Berlin. Der Stresslevel im Job nimmt für Beschäftigte wieder zu – und schlägt sich auf die Stimmung nieder. Warum nun gute Chefs gefragt sind.

  • Arbeitnehmer sind mit ihren Jobs nicht mehr zufrieden
  • Das zeigt eine neue Studie
  • Weitere erschreckende Erkenntnisse und eine klare Warnung

Die Zufriedenheit im Job befindet sich nach der Corona-Pandemie im Wandel. Immer mehr Mitarbeiter kehren wieder an ihre Arbeitsplätze in Büros zurück, andere arbeiten im Wechsel mal Zuhause oder im Unternehmen. Nicht nur örtlich, auch emotional machen sich Änderungen bemerkbar – und dies nicht nur zum Positiven.

Beschäftigte fühlen sich in Deutschland im Job wieder zunehmend allein gelassen. Nur noch jeder vierte Mitarbeitende (26 Prozent) stimmt der Aussage „Mein Unternehmen interessiert sich für mein persönliches Wohlergehen“ voll und ganz zu. Während der Corona-Zeit sagten dies noch rund ein Drittel der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Dies hat eine repräsentative Befragung des Gallup-Instituts unter 1500 Arbeitnehmern ergeben, die dieser Redaktion vorliegt.

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So niedrig war der Wert bei der Beurteilung der persönlichen Wertschätzung von Mitarbeitern zuletzt im Jahr 2011. In den Folgejahren stieg die Einschätzung der Fürsorge durch das Unternehmen kontinuierlich auf 33 Prozent im Jahr 2019 – und hielt sich auf diesem Niveau auch während der Corona-Zeit.

Work-Life-Balance im Job: Warum Wohlbefinden wichtig ist

„Während Corona war das Wohlbefinden der Beschäftigten Top-Thema in Deutschlands Chefetagen, heute ist es aufgrund der multiplen Krisen leider wieder ein wenig vom Radar verschwunden“, sagt Marco Nink, Leiter Research Analytics EMEA von Gallup. Führungskräfte hätten sich im vergangenen Jahr wieder mehr mit dem Managen von Krisen beschäftigt als ein Auge für ihre Mitarbeitenden zu haben.

Ist der emotionale Druck im Job enorm hoch, leiden Beschäftigte schnell unter dem schlechten Betriebsklima.
Ist der emotionale Druck im Job enorm hoch, leiden Beschäftigte schnell unter dem schlechten Betriebsklima. © dpa-tmn | Christin Klose

Der Umgang der Führungskräfte mit ihren Beschäftigten ist laut Gallup-Untersuchungen jedoch „der zentrale Hebel“ für das Wohlergeben der Menschen am Arbeitsplatz. „Menschen wollen im Unternehmen nicht nur als reine Arbeitskraft gesehen werden, sondern als Individuum mit eigenen Bedürfnissen, Erfordernissen und Besonderheiten“, erläutert Nink. „Sie wollen ernstgenommen und beachtet werden. Das wirkt sich positiv auf die Leistungsbereitschaft aus und schützt vor Frustration und Wechselabsichten.“

Gerade angesichts des Fachkräftemangels sei das Interesse für die Mitarbeiter eine wichtige Aufgabe für Führungskräfte. Denn: Vom Wohlergehen des Beschäftigten hänge auch dessen Leistungsfähigkeit ab und die Bereitschaft, im Unternehmen zu bleiben.

Job: Stress plagt viele Menschen – weltweit

Zudem verschlechtert sich laut der Gallup-Umfrage die Work-Life-Balance der Beschäftigten in Deutschland. Nur noch 38 Prozent sagen, dass ihre Arbeit es ihnen erlaube, ausreichend Zeit mit der Familie und Freunden zu verbringen. Im vergangenen Jahr sagten dies noch 42 Prozent. Auch das Entspannen nach Feierabend fällt nur noch 30 Prozent der Befragten leicht – vor einem Jahr waren es noch 36 Prozent. Gleichzeitig steigt der Stresslevel im Berufsleben wieder an: 42 Prozent der deutschen Beschäftigten sagen, dass sie sich gestresst fühlen, während dies 2022 nur 40 Prozent so empfanden.

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Damit befinden sich die Deutschen aber in guter Gesellschaft. Ähnlich gestresst fühlen sich Beschäftigte in Frankreich (40 Prozent), Japan (42 Prozent) oder Großbritannien (38 Prozent), wie aus einer weltweiten Gallup-Befragung hervorgeht. In Kanada klagen sogar 56 Prozent, dass sie sich bei der Arbeit häufig gestresst erleben, in den USA sagen dies 53 Prozent. „Die Arbeitswelt ist gestresst“, so Nink. „Wir sehen das nicht nur in Deutschland, sondern in vielen Teilen Europas und den führenden Industrienationen.“