Berlin. CSU-Chef Horst Seehofer stellte bei „Maischberger“ klar: Asylbewerber will er an der Grenze abweisen, Bootsflüchtlinge nicht aufnehmen.

Nachgeben? Nicht Horst Seehofer. „Es gibt Situationen in der Politik, da muss man handeln. Da bin ich Überzeugungstäter. Dann ist die Überzeugung wichtiger als das Amt.“ Zurückstecken? „Das würde unsere Glaubwürdigkeit und auch meine total zerstören.“

Lange war der Innenminister und CSU-Chef in keiner TV-Talkshow gewesen. An diesem Mittwochabend sitzt er bei Sandra Maischberger, als einziger Gast, gut eine Stunde lang. Ein medialer Alleingang. Und natürlich geht es bei Seehofer, dem Überzeugungstäter, um jenen

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hat und der sogar den Fortbestand der Regierung gefährdet. Alles für die Überzeugung?

Seehofer will keine geretteten Flüchtlinge aufnehmen

CSU-Chef und Innenminister Horst Seehofer stellte sich den Fragen von Sandra Maischberger.
CSU-Chef und Innenminister Horst Seehofer stellte sich den Fragen von Sandra Maischberger. © WDR | Oliver Ziebe

„Es geht um die Funktionsfähigkeit unseres Rechtsstaats“, sagt Seehofer fast beschwörend. Seehofer will als Bundesinnenminister anordnen, dass Asylbewerber, die bereits in einem anderen EU-Land registriert wurden, an der deutschen Grenze abgewiesen werden. Kanzlerin Angela Merkel ist gegen einen nationalen Alleingang. Sie will auf dem

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für eine „europäische Lösung“ in der Flüchtlingspolitik werben.

Seehofer hat in den letzten Wochen deutlich gemacht, dass er es leid ist, auf Europa zu warten. „Der Migrationsdruck an den Außengrenzen hält an“, sagt er bei „Maischberger“.

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das mit rund 230 Bootsflüchtlingen an Bord tagelang im Mittelmeer dümpelte, weil kein Land seine Häfen für das Schiff öffnen wollte, sei ein Beispiel dafür. Ein Schiff als Symbol des harten Kurses in der Zuwanderungspolitik.

Seehofer lehnt es ab, einige der Flüchtlinge in Deutschland aufzunehmen: „Wir müssen vermeiden dass es einen Präzedenzfall gibt, dass man dann morgen wieder eine Schiff vor der Küste hat.“

Darum geht es beim Asylstreit wirklich

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    Was will der CSU-Chef mit seinem harten Anti-Merkel-Kurs erreichen?

    Dass viele der Flüchtlinge auf der „Lifeline“ nach den Strapazen der letzten Tage ausgelaugt, dehydriert, krank sind – für Seehofer kein Argument. Ihm geht es um das Signal nach draußen. Wie auch bei den von ihm vehement geforderten Grenzkontrollen. Seehofer: „Es geht um die präventive Wirkung. Was glauben Sie, wie schnell sich das herumspricht!“

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    Die Union mit der CDU beenden? Die Kanzlerin stürzen, die große Koalition platzen lassen? Oder, wie viele Beobachter in Berlin glauben, die CSU vor der Landtagswahl in Bayern als kompromisslose Law-and-order-Partei positionieren? Seehofer selbst sendet unterschiedliche Signale an die CDU: mal knallhart, dann wieder versöhnlich. Seehofer – das Orakel von Ingolstadt.

