Cupertino. Zukünftig hat das MacBook Pro statt Funktionstasten eine schmale Touchscreen-Leiste. Und auch die Fernsehbox Apple TV wird verändert.

Apple will mit einem hochgerüsteten Notebook-Modell seine Talfahrt im zähen Computer-Markt stoppen. Dabei will der iPhone-Konzern vor allem mit einer Innovation punkten: Im neuen MacBook Pro wird die Reihe der Funktionstasten durch eine schmale Touchscreen-Leiste ersetzt.

Dort werden verschiedene Buttons und Bedienelemente passend zur aktuellen Anwendung eingeblendet, erläuterte Marketing-Chef Phil Schiller am Donnerstag in Cupertino. Außerdem wird in die „Touch Bar“ ein Fingerabdruck-Sensor integriert, damit der iPhone-Bezahldienst Apple Pay auch bei Einkäufen im Web direkt auf dem Computer genutzt werden kann.

Günstigeres MacBook Pro kostet 1999 Euro

Die „Touch Bar“
Die „Touch Bar“ © dpa

Die „Touch Bar“ kann damit viel mehr Funktionen abdecken als fest gekennzeichnete Knöpfe. In einem Text-Programm zum Beispiel werden dort Wort-Vorschläge zum Auswählen eingeblendet sowie Bedienelemente etwa zur Auswahl von Schriften oder Farben. Bei Foto-Anwendungen zeigt die Leiste Mini-Abbildungen der Motive, durch die man mit dem Finger scrollen kann, oder winzige Voransichten von Filtern zur Bildbearbeitung.

Gerade bei komplexen professionellen Anwendungen wie Photoshop können relevante Funktionen aus den Tiefen der Programm-Menüs schneller erreichbar gemacht werden. Das neue MacBook Pro mit der „Touch Bar“ kostet in Deutschland mit 13-Zoll-Bildschirm 1999 Euro und 2699 Euro mit 15-Zoll-Display.

Die Verkäufe von Notebooks und Desktops sind schon seit mehr als zwei Jahren branchenweit unter Druck. Apple schlug sich mit seinen Macs längere Zeit besser als der Markt. Zuletzt sanken die Verkäufe jedoch vor der erwarteten Auffrischung der Modell-Palette um 13 Prozent auf etwa fünf Millionen Geräte.

Siri soll wichtige Rolle bei Apple TV übernehmen

Außerdem gewährte Apple einen Blick darauf, wie der Konzern eine größere Rolle bei den Fernsehgewohnheiten seiner Nutzer spielen will. Die Fernsehbox Apple TV bekommt eine neue Anwendung mit dem Namen „TV“, in der Inhalte aus verschiedenen Apps gebündelt werden. Dort werden sie in Rubriken wie „Serien“ oder „Filme“ gestaffelt und können gestartet werden, egal von welchem Kanal oder Online-Dienst sie kommen.

Tim Cook stellte die Neuerungen für Apple TV vor.
Tim Cook stellte die Neuerungen für Apple TV vor. © REUTERS | BECK DIEFENBACH

Inzwischen haben neben Streaming-Services wie Netflix auch diverse Sender Apps für das Apple TV veröffentlicht. Eine Rolle bei der Bedienung soll auch Apples Assistentin Siri spielen. So soll es reichen, ins Mikrofon zu sagen, welches Spiel man sehen will – die Software ermittelt im Hintergrund, wo es läuft und zeigt es an. Die neue TV-App soll im Dezember zunächst in den USA verfügbar sein.

„Wir wollen, dass Apple TV der eine Ort ist, den Sie zum Fernsehen brauchen, für alle ihre TV-Sendungen und Filme“, sagte Apple-Chef Tim Cook. „Wir glauben, dass Apps die Zukunft des Fernsehens sind.“

Tweets sollen auf Bildschirm eingeblendet werden

Twitter demonstrierte bei dem Event, wie über Apple TV aktuelle Tweets zum Beispiel zu Sport-Übertragungen neben einem verkleinerten Live-Bild direkt auf dem Fernsehbildschirm eingeblendet werden. Auch das populäre Bauklötze-Spiel „Minecraft“ – das inzwischen dem einstigen Erzrivalen Microsoft gehört – kommt auf die Fernsehbox.

Schon der 2011 gestorbene Apple-Mitgründer Steve Jobs soll versucht haben, amerikanische TV-Sender und Inhaltenabieter dazu zu überreden, ihr Programm über das Apple TV anbieten. Die jahrelangen Verhandlungen sollen jedoch immer wieder in der Sackgasse gelandet sein.

Zum einen sorgten sich die Bosse der TV-Industrie um den Erhalt ihrer Marktposition, zum anderen soll es Differenzen über Preismodelle gegeben haben. Mit der „TV“-App konkretisieren sich nun die neuen Apple-Pläne für das Fernsehgeschäft. Auch Google und andere Konzerne wie Sony wollen Plattformen für traditionelle TV-Inhalte aufbauen, ein Schwerpunkt liegt dabei auf dem lukrativen US-Markt. (dpa)