Berlin. Eine neue Studie deckt schockierende Zahlen auf. Arbeitsunfälle häufen sich – auch in einem Beruf, bei dem man es nicht erwarten würde.

Arbeiten kann richtig gefährlich sein. Weltweit sterben jährlich fast drei Millionen Menschen im Job oder an Berufskrankheiten. Allein 2,6 Millionen Menschen erliegen arbeitsbedingten Krankheiten, weitere 330.000 Männer und Frauen einem Arbeitsunfall – und damit fünf Prozent mehr als noch im Jahr 2015. Dies hat eine aktuelle Schätzung der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) ergeben. 6,7 Prozent aller weltweiten Todesfälle werden damit durch den Arbeitsplatz verursacht.

Die häufigsten drei Ursachen für arbeitsbedingte Todesfälle sind Kreislauferkrankungen (32,6 Prozent), bösartige Tumore (27,5 Prozent) und Erkrankungen der Atemwege (14,3 Prozent). Diese drei Kategorien machen mehr als drei Viertel der arbeitsbedingten Sterblichkeit aus. Etwa jeder zehnte Todesfall (11,3 Prozent) wird direkt durch einen Arbeitsunfall verursacht.

Die Mehrheit – 63 Prozent – der Todesfälle passieren in der Region Asien und Pazifik, weil dort auch die Zahl der Arbeitskräfte am höchsten ist, so die ILO. Betroffen von Arbeitsunfällen sind dreimal so viele Männer (51 pro 100.000 Erwerbstätigen) wie Frauen (17 von 100.000 Erwerbstätigen).

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    Job: In diesen Branchen ist es am gefährlichsten

    Die Branchen mit den gefährlichsten Berufen sind die Landwirtschaft, das Baugewerbe, die Forstwirtschaft, die Fischerei sowie das verarbeitende Gewerbe – und damit Bauern, Erntehelfer, Fischer und Bauarbeiter. In diesen Sektoren sterben pro Jahr rund 200.000 Menschen – dies sind 63 Prozent aller tödlichen Arbeitsunfälle, so die ILO. Jeder dritte Todesfall passiert in der Landwirtschaft. Das größte Gesundheitsrisiko ist die Belastung durch Feinstaub, Gase, Dämpfe, Lärm und starke Sonnenbestrahlung. Dazu zählt insbesondere der Umgang mit Asbest, Arsen, Benzol, Chrom, Nickel oder auch mit Dieselabgasen.

    Landarbeiter in Indien spritzen ohne Schutzkleidung und Atemschutz chemische Pestizide gegen Baumwollschädlinge.
    Landarbeiter in Indien spritzen ohne Schutzkleidung und Atemschutz chemische Pestizide gegen Baumwollschädlinge. © IMAGO / Joerg Boethling | Unbekannt

    Die ILO fordert deshalb vor allem bessere nationale Sicherheitsregeln und mehr Gesundheitsschutz für die Arbeitsplätze. Aber auch Deutschland gehören Arbeitsunfälle zum Alltag. In den ersten sechs Monaten dieses Jahres wurden 390.567 Arbeitsunfälle registriert. 274 Menschen starben – die meisten am Bau und bei Wegeunfällen, berichtet die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV). 2022 wurden insgesamt 787.412 Arbeitsunfälle gemeldet. Insgesamt starben 423 Menschen bei der Arbeit oder an den Folgen ihres Jobs. Im Durchschnitt über alle Berufe lag die Unfallquote bei 18,7 Unfällen je 1000 Vollbeschäftigte.

    Job: In diesen Berufen ist es deutlich sicherer

    Das größte Risiko tragen hierzulande vor allem Bauarbeiter in Baukonstruktionsberufen – wie Zimmerleute, Maurer oder Bautischler. In diesem Bereich wurden im vergangenen Jahr 124 meldepflichtige Arbeitsunfälle registriert. Aber auch Dachdecker und Fliesenleger sind stark betroffen. Ein erhöhtes Unfallrisiko tragen zudem Mitarbeitende in der Abfallentsorgung (95). In der Nahrungsmittelbranche sind vor allem Bäcker und Bäckerinnen sowie Fleischer betroffen.

    Auch bei der Kinderbetreuung (87) gibt es viele Arbeitsunfälle, weil Beschäftigte stürzen, rutschen oder stolpern. Bei Büro- und Sekretariatsjobs ist das Unfallrisiko unterdessen mit nur 1,8 Unfällen auf 1000 Beschäftigte vergleichsweise gering. Noch geringer ist die Zahl der Berufsunfälle bei Führungskräften, Hochschullehrenden und Softwareentwicklern.