    Die Karriere von Horst Seehofer

    Er ist Bundesminister des Inneren, für Bau und Heimat im Kabinett Merkel IV: Der CSU-Politiker Horst Seehofer kann auf eine Jahrzehnte lange politische Karriere zurückblicken. Wir zeigen Bilder des CSU-Politikers.
    Er ist Bundesminister des Inneren, für Bau und Heimat im Kabinett Merkel IV: Der CSU-Politiker Horst Seehofer kann auf eine Jahrzehnte lange politische Karriere zurückblicken. Wir zeigen Bilder des CSU-Politikers. © Reto Klar | Reto Klar
    Seehofer wurde am 4. Juli 1949 in Ingolstadt geboren. Nach der Mittleren Reife tritt er 1969 in die Junge Union ein, 1971 wird der Diplom-Verwaltungswirt Mitglied der Christlich Sozialen Union (CSU).
    Seehofer wurde am 4. Juli 1949 in Ingolstadt geboren. Nach der Mittleren Reife tritt er 1969 in die Junge Union ein, 1971 wird der Diplom-Verwaltungswirt Mitglied der Christlich Sozialen Union (CSU). © picture alliance / Andreas Geber | dpa Picture-Alliance / Andreas Gebert
    Am 21. April 1989 wird Seehofer zum Nachfolger des Parlamentarischen Staatssekretärs im Bundesarbeitsministerium, Stefan Höpfinger (l.), ernannt.
    Am 21. April 1989 wird Seehofer zum Nachfolger des Parlamentarischen Staatssekretärs im Bundesarbeitsministerium, Stefan Höpfinger (l.), ernannt. © Bundesarchiv | Reineke, Engelbert
    Von 1992 bis 1998 ist er Gesundheitsminister.
    Von 1992 bis 1998 ist er Gesundheitsminister. © picture-alliance / dpa | dpa Picture-Alliance / Torsten Silz
    Von 1980 bis 2008 ist er Mitglied des Deutschen Bundestag. Von 1994 bis 2008 stellvertretender Vorsitzende der CSU und von 1998 bis 2004 der CDU/CSU-Bundestagsfraktion.
    Von 1980 bis 2008 ist er Mitglied des Deutschen Bundestag. Von 1994 bis 2008 stellvertretender Vorsitzende der CSU und von 1998 bis 2004 der CDU/CSU-Bundestagsfraktion. © imago/photothek | Nicole Maskus
    Nach der Bundestagswahl 2005 wird Horst Seehofer in der großen Koalition Minister für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz.
    Nach der Bundestagswahl 2005 wird Horst Seehofer in der großen Koalition Minister für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz. © Getty Images | Andreas Rentz
    Das Amt bekleidet er von 2005 bis 2008.
    Das Amt bekleidet er von 2005 bis 2008. © Getty Images | Miguel Villagran
    Seit 2008 hat er den Parteivorsitz der CSU inne.
    Seit 2008 hat er den Parteivorsitz der CSU inne. © REUTERS | REUTERS / RALPH ORLOWSKI
    Im Oktober 2008 wird er vom Bayerischen Landtag zum Ministerpräsidenten des Freistaats Bayern gewählt.
    Im Oktober 2008 wird er vom Bayerischen Landtag zum Ministerpräsidenten des Freistaats Bayern gewählt. © picture-alliance/ dpa/dpaweb | dpa Picture-Alliance / Eva Chloupek
    Horst Seehofer mit seiner Ehefrau Karin Seehofer (2 v.l.) und den drei gemeinsamen Kindern Andreas, Ulrike und Susanne beim Neujahrsempfang des Bayerischen Ministerpräsidenten 2018 im Kaisersaal der Münchner Residenz. Aus einer außerehelichen Beziehung hat er eine weitere Tochter, die 2007 geboren wurde.
    Horst Seehofer mit seiner Ehefrau Karin Seehofer (2 v.l.) und den drei gemeinsamen Kindern Andreas, Ulrike und Susanne beim Neujahrsempfang des Bayerischen Ministerpräsidenten 2018 im Kaisersaal der Münchner Residenz. Aus einer außerehelichen Beziehung hat er eine weitere Tochter, die 2007 geboren wurde. © imago | Spöttel Picture
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    „Ich gehe ständig an die Grenze dessen, was man sich körperlich zumuten kann“, sagte er einmal. © dpa | Tobias Hase
    2002 erlitt er eine Herzmuskelentzündung, die ihn fast das Leben kostete. Privat habe er kaum Zeit für Freunde, Familie, Hobbys.
    2002 erlitt er eine Herzmuskelentzündung, die ihn fast das Leben kostete. Privat habe er kaum Zeit für Freunde, Familie, Hobbys. © dpa | Michael Kappeler
    Am 12. März 2018 präsentierten Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), der CSU-Vorsitzende Seehofer und der damalige kommissarische SPD-Vorsitzende und jetzige Finanzminister Olaf Scholz, den gemeinsam unterzeichneten Koalitionsvertrag in Berlin. Es gibt wieder eine große Koalition.
    Am 12. März 2018 präsentierten Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), der CSU-Vorsitzende Seehofer und der damalige kommissarische SPD-Vorsitzende und jetzige Finanzminister Olaf Scholz, den gemeinsam unterzeichneten Koalitionsvertrag in Berlin. Es gibt wieder eine große Koalition. © dpa | Bernd von Jutrczenka
    Für das Kabinett Merkel IV wird Seehofer am 14. März 2018 zum neuen Bundesminister des Inneren, für Bau und Heimat ernannt. Der Höhepunkt in seiner Karriere.
    Für das Kabinett Merkel IV wird Seehofer am 14. März 2018 zum neuen Bundesminister des Inneren, für Bau und Heimat ernannt. Der Höhepunkt in seiner Karriere. © REUTERS | REUTERS / HANNIBAL HANSCHKE
    Dieses Foto sorgt kurze Zeit später für Aufsehen. Der Heimatminister präsentiert seine Mannschaft – und es sind ausschließlich Männer zu sehen.
    Dieses Foto sorgt kurze Zeit später für Aufsehen. Der Heimatminister präsentiert seine Mannschaft – und es sind ausschließlich Männer zu sehen. © picture alliance / /Bundesminist | dpa Picture-Alliance / -
    Der Streit zwischen Seehofer und Merkel über den Umgang mit Flüchtlingen an der deutschen Grenze eskaliert Ende Juni. Auch bei einem Krisengespräch im Kanzleramt können die beiden die Wogen zunächst nicht glätten.
    Der Streit zwischen Seehofer und Merkel über den Umgang mit Flüchtlingen an der deutschen Grenze eskaliert Ende Juni. Auch bei einem Krisengespräch im Kanzleramt können die beiden die Wogen zunächst nicht glätten. © dpa | Paul Zinken
    Innenminister Seehofer bleibt in der Fragen nach Abweisungen an der Grenze hart – Merkel auch.
    Innenminister Seehofer bleibt in der Fragen nach Abweisungen an der Grenze hart – Merkel auch. © dpa | Ralf Hirschberger
    Doch nach einem weiteren Krisengespräch wird man sich einig. Die Union will Transitzentren an der deutsch-österreichischen Grenze einrichten.
    Doch nach einem weiteren Krisengespräch wird man sich einig. Die Union will Transitzentren an der deutsch-österreichischen Grenze einrichten. © Reto Klar | Reto Klar
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    Seehofer über Merkel: „Habe nicht das Empfinden, dass wir uns nicht mögen“

