Mainz. Hausbesuche versuchen viele Kinderärzte in Deutschland zu vermeiden, zeigt eine Umfrage. Doch in Notfällen sind sie dazu verpflichtet.

In Deutschland gibt es nach Recherchen von „Report Mainz“ kaum noch Kinderärzte, die auch Hausbesuche machen. Nur noch jeder neunte sei bereit, schwer kranke Kinder aufzusuchen, geht aus einer aktuellen Umfrage des ARD-Politikmagazins hervor. An ihr nahmen 130 Kinderärzte aus dem Bundesgebiet anonym teil.

Kein einziger Teilnehmer der Umfrage komme auf mehr als fünf Hausbesuche pro Woche. 80 Prozent der Kinderärzte gaben an, wegen des hohen Patientenandrangs in der Praxis seien Hausbesuche aus Zeitgründen eigentlich nicht möglich. Ein Drittel erklärte zu Begründung außerdem, Patientenbesuche würden zu schlecht bezahlt.

In Notfällen zum Hausbesuch verpflichtet

Viele der befragten Mediziner unterstellten den Eltern, sie wollten lediglich lange Wartezeiten vermeiden. Grundsätzlich sind auch Kinderärzte in Notfällen zu Hausbesuchen verpflichtet, wenn ein Kind beispielsweise wegen einer hochansteckenden Krankheit nicht in die Praxis kommen kann.

Der Spitzenverband der gesetzlichen Krankenversicherung forderte Sanktionen gegen Ärzte, die Hausbesuche prinzipiell verweigern. Mit einem Brutto-Jahreseinkommen von 150.000 bis 160.000 Euro seien niedergelassene Kinderärzte auch keineswegs unterbezahlt, sagte ein Verbandssprecher dem ARD-Magazin. (epd)