Berlin. Ein Wechsel der Hausbank kann sich mit Blick auf steigende Gebühren lohnen. So einfach klappt der Umzug von Girokonto, ETF und Depot.

Die Bankkarte regt manchmal zum Small Talk an: „Ach, von da kommen Sie ursprünglich her!“ Das Konto aus der Schulzeit begleitet viele von uns jahrzehntelang, überdauert diverse Umzüge durchs Land – obwohl es längst nicht mehr kostenlos ist.

Oft überschätzen Bankkunden den Aufwand, gleich auch zu einer neuen Bank umzuziehen. Und befürchten Probleme: Was passiert mit den Daueraufträgen? Wer braucht alles die neue Kontonummer? Wie lassen sich Aktien übertragen?

Doch am Ende ist der Wechsel inzwischen gar nicht kompliziert. Und es lohnt sich oft, auch ein zweites oder drittes Mal die Bank zu wechseln, empfiehlt der Geld-Ratgeber Finanztip. Schließlich haben zuletzt viele Sparkassen und Banken die Gebühren erhöht.

Beim Girokonto können locker 100 Euro Gebühren im Jahr zusammenkommen, manche Kontomodelle liegen sogar noch weit darüber. Die Deutsche Bank zum Beispiel berechnet monatlich im „Best-Konto“ 13,90 Euro, die Sparkasse Siegen verlangt für ihr Konto „S-Vita Exclusive“ sogar jeden Monat 34,90 Euro.

Dabei gibt es weiterhin Banken, die deutlich günstiger sind. Das zeigt ein Vergleich von Finanztip. Vor allem als Gehaltskonto ist dann das Girokonto kostenlos.

Kontoumzug: Banken helfen mit

Seit 2016 müssen Banken wechselwillige Kunden unterstützen. Das verlangt das Zahlungskontengesetz. Sobald Kunden ihre Zustimmung geben, kann die alte Bank alle wichtigen Daten zu bestehenden Daueraufträgen und Lastschriften an die neue weitergeben. Und die neue Bank kümmert sich dann ihrerseits um die Kontakte zu Arbeitgeber, Sportverein und Co. Für diese gesetzlich geforderte Hilfe nimmt die eine oder andere Bank zwar Geld – dafür haftet sie, falls sie Fehler macht und Mahngebühren entstehen.

Manche Banken bieten alternativ einen digitalen Wechselservice mit einem externen Dienstleister an. Hier gibt es keine automatische Haftung, dafür geht es meist schneller. Diese freiwillige Unterstützung passt gut zu Kunden, die ihre Kontobewegungen selbst im Kopf haben und kontrollieren können. Kunden, die viele unterschiedliche Zahlungen leisten und empfangen, sollten eher die im Gesetz verankerte Kontohilfe nutzen.

Finanztip.de hat begleitend eine Checkliste für den Kontowechsel vorbereitet.

Unabhängig davon, für welchen Weg sich die Kunden entscheiden: Es lohnt sich, das alte Konto noch ein paar Monate parallel zu führen. So vermeiden Wechselwillige zum Beispiel, dass sie Gebühren für eine Lastschrift zahlen, die nicht eingelöst werden konnte. Finanztip rät außerdem, vor der Kündigung des alten Kontos Kontoauszüge herunterzuladen.

Aktien und ETFs auf Reisen

Auch beim Wertpapierdepot lockt viel Sparpotenzial: Besonders teuer sind die sogenannten Komfort- oder Premium-Modelle. Bei der Volksbank Stuttgart schlägt ein solches mit 200 Euro pro Jahr zu Buche – ohne eine einzige Transaktion. Wer also Aktien oder den ETF jahrelang liegen lässt und langfristig entspannt an die Geldanlage herangeht, zahlt unnötig drauf.

Gute Depots von Direktbanken dagegen kommen ohne Grundgebühren aus. Auch die Orderentgelte für Kauf oder Verkauf von Aktien sind niedriger als bei vielen Sparkassen und Volksbanken. Noch günstiger ist es, Girokonto und Wertpapiere ganz zu trennen und zu einem sogenannten Neobroker zu gehen. Das rät Finanztip Kunden, die sehr häufig Wertpapiere kaufen und verkaufen wollen.

Der Depotübertrag kann aber für Frust sorgen. Die Aufsichtsbehörde Bafin betonte noch in diesem Frühling, dass sie Banken bis zu drei Wochen Transferzeit zugestehe. In dieser Phase können Anleger ihre Papiere nicht verkaufen.

Ausschau halten nach einer Bank mit günstigeren Konditionen kann sich lohnen – gerade für langjährige Stammkunden.
Ausschau halten nach einer Bank mit günstigeren Konditionen kann sich lohnen – gerade für langjährige Stammkunden. © Getty Images | KrizzDaPaul

Depotwechsel flüssiger gestalten

Außerdem bieten Depotanbieter nicht alle Wertpapiere an. Gängige Aktien sind kein Problem, aber ETFs und andere Fonds lassen sich nicht zu jedem Broker übertragen. Das sollte vor dem Depotwechsel geprüft werden, rät Finanztip. Wichtig ist es zudem, noch offene bedingte Verkaufsorders vor dem Umzug zu löschen. Ansonsten rührt die abgebende Bank das betreffende Papier nicht an.

Nicht zuletzt müssen Bruchstücke von Aktien und Fonds verkauft werden. Solche Nachkomma-Anteile entstehen bei Sparplänen, sind aber immer nur ein Service der jeweiligen Bank und können nicht übertragen werden.

Kleiner Umzug innerhalb der alten Bank

Auch wenn ein Anbieterwechsel oft nicht so unangenehm ist, wie viele befürchten: Zur Wahrheit gehört auch, nicht Äpfel mit Birnen zu vergleichen. Ein höherer Preis bei der bisherigen Bank kann durchaus in Ordnung sein, sofern man als Kunde eine bessere Leistung bekommt – und auch nutzt.

Eine Direktbank oder ein Neobroker sind zwar nicht per se schlechter im Kundenservice als eine Filialbank. Wer aber besondere Gewohnheiten und Wünsche hat, kann durchaus an Grenzen stoßen. Eine Alternative zum Umzug ist es manchmal, nur das Kontomodell zu wechseln: Nicht selten gibt es für Girokonto oder Depot auch eine kostengünstigere Alternative bei der eigenen Bank. So lässt sich auch ohne Umzug sparen. Und man bleibt bei der Bankverbindung der alten Heimat treu.

Dieser Beitrag erscheint in Kooperation mit finanztip.de. Der Geld-Ratgeber für Verbraucher ist Teil der Finanztip-Stiftung.