Braunschweig. Der Braunschweiger Sender arbeitet nicht kostendeckend. Mit neuen Gesellschaftern und neuem Konzept soll die Wende gelingen.

„Neue Gesellschafter beim Regionalsender Radio 38“ – unter dieser Überschrift berichtete unsere Zeitung über die Veränderungen in der Trägerstruktur des Senders. Einige Gesellschafter verließen das Unternehmen, neue kamen hinzu: die Volksbank Brawo sowie das Unternehmen Radio-38-Freunde.

Der Bericht sorgte für Irritationen in unserer Leserschaft – etwa bei Bernd Meier aus Salzgitter. Er empfand die Formulierung irreführend, dass der Gesellschafterwechsel nach einer „Dekade des gemeinsamen Wachstums“ vollzogen wurde und konterte unsere Zeitung mit dem Vorwurf der manipulativen Berichterstattung – zumal der größte Radio-38-Gesellschafter Funke-Medien
Niedersachsen ist. Zu dem Unternehmen gehört auch unsere Zeitung.

Braunschweiger Radiosender schreibt rote Zahlen

Tatsächlich kann diese Formulierung des Wachstums missverstanden werden. Denn der Radiosender weist in seiner im Unternehmensregister veröffentlichten Bilanz Verluste aus. Für das Geschäftsjahr 2022 werden dort rund 760.000 Euro
„nicht durch Vermögenseinlagen gedeckte Verlustanteile der Kommanditisten“ aufgeführt sowie Verbindlichkeiten von knapp 1,3 Millionen Euro gegenüber den Gesellschaftern.

Auf die Frage, wie sich vor diesem Hintergrund die Formulierung des Wachstums begründen lässt, antworteten die Gesellschafter, dass Radio 38 die Nummer 1 im Sendegebiet sei sowie angesichts der Reichweitenentwicklung der stärkste Lokalsender in Niedersachsen. Die Frage, warum in der ursprünglichen Pressemitteilung ein Hinweis auf die Verluste fehlte, beantworteten die
Gesellschafter nicht.

Volksbank Brawo erhöht Anteile an Radio 38

Nach deren Angaben vollzog sich der Wandel in der Gesellschafterstruktur einvernehmlich. Auf Nachfrage, was die ehemaligen Gesellschafter bewogen hat, Radio 38 zu verlassen, hieß es, sie hätten „ein gutes und vor allem faires Angebot“ erhalten. Wolf-Michael Schmid, einer der ausgeschiedenen Gesellschafter, sagte unserer Zeitung, er habe das Angebot der Volksbank Brawo
genutzt, seinen geringen Anteil abzugeben. Die Brawo als neuer, großer und vor allem regionaler Gesellschafter könne mehr bewegen. Ihm sei es wichtig, dass die Region einen eigenen Radiosender habe, sagte Schmid.

Gegenüber unserer Zeitung erläuterte ein Sprecher der Volksbank Brawo, warum sie beim Radiosender einsteigt. So sei sie bereits über Brunswiek Marketing, Veranstalter des Tennisturniers Brawo Open, seit längerem an dem Sender beteiligt. „Mit der strategischen Neuausrichtung des Radiosenders möchten wir – gemeinsam mit den weiteren Gesellschaftern – Radio 38 im gesamten Sendegebiet stärken und die Position auf dem Markt weiter ausbauen. Dafür haben wir unsere Beteiligung auf 25,16 Prozent erhöht. Wir sehen dies als klares Bekenntnis zur Region. Ein attraktiver lokaler Radiosender bereichert die Medienlandschaft und die ganze Region.“

Radiomacher aus Hannover steigen bei Radio 38 ein

Anpassungen soll es nach Angaben der Gesellschafter bei den lokal-orientierten Inhalten geben. Diese sollen ausgebaut werden, „um noch näher an den Menschen der Region dran zu sein“. Zusätzlich würden neue Produkte für den Werbemarkt entwickelt.

Für diese Aufgaben holt sich der Gesellschafterkreis Hilfe aus Hannover – das im Dezember vergangenen Jahres beim Amtsgericht Hannover eingetragene Unternehmen Radio-38-Freunde gehört zu den neuen Gesellschaftern des Braunschweiger Senders. Hinter Radio-38-Freunde steht die KMWS Media aus Hannover, zu der Radio Hannover gehört.