Wolfsburg. Vor allem der chinesische Autobauer BYD zieht auf die Überholspur. Experte: VW ist viel zu langsam und muss stärker auf die Kosten achten.

Das weltweite Geschäft mit vollelektrischen Autos ist in den ersten neun Monaten des laufenden Jahres deutlich gewachsen. Der VW-Konzern fährt zwar in der Spitzengruppe der drei größten Anbieter mit. Allerdings auf Platz drei mit deutlichem Abstand zum US-Konkurrenten Tesla und dem chinesischen Autobauer BYD. Das geht aus einer Erhebung von Professor Stefan Bratzel hervor, der das Center of Automotive Management in Bergisch Gladbach leitet.

Nach seinen Angaben wurden von Anfang Januar bis Ende September in Deutschland, in den USA und in China rund 5,5 Millionen Stromer neu zugelassen. Das entspricht einem Wachstum von 29 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Davon entfielen die meisten Verkäufe – 4,2 Millionen Autos – auf China, 873.000 auf die USA und 387.000 auf Deutschland. Wenig überraschend ist der E-Auto-Anteil am gesamten Fahrzeugmarkt in China mit 23 Prozent am größten, gefolgt von Deutschland mit 18 Prozent und den USA mit vergleichsweise geringen 8 Prozent.

Am stärksten wächst BYD

Dagegen beherrscht der US-Autobauer Tesla den Markt. Von den rund 5,5 Millionen Neuzulassungen kamen mehr als 1,3 Millionen Autos aus den Tesla-Fabriken. Das ist ein Plus von 46 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Deutlich stärker ist das chinesische Unternehmen BYD gewachsen, um 80 Prozent auf rund eine Million Stromer. Absehbar ist damit, dass BYD bei ungebrochenem Wachstum Tesla perspektivisch überholt.

Bei dieser Entwicklung würde der VW-Konzern weiter abgehängt. Die Wolfsburger verkauften in den ersten neun Monaten 530.000 Stromer, ein Zuwachs von 45 Prozent. Doch reicht eben auch dieses deutliche Plus nicht aus, um den Abstand zu Tesla und BYD zu verkürzen.

Bratzel: VW muss schneller werden und die Kosten senken

Bratzel sieht eine Chance dazu, wenn VW sein Angebot an Stromern vergrößert. Vor allem aber müssten die Wolfsburger an der Preisschraube drehen – nach unten. Hierin sieht der Autoexperte sogar den Schlüssel für den künftigen Erfolg. Zwar will VW 2025 ein E-Auto für weniger als 25.000 Euro auf den Markt bringen. „Das kommt aber ein, zwei Jahre zu spät, VW hinkt hinterher“, sagte Bratzel unserer Zeitung.

Ein Kritikpunkt, mit dem der Wolfsburger Autobauer seit Jahren konfrontiert wird. Marktbeobachter sind immer wieder der Überzeugung, dass VW zu träge ist. Zwar sei es eine Kernkompetenz von VW, über Baukästen Skalen- und somit Kosteneffekte zu erzielen. Doch geschehe auch dies zu langsam. Das könne sich rächen. Bratzel: „VW muss die Kosten noch viel stärker in den Blick nehmen.“