Wolfsburg. Die Renditeziele bleiben eine Hürde, doch hinter dem VW-Konzern liegt ein Jahr des Wachstums, wenn es um Verkäufe und Umsatz geht.

Wie soll der Sparkurs bei Volkswagen funktionieren? Braucht es ihn überhaupt? Diese Fragen müssen die VW-Verantwortlichen in den nächsten Wochen und Monaten erläutern. Rechtfertigen, verteidigen - undankbare Aufgaben. Dabei war das Geschäftsjahr 2023 nicht unerfolgreich: Der Konzern verzeichnete mehr Auslieferungen, deutlich mehr Umsatz, etwas mehr Gewinn. Doch die Rendite hat spürbar nachgegeben.

Und genau das ist der Knackpunkt. Der Konzern mit seinen Marken will die Rendite deutlich steigern. Das soll gewährleisten, dass die Wolfsburger auch in Zukunft in der Lage sind, all die milliardenschweren Investitionen zu stemmen, die erforderlich sind für die E-Mobilität, das autonome Fahren und alle anderen Spielarten der Digitalisierung.

Rendite von Stellantis deutlich höher als von VW

Dass VW – Marke und Konzern – noch einen weiten Weg vor sich hat, zeigt dieser Vergleich: Der Konzern weist für das vergangene Jahr eine Rendite von glatten 7 Prozent aus. Sein europäischer Konkurrent Stellantis, zu dem auch der deutsche Autobauer Opel gehört, schaffte mit 12,8 Prozent nahezu den doppelten Wert. Ob dieser Unterschied bei den Verantwortlichen in Wolfsburg Schnappatmung auslöst, ist nicht bekannt. Er ist aber mit Sicherheit Diskussionsthema.

Die VW-Zahlen im Überblick.
Die VW-Zahlen im Überblick. © FMN | Jürgen Runo

Der Vergleich mit der Marke VW ist noch schmerzhafter. Sie brachte es zuletzt auf eine Rendite von 3,4 Prozent. Diese Differenz zu Stellantis dürfte dem Wolfsburger Management auf der nächsten Hauptversammlung im Mai von VW-Aktionären mit Sicherheit unter die Nase gerieben werden.

VW will Dividende erhöhen

Das wird auch die Dividende nicht verhindern können, die im Vergleich zum Vorjahr erhöht werden soll. Der Vorstand des Autobauers empfiehlt eine Ausschüttung von 9 Euro je Stammaktie und 9,06 Euro je stimmrechtsloser Vorzugsaktie. Das wäre jeweils 30 Cent je Aktie mehr als vor einem Jahr.

Dieser Punkt dürfte ebenfalls für Diskussionen sorgen: unter den Aktionären, die in der Regel mehr erwarten, aber auch in der Belegschaft und mit dem Betriebsrat, wenn es darum geht, dass die VW-Beschäftigten den Gürtel enger schnallen sollen. Spätestens, wenn im zweiten Halbjahr die Tarifrunde ansteht, wird es dazu kommen.

VW verkauft mehr Stromer, CO2-Problematik bleibt

In seiner Mitteilung vom Freitag hebt der Konzern hervor, dass die Auslieferungen der rein elektrischen Fahrzeuge im vergangenen Jahr um 35 Prozent im Vergleich zum Jahr davor gesteigert wurden. 771.000 Autos seien verkauft worden. Damit habe sich der Anteil der Stromer an der Konzernflotte von 6,9 Prozent auf 8,3 Prozent erhöht.

Allerdings wird sich VW auch in dieser Hinsicht strecken müssen. Das gilt, insbesondere mit Blick auf Europa, nicht nur für die wirtschaftlichen Ziele. Im nächsten Jahr verschärft die EU die CO2-Flottengrenzwerte. Werden die verfehlt, müssen sich die Wolfsburger auf empfindliche Strafen einstellen. Diese Zahlen würden wiederum das Ergebnis belasten.

VW-Finanzvorstand setzt auf neue Modelle und Verbrenner

VW-Finanzvorstand Arno Antlitz übt sich trotz dieser zerklüfteten Großwetterlage in der Mitteilung des Autobauers in Optimismus. Rückenwind erhoffe er sich in diesem Jahr von neuen Modellen sowie dem internen Sparkurs. Antlitz weist auch auf einen Aspekt hin, der VW derzeit, wird die CO2-Problematik ausgeblendet, das Ergebnis rettet: die Beliebtheit der Verbrenner-Modelle. „Unsere Flexibilität ist dabei unsere Stärke: Wir investieren weiter in die Elektrifizierung und Digitalisierung unserer Produktpalette und halten gleichzeitig unserer Verbrennerfahrzeuge in der Umstiegsphase wettbewerbsfähig“, lautet seine diplomatische Erklärung.

Konzernchef Oliver Blume gibt sich in der Mitteilung kämpferisch. „Die Aufräumarbeiten sind abgeschlossen. Die wesentlichen Weichen für die Restrukturierung der Volkswagen Group sind gestellt. Darauf können wir 2024 aufbauen und haben eine solide Basis für einen beschleunigten Hochlauf ab 2025“, lässt er sich zitieren.

Auf VW warten viele Herausforderungen

Obwohl das Jahr noch jung ist, gibt Volkswagen einen Einblick in die Erwartungen des Managements für den weiteren Verlauf. So rechnet der Vorstand mit einem Umsatzplus von 5 Prozent, die Rendite taxiert er auf einen Wert zwischen 7 und 7,5 Prozent – was kein wirklicher Fortschritt wäre. Als Risiken und Herausforderungen des laufenden Jahres nennen die Wolfsburger die in Deutschland lahmende Konjunktur, den zunehmenden Wettbewerb, schwankende Rohstoff-, Energie- und Devisenmärkte sowie die bereits erwähnten verschärften Abgas-Vorgaben.