Davos/Berlin. Thema beim Weltwirtschaftstreffen werden der freie Welthandel und Donald Trumps Einstellung dazu sein. Der ist nämlich kein Fans davon.

Normalerweise geht es beschaulich zu in diesem Teil Graubündens. Im Tal plätschert das Landwasser durch Davos, die Hänge hinauf zieht sich Wald. Immer im Januar rückt aber Schweizer Militär an und verwandelt den Luftkurort in eine Hochsicherheitszone.

Dann treffen sich hier die wichtigsten Manager und Politiker der Welt beim Weltwirtschaftsforum zum Informationsaustausch über die großen Themen der Welt – und zum Skifahren. Eine Art Mischung aus großem Klassentreffen und Luxusurlaub. Dieses Jahr allerdings liegt Angst über Davos, Angst vor Protektionismus vor allem in den USA. Angst davor, dass die größte Wirtschaftsnation der Welt sich wieder stärker abschottet.

Die Vereinigten Staaten sind nicht nur einer der größten Exporteure der Welt, sie sind vor allem Nummer eins bei Importen. Für viele ist das Land deshalb einer der größten Märkte, für Deutschland sogar Handelspartner Nummer eins. Wenn die USA, wie der designierte neue Präsident Donald Trump angekündigt hat, statt auf freien Handel mehr auf Strafzölle und Beschränkungen setzen, bekommen das alle Handelspartner zu spüren.

Donald Trump ist kein Fan von Freihandel

Sicherheit ist wichtig: Wenn sich in Davos die Politiker der Welt treffen, stellt die Schweiz bis zu 5000 Soldaten ab.
Sicherheit ist wichtig: Wenn sich in Davos die Politiker der Welt treffen, stellt die Schweiz bis zu 5000 Soldaten ab. © REUTERS | RUBEN SPRICH

In den vergangenen Jahren ist die Weltwirtschaft meist um 3,4 Prozent gewachsen, unter anderem weil sich die einzelnen Volkswirtschaften im Zuge der Globalisierung immer stärker verflochten haben: So entwickelt zum Beispiel der Technologiekonzern Apple ein neues Gerät in den USA, das in Asien hergestellt und dann weltweit verkauft wird. Vielerorts profitieren die Firmen davon, dass Zölle gesenkt wurden, Handelsschranken gefallen sind.

Trump ist kein Fan von Freihandel, sinnierte darüber, aus der Welthandelsorganisation WTO austreten zu wollen. Üblicherweise wollen Länder dort Mitglied werden, weil sie sich wirtschaftliche Vorteile erhoffen. Was die USA tatsächlich machen, ist unklar, auch welche Folgen das genau haben könnte. Gerade diese Unsicherheit macht die mächtigen Wirtschaftslenker nervös.

Chinas Wirtschaft schwächelt nach Jahren des Booms

Gleichzeitig schwächelt ein anderes Schwergewicht der Weltwirtschaft: China. Der Außenhandel ist 2016 erstmals seit Jahren geschrumpft, die Wirtschaft wächst nicht so stark wie sonst. Was die Lage noch komplizierter macht: Trump ist nach seinen Äußerungen bisher kein großer Freund der Chinesen. Die wiederum haben in den vergangenen Jahren versucht, sich zu öffnen, etwa den Währungskurs teilweise freizugeben.

Insofern ist es schon kurios, dass ausgerechnet der chinesische Staatspräsident die Eröffnungsrede des Weltwirtschaftsforums halten wird. Möglicherweise wird Xi Jinping die Bedeutung des freien Handels ansprechen.

3000 Spitzenmanager und Politiker reisen an

Zur 47. Ausgabe des Weltwirtschaftsforums reisen 3000 Spitzenmanager, Wissenschaftler, Politiker und Vertreter zivilgesellschaftlicher Organisationen an. Staats- und Regierungschefs sowie Minister aus mehr als 70 Ländern haben sich angekündigt. Aus Großbritannien nimmt Premierministerin Theresa May teil. Sie wird viele Fragen zum geplanten Austritt Großbritanniens aus der EU beantworten müssen, angesichts der Bedrohung des freien Welthandels wohl ein eher untergeordnetes Thema.

Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble wird da sein, Bundeskanzlerin Angela Merkel hat abgesagt, wie schon 2016. Erscheinen soll auch Jordaniens Königin Rania. Sie ist Stammgast in Davos, wo sie regelmäßig für die Rechte der Frauen, demokratische Reformen und wohltätige Zwecke wirbt.

Absicherung der Benachteiligten nicht berücksichtigt

Aus den USA reisen zum letzten Mal Vertreter der Regierung von Barack Obama an, darunter Vizepräsident Joe Biden und Außenminister John Kerry. Zur US-Delegation soll auch ein Vertreter des Übergangsteams von Trump gehören. Er selbst ist nicht dabei, was an einem anderen für ihn deutlich wichtigeren Termin liegen kann: Am Freitag, 20. Januar, parallel zum Weltwirtschaftsforum, wird er in Washington in das Amt des US-Präsidenten eingeführt.

Forumsgründer Klaus Schwab.
Forumsgründer Klaus Schwab. © REUTERS | PIERRE ALBOUY

Forumsgründer Klaus Schwab und sein Team wollen in diesem Jahr mit den Teilnehmern auch darüber reden, warum die Amerikaner diesen Präsidenten gewählt haben und warum die Briten für den Austritt aus der EU stimmten. Einen Grund sehen sie darin, dass die Globalisierung während der vergangenen drei Jahrzehnte sozial unausgewogen ablief. „Wir haben zu sehr auf die offenen Märkte geachtet, zu wenig aber darauf, dass die Marktwirtschaft auch fair sein muss“, sagte Schwab im Gespräch mit dieser Redaktion, „die soziale Dimension, die Absicherung der Benachteiligten, wurde nicht ausreichend einbezogen.“

Bis zu 5000 Soldaten sichern den Tagungsort

Als weiteres Thema ist die digitale Transformation vorgesehen. Dabei geht es etwa um internetgestützte Produktionsverfahren, neue Finanzdienstleistungen, die nicht von traditionellen Banken angeboten werden, und computergesteuertes Autofahren. Wichtige Fragen sind dabei: Wie viele Arbeitsplätze gehen verloren, wie viele werden neu geschaffen, müssen die Sozialsysteme in Staaten wie Deutschland umgebaut werden?

Für die Sicherheit der Gäste stellt die Schweiz bis zu 5000 Soldaten ab. Der Bau von Zäunen und Kontrollpunkten ist schon im Gang. Weite Teile des Ortes werden für den normalen Autoverkehr gesperrt. Im Luftraum über dem Kanton Graubünden patrouillieren Jets der Schweizer Luftwaffe. Diese transportiert auch besonders wichtige Gäste per Hubschrauber vom 120 Kilometer entfernten Flughafen Zürich in den Skiort.