Berlin. Es wurde ein emotionaler Auftritt: Frank Elstner sprach mit Markus Lanz über seine unheilbare Krankheit – und war doch voller Hoffnung.

Frank Elstner war an diesem Donnerstagabend wieder Gast bei „Markus Lanz“. Vor fast anderthalb Jahren, im April 2019, hatte er an gleicher Stelle seine Parkinson-Diagnose öffentlich gemacht. Nun erzählte der legendäre „Wetten, dass…“-Moderator und Erfinder zahlreicher TV-Spielshows, wie es ihm mit seiner Erkrankung inzwischen geht.

„Eigentlich ganz gut“, gab er an. „Parkinson ist eine interessante Krankheit, leider immer noch nicht heilbar“. Da er Journalist und neugierig sei, habe er sich nun einen Wissensstand über die Krankheit erarbeitet, wo er sich eher frage, wie es den Parkinson-Kranken in Deutschland überhaupt gehe. „Wir haben 300.000“, sagte er, als könne er diese hohe Zahl kaum glauben.

Nicht gewillt, die Unheilbarkeit einfach zu akzeptieren, ziehe er seither „wie ein Bettler“ durchs Land, um Menschen zu motivieren, die Grundlagenforschung zu unterstützen. „Man kann Parkinson heute einigermaßen gut behandeln und lange damit leben, aber es fehlt noch der richtige wissenschaftliche Zugang“. Dazu brauche man Geld.

Markus Lanz – Das waren seine Gäste:

  • Peter Tschentscher, Politiker
  • Anja Maier, Journalistin
  • Frank Elstner, Moderator
  • Thorsten Kienast, Psychologe:

Frank Elstner bei „Lanz“: TV-Legende hat Buch geschrieben

Wie ein schwerkranker Mann wirkte Frank Elstner nicht. Eher beneidenswert aktiv und produktiv: Kürzlich noch sei er nach Uganda zur Retterin der Berggorillas gereist – für einen Film, der am 1. November im SWR-Fernsehen laufen werde.

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Und dann sei auch noch das Buch „Mehr Power für den Kopf“ gerade erschienen, dass er zusammen mit Thorsten Kienast geschrieben habe. Hilfreich fasste der Hamburger Psychologe und Dopamin-Experte zusammen, worum es darin geht.

„Neugierde und Flexibilität – das sind die beiden Zauberworte“, erläuterte Thorsten Kienast. Beide Eigenschaften brauche der Mensch, um Probleme zu lösen und mit weniger Sorgen durchs Leben zu gehen. Beides ließen sich trainieren bzw. erlernen, wie Verhaltensexperimenten bei Tieren zeigten.

Der anrührende Auftritt von Frank Elstner mit seinem Co-Autor beendete einen „Lanz-Talk“, der in gewisser Weise auch als beste Übung hätte stehen können, für Neugierde und Flexibilität im politischen Alltag.

Vor allem für Markus Lanz selbst, der an diesem Abend gerne den „Advocatus Diaboli“ gab, als käme er frisch munitioniert von einer Demo.

Markus Lanz über „Covidioten“ und zweite Welle

Corona- Wann man von einer zweiter Welle spricht

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    Den Löwenanteil von „Markus Lanz“ bestritt diesmal eine Dreier-Diskussion zwischen ihm sowie Peter Tschentscher (SPD) und Anja Maier, Parlamentskorrespondentin der „taz“. John Bolton, Ex-Sicherheitsberater von Donald Trump, war zwar angekündigt, eine Video-Zuschaltung kam dann aber doch nicht zustande – warum auch immer. Das war gut so. So blieb mehr Zeit, um auf die innenpolitischen Themen, abendfüllend ohnehin, ausführlicher einzugehen.

    Inhaltlich ging es bei diesem „Lanz“-Talk um die ganze Bandbreite der aktuellen Corona-Debatte: Dass die emotional enthemmten Verbalangriffe auf Politiker ein Zeichen für eine „überreizte Gesellschaft“ seien. Dass Andersdenkende als „Covidioten“ abzuqualifizieren „kein angemessener Umgang“ sei.

    Ob ein gemeinsames Mindestbußgeld nicht doch nur ein rhetorischer Trick sei, den Flickenteppich an unterschiedlichen Regeln in den einzelnen Ländern zu kaschieren? Und überhaupt, wollte Markus Lanz permanent wissen: Könne es sein überhaupt, dass uns im Herbst „wieder ein blaues Wunder“ blühe, bei einer aktuellen Infektionsrate von nur täglich 30 Fälle wie in Hamburg? „Die große Mehrheit hält sich doch an die Regeln“, beharrte er. „Ich habe das zu oft schon gehört.“

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    Peter Tschentscher ließ sich nicht aus der Ruhe bringen

    Peter Tschentscher ließ sich durch die Polemik nicht aus der Ruhe bringen. Er blieb höfflich. Hanseatisch. Sehr sachorientiert. Dabei hatte Markus Lanz schon in seiner Anmoderation – ziemlich verzwirbelt-aggressiv – den Ersten Bürgermeister Hamburgs als „rechte Hand der Kanzlerin“ bezeichnet. Obwohl er als SPD-Mann doch im Zweifel eher für ihre „linke Hand“ zuständig sein müsste …

    Er sitze bei den Ministerpräsidentenkonferenzen neben Angela Merkel, klärte der Hanseat auf, als Vertreter der SPD-Ministerpräsidenten und nicht, weil er besonders wichtig sei. Und erklärte dann, dass auch ihn die je nach Bundesland unterschiedlichen Regeln nervten. „Aber die Charaktere sind eben unterschiedlich“, bemerkte er feinsinnig über seine Amtskollegen.

    Da setzte Anja Maier, „taz“-Parlamentsredakteurin berlinerisch-deutlich einen anderen Akzent: „Wir haben nächstes Jahr fünf Landtagswahlen“, erinnerte sie. Da würde mancher sicher auch die Chance nutzen, sich mit den Corona-Regeln zu profilieren.

    Markus Lanz kritisiert SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz

    Nach einem harten Themen-Cut ging es dann noch um die Entscheidung der SPD, Olaf Scholz zum Kanzlerkandidaten zu ernennen. Vor allem Markus Lanz wollte nie und nimmer glauben, dass er der „geachtete Kandidat“ sei, als der er verkauft werde. „Alles Nebelkerzen“, kommentierte er, „als Vorsitzenden wollte ihn die Partei nicht.“

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    Anja Maier glaubte eher nicht, dass es mit diesem Kandidaten zu einem Rot-Rot-Grünen Bündnis kommen würde: „Das wäre kein wählbares Angebot. Die Leute wollen Stabilität und keine Politik-Therapie.“

    Aber auch hierbei blieb Peter Tschentscher ruhig und standhaft: Er kenne Olaf Scholz seit 20 Jahren. Mit seiner Regierungsverantwortung und seiner Durchsetzungskraft bringe er „sehr gute Voraussetzungen“ für eine überzeugenden Wahlkampf mit. Und: „Da Angela Merkel nicht mehr antritt, wird bei der Bundestagswahl eine neue Personalentscheidung getroffen, wer dieses Land in Zukunft regiert.“

    Markus Lanz in der Mediathek anschauen

    Sie haben die Sendung verpasst? Hier können Sie den Talk von Markus Lanz in der ZDF-Mediathek anschauen.