    Innenminister Horst Seehofer bei „Maischberger“.
    Innenminister Horst Seehofer bei „Maischberger“. © WDR | Oliver Ziebe

    „Sind Sie sicher, dass Sie mit dieser Kanzlerin noch arbeiten können?“, fragt Sandra Maischberger „Ja“, lautet Seehofers knappe Antwort. Noch vor einigen Tagen war aus der CSU ein Zitat Seehofers durchgestochen worden, wonach das Gegenteil der Fall sei.

    Jetzt sagt Seehofer: „Wir hatten manche Diskussionen, wir haben fast 30 Jahre zusammengearbeitet.“ Und: „Ich habe nicht das Empfinden, dass wir uns nicht mögen. Wir haben schon sehr herzliche Momente miteinander erlebt.“

    CSU will Wähler von der AfD zurückholen

    Ob der ganze Asylstreit dann nicht doch eine Inszenierung sei, will Maischberger wissen. Geschuldet dem Wahlkampf in Bayern, wo im Oktober gewählt wird. Der Eindruck, dass sich die CSU an die Positionen einer immer stärker werdenden AfD heranschmeißt, um mit kernigen Sprüchen und Law-and-order-Rhetorik Wähler zu locken, hat sich bei vielen Beobachtern festgesetzt.

    Seehofer will davon nichts wissen. „Wir vertreten das demokratisch rechte Spektrum.“ Natürlich wolle die CSU „Wähler von der AfD zurückholen“. Aber: „Wir wollen die AfD nicht rechts überholen. Die Bürger sollen merken: Wir haben euch verstanden.“

    Die Bürger haben das offenbar noch nicht verstanden. Nach dem jüngsten Trendbarometer von Forsa im Auftrag von RTL und n-tv bewerten die Bürger die Arbeit von Ministerpräsident Markus Söder (CSU) und Seehofer überwiegend negativ. Die Kanzlerin erhält in Bayern hingegen mehr Zuspruch als die CSU-Führung. Auch ein deutscher Alleingang bei der Grenzsicherung wird überwiegend abgelehnt – in Bayern ebenso wie im Rest der Republik.

    Sehen Sie hier die „Maischberger“-Sendung mit Horst Seehofer in der ARD-Mediathek.