Wolfsburg. Produktionsvorstand Christian Vollmer stellt mehr als 500.000 Autos in diesem Jahr in Aussicht. Der elektrische ID.3 ist nicht dabei.

Die Produktion des rein elektrischen VW-Kompaktmodells ID.3 in Wolfsburg war schon Geschichte, noch bevor sie begonnen hat. Der Autobauer hat gerade erst verkündet, dass der ID.3 in Wolfsburg nicht vom Band läuft. Er wird weiterhin in Zwickau gebaut. Das sächsische Werk war vor Jahren als erstes im Konzern für die Produktion rein elektrischer Fahrzeuge umgerüstet worden. Nun äußerte sich Christian Vollmer, Produktionsvorstand der Marke VW, im Intranet des Autobauers zu der Entscheidung.

Getragen sei sie vom Bestreben des Unternehmens, an allen Stellen Kosten zu senken. Das wurde im Ende vergangenen Jahres beschlossenen „Performance-Programm“ festgelegt. Vollmer: „Wir hinterfragen: Welche Investitionen sind für die Marke zu welchem Zeitpunkt wirklich effektiv. Unter dem Strich zählt jeder Euro, den wir nicht zwingend ausgeben müssen. Wir haben aus diesem Grund entschieden, das Volumen des ID.3 weiterhin in Zwickau zu bündeln und den bereits vollständig eingerüsteten Standort effektiv auszulasten.“

Auftragseingänge bei VW unter den Erwartungen

Und das wird schon schwierig genug. Gerade erst hat VW-Personalvorstand Gunnar Kilian gesagt, dass die Auftragseingänge unter den Erwartungen liegen. Das gilt vor allem für die E-Fahrzeuge. Das belegen die Zulassungszahlen des Kraftfahrtbundesamtes in Flensburg. Während im Februar in Deutschland 10.150 Gölfe neu zugelassen wurden, waren es vom elektrifizierten Pendant ID.3 geradezu erschütternde 872.

Als Abwertung des Produktionsstandortes Wolfsburg dürfe die ID.3-Absage nicht verstanden werden, ließ Vollmer durchblicken. „Das Werk Wolfsburg bleibt zentral und sehr wichtig. Hier konzentrieren wir uns vorerst weiter auf die Produktion von Verbrenner- und Hybrid-Fahrzeugen. Der neue Tiguan und der neue Golf sind Leuchttürme für Volkswagen“, sagte der Produktionsvorstand.

Golf, Tiguan, Tayron sollen VW-Werk Wolfsburg auslasten

Er zeigte sich zuversichtlich, dass diese Autos anders als die Stromer bei den Kunden zünden. Dazu noch ein Vergleich: Auch der im Vorfeld so gelobte Elektro-Kleinbus ID.Buzz erfüllt die in ihn gesteckten Erwartungen bisher nicht. Der damalige VW- und heutige China-Chef Ralf Brandstätter stellte einst 120.000 verkaufte Fahrzeug pro Jahr in Aussicht. Im vergangenen Jahr, dem ersten vollen Produktionsjahr des Autos, waren es aber gerade mal 28.600 Verkäufe. Und in diesem Jahr sind es in den ersten zwei Monaten in Deutschland 507.

Vollmer ist auch optimistisch mit Blick auf die Produktion des Tiguan-Allspace-Nachfolgers Tayron in Wolfsburg. Sie soll zum Jahresende anlaufen. Vollmer: „Das sind durchweg starke Modelle, die den Standort ordentlich auslasten. Ich bin zuversichtlich, dass wir dieses Jahr im Stammwerk zum ersten Mal seit langem wieder die Marke von 500.000 produzierten Fahrzeugen überschreiten werden.“ Das seien gute Nachrichten für das Stammwerk.

Vollmer: E-Mobilität ist im VW-Werk Wolfsburg aufgeschoben

Für die Produktion des ID.3 in Wolfsburg wurde die entsprechende Montagelinie so umgerüstet, dass dort sowohl Elektro- als auch Verbrennerfahrzeuge im Mix gebaut werden können. Nach Angaben Vollmers waren die Investitionen nicht vergeblich. So habe das Werk Wolfsburg im vergangenen Jahr mit der Teilfertigung des ID.3 wichtige Erfahrungen gesammelt.

Von diesen Erfahrungen würde das Werk profitieren, wenn dort die Produktion eines vollelektrisches SUV anlaufe. Technisch sei das Werk durch den Umbau heute schon weitestgehend vorbereitet. Vollmer: „Wenn man so will, ist der Umstieg auf die Elektromobilität in Wolfsburg nur aufgeschoben, nicht aber aufgehoben. Wir halten an unserer Elektro-Strategie fest. Deshalb schulen wir die Wolfsburger Beschäftigten auch weiterhin in Sachen Elektromobilität.“