsperren gebaut werden, wie lässt sich die Wasserversorgung auch in Zeiten zunehmender Dürreperioden sichern? Antworten darauf muss der Versorger gebe. Vom Harz bis nach Bremen beziehen täglich rund zwei Millionen Menschen und zahlreiche wichtige Industriebetriebe ihr Trinkwasser aus dem Verbundsystem der Harzwasserwerke, das sich auf sechs Talsperren im Westharz und vier Grundwasserwerke stützt.

Extreme Trockenheit, extremer Starkregen

„Aufgrund des Klimawandels gehen wir davon aus, dass die Trockenheit im Sommer verbunden mit lokalen, extremen Starkregenereignissen und Hochwasser zunehmen wird. Gerade dieses Jahr zeigt deutlich, dass sich Talsperren als Multifunktionsspeicher sehr schnell von Dürre und Trockenphasen erholen. Talsperren machen aus Hochwasser in Trockenzeiten Trinkwasser und liefern Wasser für die Auffüllung der Flüsse. So werden die Ökosysteme entlang der Flüsse bei Niedrigwasser gestützt. Das ist einer von vielen Gründen, warum wir als Harzwasserwerke in Machbarkeitsstudien an zwei unserer Standorte prüfen, wie wir unsere Anlagen dort ergänzen oder umbauen können, um den Harz als Energie- und Wasserspeicher noch mehr zu stärken“, informiert das Unternehmen und empfiehlt, unabhängig, ob es um Wasser aus Talsperren- oder Grundwasser geht, mit der Ressource Wasser möglichst schonend umzugehen.

Insgesamt beobachten die Harzwasserwerke nach eigenen Aussagen, dass ihre Kunden und die Bürgerinnen und Bürger im Vergleich zu den Sommern von 2018 und 2019 ihr Verhalten schon an die neue Realität des Klimawandels angepasst haben. Marie Kleine: „So produzieren und liefern wir aktuell eine erhöhte, aber für die Sommerzeit übliche Wassermenge. Zwar ist unsere Wasserabgabe von Ende Mai auf Mitte Juni um bis zu 15 Prozent angestiegen. Allerdings beobachten wir keine Spitzenauslastung unseres Systems und keine außergewöhnliche Situation.“

Entsprechend der aktuellen Talsperrendaten ist die Sösetalsperre zu 70,78 Prozent, die Okertalsperre zu 63,50, die Odertalsperre zu 66,38, die Innerstetalsperre zu 59,20, die Granetalsperre zu 88,92 und die Eckertalsperre zu 81,81 Prozent gefüllt (Stand Mittwoch, 21. Juni).