Stuttgart. Im „Tatort“ suchten Lannert und Bootz einen Mörder, der scheinbar willkürlich tötet. Doch eine frühere Straftat verbindet die Opfer.

Eine Frau wird auf offener Straße erschossen. Der Schuss stammt offensichtlich von einem versierten Schützen, auf der Patronenhülse ist die Zahl „1“ eingraviert. Mehr Indizien haben Lannert und Bootz nicht – bis ein Brief mit einer immensen Geldforderung im Kommissariat eingeht: Drei Millionen will der Täter, sonst soll ein zweiter Mord folgen, irgendwo soll es irgendwen treffen.

Die Geldübergabe wird sorgfältig vorbereitet – trotzdem kann der Täter nicht gefasst und der zweite Mord nicht verhindert werden. Die Stuttgarter „Tatort“-Kommissare Thorsten Lannert und Sebastian Bootz stehen unter hohem Druck, den Täter, der seine Opfer völlig willkürlich auszusuchen scheint, zu finden. Die Lage soll nicht eskalieren und Panik in der Stadtbevölkerung auslösen.

„Tatort“ aus Stuttgart: Vorgeschichte mit realer Vorlage

Doch die Ermittlungen fruchten erst, als die Kommissare das Leben der Ermordeten bis zum letzten Brief völlig durchleuchten. Die Ermittler kommen so dem Drama auf die Spur, das hinter den Morden steckt: eine Ermittlungsverfahren, das eingestellt wurde. Und das ziemliche Ähnlichkeit zu einem realen Fall aufweist.

Das sind die beliebtesten Tatort-Kommissare

weitere Videos

    Im Sonntagskrimi erleidet Joachim Beck an einem Abend drei Jahre vor der Mordserie in einer Bankfiliale einen Herzinfarkt. Sein Feierabendbier entgleitet seiner Hand, der Schreinermeister fällt auf den Boden. Vier Bankkunden, die nur mal eben schnell Geld abheben wollen, gehen an ihm vorbei, ohne Hilfe anzubieten. Sie halten ihn für einen „Penner“.

    Sonntagskrimi: Rache für unterlassene Hilfeleistung

    „Als endlich jemand genauer hinsah, war er bereits tot“, stellt Lannert fest. Gegen die Bankkunden wird wegen unterlassener Hilfeleistung ermittelt – doch das Verfahren wird eingestellt. Die Ermittlungen böten nicht genügenden Anlass zur Erhebung der Klage, so die Staatsanwaltschaft. Die Geliebte des Opfers will nun mit den Morden Selbstjustiz üben.

    Der Fall des Joachim Beck erinnert auffällig an eine ähnliche Begebenheit aus dem Jahr 2016. Am 3. Oktober war ein 83-Jähriger in einer Bankfiliale in Essen zusammengebrochen, hatte sich den Kopf empfindlich angeschlagen.

    Etwa fünf Minuten nach dem Zusammenbruch betrat damals die erste Person den Vorraum und kümmerte sich nicht um den Mann. Dieser lag mitten im Raum und war Berichten zufolge gut gekleidet gewesen.

    „Tatort“ erinnert an Fall aus Essen

    Insgesamt vier Kunden stiegen auf dem Weg zum Geldautomaten über den Mann hinüber oder gingen an ihm vorbei. Erst ein Fünfter holte Hilfe. Die anderen hatten den zusammengebrochenen 83-Jährigen im Vorraum der Bank ignoriert, ihn für einen schlafenden Obdachlosen gehalten.

    Das Opfer starb wenig später in einer Klinik an den schweren Kopfverletzungen, die er sich zugezogen hatte. Anders als im „Tatort“ wurde dieses Verfahren allerdings nicht eingestellt: Wegen unterlassener Hilfeleistung mussten drei der Bankkunden Geldstrafen zahlen.

    Im Urteil hieß es, sie hätten billigend in Kauf genommen, dass der Mann Hilfe benötigt hätte – die keiner von ihnen leisten wollte. Der Fall sorgte damals für eine heftige Diskussion über eine Verrohung der deutschen Gesellschaft.

    Im Krimi will sich die Mörderin, gespielt von Katja Bürkle, für diese Ungerechtigkeit, für die unterlassene Hilfe rächen. Kommissar Lannert kann dafür, trotz der Vorgeschichte, kein Verständnis aufbringen: „Das nennt man narzisstischen, selbstgerechten Dünnschiss.“