Berlin. Betrüger machen sich die Trend-Funktion des Videoportals zunutze, um Aufmerksamkeit zu erregen. Worauf Verbraucher achten sollten.

Wer wissen will, was die Videowelt bewegt, nutzt die Trend-Funktion auf Youtube. Dort sind die beliebtesten und meistgesehenen Videos gelistet. Aber genau diese Funktion führt nun viele Seitenbesucher auch auf gefährliche Betrügerwebseiten.

Worum geht es?

Streift man durch die Listen der Youtube-Trends, tauchen immer wieder Videos auf, die schnellen Reichtum oder Diäterfolge versprechen („Ärzte hassen ihn für diesen einfachen Trick“). So unterschiedlich die Angebote sind, sie alle folgen einem Muster: Nutzer werden motiviert, eine Seite aufzurufen, um dort private Handynummern und andere persönliche Daten preiszugeben.

Gelockt wird meist mit Gewinnspielen oder Gutscheinen für Onlinekaufhäuser. Wer die Daten abgibt, schließt ein Abo ab, das über den Handyvertrag abgerechnet wird. Von Gewinnen oder Gutscheinen ist dann keine Rede mehr.

Warum erscheinen solche Videos bei den Trends?

Die Personen, die hinter der Betrugsmasche stehen, nutzen die Youtube-Algorithmen, um sich möglichst flächendeckend in den Trends zu platzieren. In der Regel taucht dort immer nur ein Video auf, das von jeweils einem Kanal hochgeladen wurde. So soll das Gebot der Fairness im Wettbewerb zwischen den jeweiligen Kanälen gewährleistet werden.

Betrüger aber richten mehrere Kanäle ein, um öfter in den Listen gefunden zu werden. Über verschiedene Anbieter im Netz lassen sich zudem Klickzahlen künstlich in die Höhe treiben, die wiederum eine hohe Platzierung bei Youtube garantieren. Wer hoch platziert ist, bekommt mehr Aufmerksamkeit.

Was sagt Youtube zu den Videos?

Auf seiner Supportseite schreibt Google, Mutterkonzern von Youtube, dass Videos in den Youtube-Trends nicht „irreführend oder reißerisch“ sein sollen. Außerdem soll sogenanntes Clickbaiting – also der Klickfang durch irreführende Titel – verboten werden. „Wir nehmen dieses Problem sehr ernst“, sagt Youtube-Sprecher Alexander Bressel auf Anfrage dieser Redaktion.

Durch technische Maßnahmen solle es Betrügern in Zukunft erschwert werden, über Videos mit gekauften Klickzahlen ihre Seiten zu bewerben. Zudem würden die Nutzer dazu angehalten, jedes verdächtige Video bei Youtube zu melden. Das Unternehmen will in diesen Fällen den Angaben zufolge schnell reagieren und Videos entfernen, die gegen seine Richtlinien verstößt. Verstößt ein Kanal mehrfach dagegen, werde dieser sogar für die Nutzung gesperrt.

Was passiert, wenn ein Abo geschlossen wurde?

Das Abo sollte sofort gekündigt werden, um weiteren Rechnungen vorzubeugen. Werden Beträge über den Handyvertrag abgerechnet, sollte dieser Rechnung beim Handyanbieter widersprochen werden. Landet eine Aborechnung zu Hause, muss man dieser schriftlich widersprechen. Musterschreiben finden sich auf den Webseiten der Verbraucherzentralen.

Bei Verträgen, die am Telefon oder auch online abgeschlossen werden, gilt zudem ein 14-tägiges Widerrufsrecht. Wurden Verbraucher über die allgemeinen Geschäftsbedingungen oder das Widerrufsrecht nicht informiert, kann man den Vertrag auch nach der zweiwöchigen Frist widerrufen. Sind Minderjährige in die Abofalle getappt, sollten die Eltern Widerspruch und Widerruf übernehmen. Drohungen der Vertragsanbieter, dass sich die Kinder durch falsche Altersangaben strafbar gemacht hätten, können ignoriert werden, sagen Experten.

Wie kann ich mich schützen?

Vor unberechtigten Abokosten, die über die Handyrechnung laufen, schützt eine Drittanbietersperre. Durch sie werden Abbuchungen über die Mobilfunkrechnung blockiert. Nutzer können ihre Vertragsanbieter formlos bitten, diese Sperre einzurichten.

Die Sperren aber haben einen Nachteil: Die Vertragsanbieter blockieren ganze Dienstgruppen. So haben die Nutzer oft keine Möglichkeit mehr, bestimmte Apps zu nutzen, die über die Handyrechnung abgebucht werden. Bargeldloses Bezahlen von Parkuhren etwa könnte wegfallen, Die Verbraucherzentrale Hamburg rät zudem, regelmäßig die eigene Handyrechnung zu prüfen: „Das mutet zwar nicht mehr zeitgemäß an, schützt aber vor versteckten Kosten.“