Berlin. Vom Heim-PC in den Firmenrechner: Mit „Workplace“ will Facebook die Kommunikation von Unternehmen umkrempeln – und Geld verdienen.

Daumen runter für die E-Mail: Das weltgrößte Online-Netzwerk Facebook will jetzt auch die Hoheit über die Kommunikation von Unternehmen gewinnen. „Workplace by Facebook“ heißt eine neue Plattform, die Firmen zu sozialen Netzwerken machen soll – und interne Mails überflüssig.

Probleme kommunizieren und diskutieren, Ideen direkt verbreiten, sie teilen, annehmen oder ablehnen, Treffen planen oder absagen – was sich im Privatleben von 1,6 Milliarden Nutzern etabliert hat, sollte auch am Arbeitsplatz funktionieren. Darauf setzt Facebook-Gründer Mark Zuckerberg. Sein neues Business-Netzwerk lief seit 2015 unter dem Namen „Facebook at Work“ als Testversion. Am späten Montagabend ging das neue „Workplace“ offiziell an den Start.

Danone und Starbucks bereits an Bord

Grau statt blau: die Oberfläche von Workplace.
Grau statt blau: die Oberfläche von Workplace. © Facebook | Facebook

Etwa 1000 Unternehmen sollen bereits Kunde sein – der Getränke- und Lebensmittelmulti Danone ebenso wie die Kaffeekette Starbucks, die Royal Bank of Scotland und die Financial Times. Große Unternehmen könnten das Angebot auf Anhieb finanziell erfolgreich machen. Als Anreiz zettelt Facebook in den USA gleich einen Preiskampf an. Unternehmen mit bis zu 1000 Mitarbeitern zahlen drei Dollar pro Person, mit bis zu 10.000 Beschäftigten zwei Dollar und mit mehr als 10.000 Mitarbeitern einen Dollar.

In Deutschland sollen Unternehmen je nach Nutzerzahl zwischen einem und drei Euro pro Anwender und Monat zahlen. Es gibt eine dreimonatige Gratis-Testphase. Firmen zahlen nur für die wirklich aktiven Nutzer.

Bekanntes und Bewährtes in neuer Optik

Statt im bekannten Blau kommt das Firmen-Netzwerk in dezentem Grau daher. Man braucht kein Facebook-Profil, um es zu nutzen. Bei der Anwendung greifen die Kalifornier auf Bewährtes zurück. Elemente wie der Newsfeed, Gruppen, Chats oder Live-Videos wurden für den Unternehmens-Alltag angepasst. Die Firmen-Plattform sei komplett abgeschottet von dem privaten sozialen Netzwerk, betont der Konzern.

Mit „Workplace“ stößt das Netzwerk in einen Markt vor, der sich stark wandelt und zugleich schwer umkämpft ist. Facebook ist nicht die erste Firma, die bisherige Kommunikationsformen in Unternehmen aufbrechen will. Schon seit 2014 ist Slack auf dem Markt. Im Mai dieses Jahres zählte der Dienst drei Millionen tägliche Nutzer.

Harte Konkurrenz im umkämpften Markt

Auch Google hat in das stark wachsende Segment investiert, das manche IT-Experten als das „nächste große Ding“ sehen. Nicht zuletzt deshalb wollte Microsoft die Plattform Slack zunächst für acht Milliarden Dollar kaufen, begrub die Pläne dann aber im Frühjahr wieder.

Stattdessen will der Windows-Konzern seine Unternehmenspräsenz mit eigenen Angeboten wie dem Chatdienst Yammer oder dem Videotelefonieprogramm Skype stärker verbreiten. Mit Chatter versucht zudem der Cloud-Computing-Anbieter Salesforce im Markt Fuß zu fassen.

Gigantischer Kundenstamm als Kapital

Daneben mischt auch der französische IT-Konzern Atos mit im Geschäft um die Vereinfachung der Mitarbeiter-Kommunikation. Bei seinen Kunden integriert Atos die Kommunikationsplattform auf Wunsch in sein umfangreiches Softwareangebot für Unternehmen – und fuhr damit zuletzt stark steigende Umsätze ein.

All diese Anbieter greift Facebook mit „Workplace“ an. Welcher Dienst am Ende die Nase vorn haben wird, darüber entscheidet am Ende maßgeblich die Nutzerfreundlichkeit. Facebook baut hier auf den gigantischen Kundenstamm, der das soziale Netzwerk privat nutzt und die Bedienung „blind“ kennt. Entsprechend ähnlich sind die Seiten und App-Ansichten von „Workplace“ aufgebaut. Die Schulung von Mitarbeitern könnte sich dadurch auf ein Minimum beschränken.

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