Musikvideodreh im Südharz

Inspiration Kuckanstal in Bad Sachsa: Jazz mal ernsthaft

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Für die Videoaufnahmen hat die Band extra eine Firma aus Hamburg engagiert, die den weiten Weg in Harz gerne auf sich genommen hat.

Für die Videoaufnahmen hat die Band extra eine Firma aus Hamburg engagiert, die den weiten Weg in Harz gerne auf sich genommen hat.

Foto: Kevin Kulke / HK

Bad Sachsa.  Fünf Musiker aus Berlin drehen für ein Musikvideo in Harz – doch warum machen sie Jazz im Wald von Bad Sachsa?

Wer durch das Kuckanstal zwischen Ravensberg und Uffestadt wandert, hört gewöhnlich nur das Sprudeln des Reinhardtsbrunnens. An diesem Nachmittag im Spätsommer mischt sich allerdings zwischen Wind und Wasser der Sound von Jazz.

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Johannes Metzger ist studierter Jazzschlagzeuger – mit seiner Band, dem „Johannes Metzger Quartett“ ist er nach Bad Sachsa gekommen, um das neuste Musikvideo der Truppe aufzunehmen. Rhythmischer Jazz klingt durch das Tal: Saxophon, E-Gitarre, Kontrabass und Schlagzeug in Unterstützung durch Klavierklänge schallen die Klippen hinter der alten Waldbühne hoch: Ein Konzerterlebnis in der Natur.

Den toten Wald im Blick

Dass die Truppe sich ausgerechnet Bad Sachsa für ihre Produktion ausgesucht hat, kann Bandleader Metzger erklären: „Ich bin hier aufgewachsen, habe auf dem Pädagogium angefangen Schlagzeug zu spielen. Als ich im ersten Lockdown auf den Klippen über dem Kuckanstal unterwegs war, habe ich mich erschrocken: So sah es hier früher nicht aus.“

Der Gedanke zum Videodreh kam aber erst später. „In Berlin bemerkt man die Klimawandel nicht direkt – hier aber ist es offensichtlich. Das wollten wir in unserer Produktion aufgreifen.“ Die Musiker wollen sich von der Atmosphäre des Tals beeinflussen lassen. Wo früher dicht die Tannen in einem feuchten Tal standen, herrscht jetzt Trockenheit. Diese Eindrücke sollen in ihre Musik einfließen, den Ernst des Themas unterstreichen.

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Die Band ist gut unterwegs dieser Tage. Erst am Wochenende zuvor haben sie die Lieder ihres neuen Albums im Studio eingespielt, dann ging es direkt weiter zum Videodreh. Damit der professionell über die Waldbühne gehen kann, haben sie die Firma Inshore Films aus Hamburg und den Tontechniker Steffen Lütke aus Osnabrück engagiert. Deren Herausforderung ist es, die Bedingungen eines Studios, was Licht und Ton betrifft, im Wald nachzubauen. Nicht immer einfach, auf jeder Menge totem Holz und trockenem Gestrüpp.

Von Nervosität keine Spur

Zwei Lieder möchte das Quartett im Tal einspielen. Da Jazz aber naturgemäß von der Improvisation lebt, werden sie schauen müssen, wie viele Versionen sie aufnehmen wollen. Tontechniker Lütke blickt immer wieder zu den dunklen Wolken am Himmel. Aber schlussendlich winkt er ab, wischt alle Bedenken beiseite: „Es regnet heute nicht“ – ein bisschen Vertrauen gehört dazu bei der Improvisation.

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Metzger und seine Band gehen locker an die Aufnahme heran. Noch haben weder Songs noch das Album einen Titel – die Musik spricht für sich allein. Live aufgetreten sind sie mit den neuen Stücken bereits. Von Nervosität vor dem Dreh daher keine Spur. Lediglich die Logistik im Tal ist eine Herausforderung.

Schon mit zehn am Schlagzeug

Metzger hat schon als Kind früh angefangen zu musizieren – sein Vater, Hans-Christian Metzger, ist in der Stadt als Musiklehrer am Gymnasium Pädagogium. Zum Schlagzeug fand der Sohn schon mit knapp 10 Jahren. Eine Leidenschaft die ihn nie los ließ. Nach dem Studium in Hannover und Berlin blieb er dort, ist heute Vollzeitmusiker. Dorthin wird es auch zurück gehen, wenn die Dreharbeiten in der alten Heimat abgeschlossen sind.

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Das fertig Werk werden sich Jazzfans dann auf Metzgers Youtube-Kanal ansehen können: Einfach nach „Johannes Metzger“ suchen..