Wolfenbüttel. Der Wolfenbütteler Kräuterlikör-Hersteller lieferte im vergangenen Jahr zwar etwas weniger Flaschen aus, steigerte aber den Umsatz.

Der Wolfenbütteler Kräuterlikör-Hersteller Jägermeister hat im abgelaufenen Geschäftsjahr nach eigenen Angaben das zweitbeste Absatzergebnis seiner Geschichte erzielt. Demnach setzte das Unternehmen 118,3 Millionen 0,7-Liter-Flaschen Jägermeister ab. Lediglich 2022, dem nach Jägermeister-Angaben „außergewöhnlichen“ ersten Jahr nach Corona, ist der Absatz um zwei Prozent höher gewesen. Der Nach-Corona-Jubelstimmung folgte also gewissermaßen ein kleiner Kater.

Dennoch steigerte das Familienunternehmen den Umsatz. Und zwar um 8,1 Prozent auf 961,7 Millionen Euro. Zahlen zum Gewinn nannte Jägermeister wie in jedem Jahr nicht. Weniger Absatz, mehr Umsatz: Wie passt das zusammen? Auf Nachfrage teilte das Unternehmen mit: „Die Umsatzsteigerung ist überwiegend auf Preisanpassungen bei Jägermeister und dem Wachstum der Marke Teremana im US-Markt zurückzuführen.“

Jägermeister steigert Tequila-Absatz deutlich

In den Vereinigten Staaten steigerte Jägermeister den Absatz des Tequilas Teremana nach eigenen Angaben im Vergleich zu 2022 um 36 Prozent auf 16,1 Millionen 0,7-Liter-Flaschen. Jägermeister kündigte an, dass der Agaven-Schnaps von diesem Frühjahr an auch weltweit in Duty-Free-Geschäften internationaler Flughäfen erhältlich sein soll. Außerdem solle die Marke noch in diesem Jahr in Deutschland sowie in anderen Ländern auf den Markt kommen. In Mexiko nahm das Unternehmen eine zweite Destillerie in Betrieb, um die „rasant“ steigende Nachfrage zu bedienen.

Allerdings musste Jägermeister auch mit Dämpfern umgehen. Wie es vom Unternehmen hieß, war die Spirituosenindustrie im vergangenen Jahr mit rückläufigen Märkten konfrontiert. „Das Konsumklima war in nahezu allen bedeutenden Regionen infolge der politischen und wirtschaftlichen Instabilität schwach ausgeprägt. Auf diese Verunsicherungen reagierten Verbraucher weltweit mit Kaufzurückhaltung“, hieß es aus Wolfenbüttel. Im ersten Quartal des Vorjahres hätten zudem hohe Lagerbestände als Folge von Corona bremsend gewirkt.

Jägermeister: Mehr als 80 Prozent geht in den Export

Mit Blick auf die Marke Jägermeister teilte das Unternehmen mit, dass in Summe Absatzrückgänge auf einzelnen Märkten durch Zuwächse in anderen Ländern ausgeglichen worden seien. Der Kräuterlikör werde in mehr als 150 Ländern vertrieben. Der Exportanteil liegt deutlich über 80 Prozent.

„Insbesondere die Regionen West- und Osteuropa sowie Asien entwickelten sich sehr positiv“, teilte das Unternehmen mit. Die Absätze in Großbritannien seien vollständig stabil und in Deutschland nahezu stabil gehalten worden. Dagegen habe es in den USA rückläufige Verkaufszahlen gegeben. In China habe Jägermeister zwar einen „hohen“ zweistelligen Zuwachs erzielt, das Vor-Corona-Niveau aber noch nicht wieder erreicht. Gewachsen sei auch das globale sogenannte Travel Retail-Geschäft, gemeint ist etwa der Verkauf in Duty-Free-Bereichen von Flughäfen.

Jägermeister investiert in Wolfenbüttel Millionen

Um künftiges Wachstum abzusichern, investiert das Unternehmen nach eigenen Angaben in den Ausbau seiner Lieferketten. So ist am Standort Wolfenbüttel-Linden eine neue Abfüllanlage für Kleinstflaschen errichtet worden. Der Standort in Kamenz in Sachsen wurde um ein Fasslager erweitert. Das verfüge über eine Kapazität für bis zu 225 Eichenholzfässer. Jägermeister beziffert die Investitionen in Wolfenbüttel auf 13 Millionen Euro, die in Kamenz auf 17 Millionen Euro.

Zum Produktportfolio von Jägermeister gehört auch Gin. 2018 hat das Unternehmen den Hamburger Hersteller Gin Sul übernommen. Laut Jägermeister wurden im vergangenen die Produktionskapazitäten für den Gin in Hamburg verdreifacht. Das sei geschehen, um „die erwartete Nachfrage im Zuge der regionalen Expansion bedienen zu können“.

Wegen der Krisen und wirtschaftlichen Unsicherheiten fällt der Ausblick der Wolfenbütteler verhalten aus. Jägermeister-Chef Michael Volke: „Wir sind vorsichtig optimistisch, mit unserer Kernmarke Jägermeister ein stabil hohes Absatzergebnis zu erzielen, auch wenn das Konsumklima in vielen Märkten weiterhin fragil bleibt.“