Salzgitter. Für den 20. März ist in Salzgitter eine Kundgebung der Beschäftigten geplant.

Im Bosch-Werk in Salzgitter sollen bis Ende nächsten Jahres rund 90 der etwa 1400 Arbeitsplätze abgebaut werden. Das teilte das Unternehmen auf Nachfrage mit. Der Stellenabbau werde sozialverträglich erfolgen. „Wir setzen auf Nichtnachbesetzung bei Personalwechseln und altersbedingten Austritten“, schrieb eine Unternehmenssprecherin unserer Zeitung. Nach Angaben der IG Metall Salzgitter-Peine verhindert ein bis Ende 2027 laufender Tarifvertrag betriebsbedingte Kündigungen. Die Gewerkschaft warnt vor einem Ausbluten des Standorts.

Im Bosch-Werk Salzgitter werden Steuergeräte für Autos produziert. „Insgesamt sehen wir in der Steuergeräte-Sparte einen Anpassungsbedarf von weltweit bis zu 500 Stellen in den Verwaltungs- und Entwicklungsbereichen bis Ende 2025“, schrieb die Sprecherin des Unternehmens. In Salzgitter sollen demnach die Arbeitsplätze in technischen und kaufmännischen Verwaltungsbereichen abgebaut werden.

Zur Begründung teilte das Unternehmen mit: „Der Markt für Automobilelektronik ist vor allem bei elektronischen Steuergeräten stark preisgetrieben, auch durch neue Anbieter auf dem Markt.“ Zudem verändere sich die bisherige Wertschöpfungskette. „Heute definieren Automobilhersteller mit eigenen Entwicklungsteams bevorzugt ihre Elektrisch-/Elektronischen-Architekturen selbst und lassen branchenfremde Auftragsfertiger die Hardware sehr kostengünstig produzieren“, hieß es von Bosch.

Bosch: großer Druck

Diese Entwicklung stelle Systemlieferanten wie eben Bosch, die bisher Entwicklung und Fertigung von Steuergeräten für Automobilhersteller bündelten, „vor große wirtschaftliche Herausforderungen“. Der Geschäftsbereich Mobility Electronics müsse daher seine Steuergeräteentwicklung und -fertigung an diesen strukturellen Wandel anpassen und wettbewerbsfähig aufstellen. „Aufgrund dieser Situation müssen wir auch am Standort Salzgitter unsere Strukturen wettbewerbsfähiger gestalten“, schrieb die Sprecherin.

Wie Marion Koslowski-Kuzu von der IG Metall Salzgitter-Peine erläuterte, entfällt durch den Stellenabbau im sogenannten indirekten Bereich – also nicht in der Produktion – im Werk Salzgitter nahezu jede fünfte Stelle. Das könne für den Standort existenzbedrohend werden, warnt sie. Der Grund: Durch das Wegfallen könnten tragende Säulen des Standorts geschwächt werden. Neben der Produktion seien dies die Säulen Musterbau, Leitwerkfunktion, Prüfwerkstatt und Kompetenzcenter.

Alle Bereiche griffen ineinander, was dafür sorge, dass der Standort gut aufgestellt sei, sagte Koslowski-Kuzu. Würden die Nicht-Produktionsbereiche aber vernachlässigt beziehungsweise zu stärk geschwächt, dann könnte das Werk auf seine Funktion als reiner Produktionsstandort beschränkt werden. Weil dort Steuergeräte für Verbrennermotoren gefertigt würden, drohe dem Werk sogar die Schließung – wenn 2035 in der EU tatsächlich das Aus für Autos mit Verbrennungsmotor kommt.

Die Gewerkschafterin betonte, dass dies noch rein spekulativ und die Beschreibung der schlimmsten Entwicklung sei. Sie sagte aber auch, dass die Arbeitnehmervertretung zwar vom Unternehmen über die grundsätzlichen Pläne informiert werde, nicht aber über die inhaltlichen Details.

Parallel zum Stellenabbau in Deutschland plane Bosch den Aufbau von Produktionskapazitäten im Ausland. „Dabei ist das hier ein toller Standort. Wir haben hier die Kompetenzen und ein sehr hohes Leistungs- und Qualitätsniveau mit positiven Ergebnissen“, unterstrich sie und fügte hinzu: „Transformation darf genau so nicht laufen, nicht gegen die Beschäftigten.“

Kundgebung vor Werkstor

Aus Verärgerung über den Stellenabbau ruft der Bosch-Gesamtbetriebsrat am Mittwoch, 20. März, zu einem bundesweiten Aktionstag auf. Das gilt nach Angaben Koslowski-Kuzus auch für das Werk Salzgitter. Dort sei um 11.55 Uhr eine Kundgebung der Beschäftigten vor den Werkstoren geplant, zu der Arbeitnehmer-Delegationen anderer Unternehmen aus Salzgitter erwartet würden.