Berlin. Die Corona-Warn-App soll noch im Januar neue Funktionen erhalten. Gleichzeitig stellt sich die Frage um die Zukunft der Anwendung.

Wie es mit der Corona-Warn-App in Zukunft weitergeht, bleibt innerhalb der Bundesregierung umstritten. Parallel soll eine neue Version dafür sorgen, dass die Nutzerzahlen der bisherigen App wieder steigen. Zwar verwenden sie laut einer repräsentativen Befragung, die der Digitalverband Bitkom zum Jahreswechsel veröffentlichte, nach wie vor 37 Prozent der Deutschen regelmäßig. Die Zahl der übermittelten Warnungen nahm aber zuletzt kontinuierlich ab, ebenso jene der gemeldeten positiven Testergebnisse.

Mit der neuen, für den 18. Januar angekündigten Version könnten Nutzer auch positive Selbsttests melden und Warnungen selbst auslösen, sagte ein Sprecher des Bundesgesundheitsministeriums unserer Redaktion. Bisher sind nur Resultate offizieller Schnell- und PCR-Tests einspeisbar. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hatte zuletzt vorgeschlagen, die Software „zu einer allgemeinen App, die mehr als die Corona-Funktionalitäten vorsieht“ weiterzuentwickeln.

Corona-Warn-App: Bundesregierung streitet über Zukunft

Wie das konkret aussehen könnte? „Die Frage einer weiteren Nutzung der Corona-Warn-App wird derzeit innerhalb der Bundesregierung diskutiert“, sagte der Ministeriumssprecher. Die Gespräche seien „noch nicht abgeschlossen“. In jedem Fall sinnvoll sei, die App „an das veränderte Verhalten der Bevölkerung anzupassen“, so der gesundheitspolitische Sprecher der Grünen im Bundestag, Janosch Dahmen, gegenüber unserer Redaktion. Er möchte sie ebenfalls um neue Funktionen ergänzen und zu einer „Schnittstelle zwischen Bürgern und Gesundheitswesen“ machen. Beispiele könnten Zugänge zu Informationen, Terminen und Daten sein.

Innerhalb der Ampel-Koalition vertritt die FDP die Gegenposition. „Die App hat ihren Dienst getan“, sagte Andrew Ullmann, der gesundheitspolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, unserer Redaktion. „Die Mehrwerte einer Weiterentwicklung erschließen sich mir aktuell nicht.“ Wenn Minister Lauterbach die App für Aufgaben jenseits der Pandemie-Bekämpfung nutzen wolle, müsse er zuvor „klar aufzeigen, welche konkreten Zwecke verfolgt werden sollen“. Sonst drohe eine „Verschwendung von Steuergeldern“.

App ist in der Bevölkerung weit verbreitet

Die Gesamtkosten der App liegen bei 220 Millionen Euro, Entwickler sind SAP und Deutsche Telekom. Verträge dafür laufen Ende Mai aus. Gerade weil es teuer und aufwendig gewesen sei, die App zu entwickeln, dürfe sie jetzt nicht ohne Weiteres verschwinden, meint Dahmen. Vielmehr müsse man „Funktionalität und Verbreitungsgrad“ erhalten. Dabei richtet der Grüne den Blick auch auf das Ausland. Neue Wellen in den USA und China zeigten, dass unbekannte Corona-Varianten jederzeit möglich blieben. „Wir sind also gut beraten, wirkungsvolle Instrumente im Standby-Modus zu behalten“, so Dahmen.

Eine „Enquete-Kommission Pandemie“ nennt Ullmann als wichtiges Instrument der Vorsorge. „Handlungsfähigkeit“ sei hier das entscheidende Wort. Dazu zählt der Liberale auch, die Technik der App im Hintergrund aktuell zu halten. Damit sie nicht nur weiter existiert, sondern auf den Smartphones der Menschen präsent ist, müsse sie einen alltäglichen Nutzen haben, betont indes Dahmen: „Der entscheidende Punkt bei der Corona-Warnapp ist, dass sie in der Bevölkerung enorm weit verbreitet ist.“

Laut der Bitkom-Umfrage möchte übrigens eine klare Mehrheit der Bürger die App behalten. 61 Prozent stimmten der Aussage zu, sie solle über das Frühjahr hinaus weiterentwickelt werden.