Berlin. In bunten Werbebroschüren werden Tarifänderungen kaum erkennbar versteckt, kritisiert „Finanztip“.

Im Januar 2018 stehen bei vielen Stromanbietern wieder Preiserhöhungen an. Einige Unternehmen haben entsprechende Ankündigungen bereits an ihre Kunden verschickt. Das Verbraucherportal „Finanztip“ warnt jetzt vor Tricksereien, mit denen Anbieter die Preiserhöhungen geschickt verschleierten.

Erhält ein Kunde die Ankündigung einer Preiserhöhung, hat er das Recht zu kündigen. Dabei handelt es sich um eine sogenannte Sonderkündigung. Wer diese Möglichkeit nutzt, für den endet der Vertrag, noch bevor die neuen höheren Preise gelten. Kunden müssen die Information mindestens sechs Wochen vor der geplanten Erhöhung erhalten.

Viele Unternehmen schicken zwar Schreiben raus – doch die wesentliche Information der Preiserhöhung muss sich der Kunde erst erarbeiten. „Ein großes Problem ist, dass viele Unternehmen die Preiserhöhung nicht klar kommunizieren“, erklärt Britta Beate Schön, Rechtsexpertin bei „Finanztip“. „Kunden verstehen die Tarifänderungen oft erst dann, wenn die teurere Rechnung ins Haus flattert. Dann ist es aber zu spät für eine Sonderkündigung, und die höheren Preise gelten.“ Eigentlich müssen die Stromversorger die Ankündigung transparent und verständlich gestalten,
so schreibt es das Energierecht vor. Tatsächlich werde eine Erhöhung oft als „Preisanpassung“ oder „Preisentwicklung“ getarnt, warnt „Finanztip“.

Nicht selten informierten Anbieter dann etwa erst am Schluss sehr langer Werbeschreiben. „Nur wer trotz des werblichen Tons dranbleibt und weiterliest, erfährt, dass der Tarif teurer wird“, so Rechtsexpertin Schön. In einem Fall zum Beispiel versteckte der Anbieter den Preisanstieg in einer beiliegenden Werbebroschüre – auf der dritten von vier bunten Seiten. Ein weitere Masche: Über die Tatsache, dass die Preise erhöht werden, verliert der Anbieter kein Wort. Das Schreiben listet nur zukünftige Preise auf, verschweigt jedoch die aktuellen. „Wer dann nicht direkt den Originalvertrag parat hat, merkt nicht, dass die Preise deutlich erhöht wurden“, sagt Britta Beate Schön. Denn es fehle die direkte Vergleichsmöglichkeit.

Auch Mobilfunkanbieter bedienen sich laut „Finanztip“ mitunter unverfrorener Methoden. Ein
Anbieter kündigte etwa in einer SMS seinen Kunden „aktuelle Informationen zu Ihrem Tarif“ an. „Kunden könnten hier zunächst Werbung vermuten“, sagt Expertin Schön. „Doch weit gefehlt, denn tatsächlich handelt es sich hierbei um eine Preiserhöhung.“ Der Anbieter habe im laufenden Vertrag einfach die monatliche Gebühr erhöht.

Um diese Information überhaupt erst lesen zu können, musste sich der Kunde zunächst in das Online-Portal des Anbieters einloggen, den passenden Menüpunkt finden und schließlich den Text bis zum Ende durchlesen. „Sie brauchen nichts unternehmen. Ihr Vertrag wird automatisch für Sie umgestellt“, hieß es dort.