Bonn. Telefonieren und Surfen werden für Verbraucher billiger. Doch die EU-Richtlinie kennt Ausnahmen.

Noch vor einigen Jahren mussten Handynutzer für das Telefonieren im Ausland tief in die Tasche greifen. Dank der EU-Kommission hat sich das in den vergangenen Jahren schon stark verbessert. Ab dem 15. Juni gelten innerhalb der Europäischen Union im Ausland die gleichen Tarife wie daheim. Also Telefonieren und mobiles Internet zu Inlandspreisen. Wie jede Regel hat aber auch die EU-Roaming-Verordnung einige Ausnahmen.

Das bringt die neue

Roaming-Richtlinie der EU

Ab dem 15. Juni dürfen Anbieter kein Extra-Geld für Telefonie, SMS-Versand und mobilen Internetzugang im EU-Ausland verlangen. Viele Mobilfunkanbieter haben ihre aktuellen Vertragsangebote schon an die EU-Verordnung angepasst. Die Regelung gilt in allen EU-Staaten sowie Island, Norwegen und Liechtenstein. Auch Großbritannien gehört dazu, solange der Inselstaat noch zur Europäischen Union gehört. Außerhalb Europas, beispielsweise in der Türkei oder in der Schweiz, können nach wie vor Roaming-Gebühren erhoben werden.

Das sollten Verbraucher wissen

Anbieter haben Tarife im Programm, die kein Roaming erlauben oder nur bestimmte Kapazitäten im Ausland einräumen. Das dürfen sie. Darum sollten Verbraucher unbedingt im Kleingedruckten nachlesen, welche Konditionen für Roaming bei dem gewählten Tarif gelten. Wer bereits einen Vertrag hat, muss für die Umstellung theoretisch nichts tun. „Sicherheitshalber sollten Verbraucher aber bei ihren Anbietern nachfragen“, rät Katharina Grasl von der Verbraucherzentrale Bayern. Zum Beispiel, ob in der Vergangenheit gebuchte Auslandspakete automatisch enden.

Handynutzung im Ausland

hat ihre Grenzen

Die Roaming-Verordnung sieht eine Fair-Use-Grenze vor. So soll Missbrauch verhindert werden. „Roaminganbieter können beispielsweise in einem Zeitraum von vier Monaten beobachten, ob Kunden überwiegend Mobilfunkdienste im Ausland oder im Inland nutzen“, sagt Michael Reifenberg von der Bundesnetzagentur in Bonn. Wer seine Sim-Karte überwiegend im Ausland nutzt, muss dann eventuell einen Aufschlag zahlen. Der Mobilfunkanbieter muss das aber ankündigen.

Diese Ausnahmen gibt es

Der Wegfall der Roaming-Gebühren bedeutet für den Markt sinkende Umsätze und Einbußen beim Ertrag, sagt der Branchenverband der Anbieter von Telekommunikations- und Mehrwertdiensten (VATM). Können sie durch Roaming hohe Verluste nachweisen, dürfen Anbieter eventuell über einen Zeitraum von zwölf Monaten mehr Geld von ihren Kunden verlangen.

Wichtig für Kreuzfahrtreisende

Auf dem Kreuzfahrtschiff können Verbrauchern auch innerhalb der EU hohe Kosten entstehen. Für die auf vielen Schiffen eingerichteten Bord-Funknetze gilt die EU-Verordnung nicht. Eine Gesprächsminute kann bis zu 10 Euro kosten. Vor der Abreise lohnt sich der Blick in die Vertragsdetails oder eine Nachfrage beim Reiseanbieter. An Bord sollten Schiffsreisende die automatische Netzwahl des Telefons ausschalten. Sonst meldet sich das Telefon unbemerkt über das teure Schiffsnetz an.

Roaming in Nicht-EU-Ländern

bleibt teuer

Außerhalb der EU gilt die Verordnung nicht. Im Zweifel sollte im Zielland die Datenverbindung und die Mailbox-Weiterleitung deaktiviert werden. Wer sich im Grenzbereich zur Schweiz bewegt, sollte das Handy auf manuelle Netzauswahl umstellen. Sonst kann es sein, dass sich das Telefon unbemerkt im Netz im Nachbarland anmeldet. Das kann sehr teuer werden.

Mittlerweile gibt es aber weltweit eine Kostenbegrenzungsfunktion für mobiles Datenroaming. Soweit nicht anders vereinbart gilt: Erreicht der Kunde die automatische Kostengrenze von knapp 60 Euro, muss er darüber informiert werden. Zudem wird die Datenverbindung unterbrochen, wenn der Kunde nicht angibt, dass er zu höheren Kosten weitersurfen möchte. dpa