Berlin. Huawei nimmt den deutschen PC-Markt ins Visier. Bei den neuen Modellen haben die Chinesen die Schwächen des Vorgängers ausgewetzt.

Huawei hat ambitionierte Ziele: Nachdem sich der Netzwerktechnik-Gigant innerhalb von nur wenigen Jahren weltweit zum drittgrößten Smartphone-Hersteller gemausert hat, wolle man in diesem Jahr sogar Apple überholen und die Nummer zwei in der Smartphone-Welt werden, heißt es. Doch statt sich nun ganz auf dieses Ziel zu konzentrieren, nimmt Huawei jetzt auch noch den PC-Markt ins Visier.

Einen ersten Versuch wagte das chinesische Unternehmen bereits im vergangenen Jahr mit dem Convertable MateBook. Der Tablet-PC mit andockbarer Tastatur erhielt von der Fachpresse aber vor allem wegen der kurzen Akku-Laufzeit nur mittelmäßige Noten. Zudem wurde das eigentlich günstige Gerät doch deutlich teurer, da man Tastatur und Docking-Station separat dazukaufen musste.

Nun zeigte Huawei nicht nur den verbesserten Nachfolger des Matebooks, sondern noch zwei weitere klassische Notebooks. Wir hatten vorab bereits Gelegenheit, die Geräte auszuprobieren.

MateBook X

Star des neuen Lineups ist wohl das MateBook X. Das 13-Zoll-Gerät ähnelt stark Apples MacBook Pro. Mit 12,5 mm ist das Aluminium-Gehäuse aber zweieinhalb Millimeter dünner als der Konkurrent – und mit 1,05 Kilogramm Gewicht auch noch über 300 Gramm leichter. Gerade fürs kleine Reisegepäck ist außerdem praktisch, dass das USB-C-Ladegerät tatsächlich auch nur die Dimensionen eines Handy-Ladegeräts hat.

Im Innern werkelt ein i5-Prozessor der neuesten, siebten Generation – allerdings in der stromsparenden U-Version, das Display sah während des kurzen Tests hell und scharf aus – es zeigt 2160 mal 1440 Bildpunkte. Acht GByte Ram und 256 GByte SSD-Festplatte ergänzen das Paket sinnvoll. In der Powertaste steckt außerdem ein Fingerabdruck-Sensor, was das Starten und Aufwecken deutlich bequemer macht. Anschlussseitig gibt es nur zwei USB-C-Ports und einen 3,5mm-Kopfhörer-Anschluss. Es liegt aber eine Dockingstation mit je einem USB-Typ-A-, USB-Typ-C-, HDMI- und VGA-Anschluss bei.

Das sind die neuen PC-Modelle von Huawei

Das Huawei Matebook X kommt im schicken Aluminium-Kleid. Die Farbe Rose-Gold wird es in Deutschland aber nicht geben. Unverkennbares Vorbild ist Apples MacBook. Das Matebook X ist jedoch flacher und leichter als Apples Geräte.
Das Huawei Matebook X kommt im schicken Aluminium-Kleid. Die Farbe Rose-Gold wird es in Deutschland aber nicht geben. Unverkennbares Vorbild ist Apples MacBook. Das Matebook X ist jedoch flacher und leichter als Apples Geräte. © BM | Jan Möllekem
Beim Matebook X steckt in der Powertaste auch ein Fingerabdruck-Sensor. Das erleichtert das Einloggen enorm.
Beim Matebook X steckt in der Powertaste auch ein Fingerabdruck-Sensor. Das erleichtert das Einloggen enorm. © BM | Jan Möllekem
Das Matebook E ist der Nachfolger des ersten Matebook aus dem Vorjahr.
Das Matebook E ist der Nachfolger des ersten Matebook aus dem Vorjahr. © BM | Jan Möllekem
Diesmal ist die Tastatur jedoch deutlich besser mit dem Tablet verbunden. Außerdem ist ein stufenlos einstellbarer Kippständer dabei.
Diesmal ist die Tastatur jedoch deutlich besser mit dem Tablet verbunden. Außerdem ist ein stufenlos einstellbarer Kippständer dabei. © BM | Jan Möllekem
Den Fingerabdrucksensor hat Huawei clever in die Lautstärketaste integriert. Das spart Platz auf der Vorderseite des Geräts.
Den Fingerabdrucksensor hat Huawei clever in die Lautstärketaste integriert. Das spart Platz auf der Vorderseite des Geräts. © BM | Jan Möllekem
Das Matebook E lässt sich auch recht gut auf dem Schoß benutzen. Mit dem Vorgänger war das weniger bequem.
Das Matebook E lässt sich auch recht gut auf dem Schoß benutzen. Mit dem Vorgänger war das weniger bequem. © BM | Jan Möllekem
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Ein besonderes Augenmerk hat Huawei auf den Sound gelegt: Gemeinsam mit den Audiospezialisten von Dolby wurde ein „Dolby Atmos Sound System“ integriert. Tatsächlich klingt der Sound beeindruckend räumlich – Bässe darf man von solch einem flachen Notebook aber nicht erwarten.

Der erste Eindruck vom MateBook X ist sehr positiv: Ein sehr handliches, schickes Kraftpaket, mit dem sich gut unterwegs arbeiten lassen dürfte – zumindest wenn sich das Huawei-Versprechen, dass der Akku rund zehn Stunden hält, auch bewahrheitet. Der Preis von 1399 Euro ist für das Gerät zwar durchaus angemessen (und noch 300 Euro günstiger als das Einstiegs-Macbook-Pro). Ein Schnäppchen ist es aber nicht. Das MateBook X soll Ende Juni in Deutschland erhältlich sein.

Matebook E

Das Matebook E ist der Nachfolger des ersten MateBooks. Wie sein Vorgänger ist das 12-Zoll-Gerät ein Tablet an das eine Tastatur/Ständer-Kombination angedockt werden kann. Im Vergleich zur eher kippeligen Tastatur der ersten Generation hat Huawei diesmal einiges besser gemacht.

Zum einen ist am Keyboard diesmal ein stufenlos einstellbarer Klappständer angebracht, wie man ihn etwa vom Microsoft Surface kennt, zum anderen halten Tastatur und MateBook diesmal deutlich besser zusammen. So ließ es sich auch angenehm auf dem Schoß benutzen. Die hintergrundbeleuchtete Tastatur erzeugt ein angenehmes Tippgefühl. Allerdings vibriert das Tablet spürbar beim Tippen, wenn man es nicht auf einem Tisch nutzt. Uns hat das beim kurzen Test aber nicht gestört.

Ansonsten steckt Notebook-Technik im Tablet: Vier GByte Ram, ebenfalls eine SSD-Festplatte mit 256 GByte Speicher und ein stromsparender Intel-Core-M-Prozessor – der allerdings nicht dieselbe Leistung bringt wie ein Intel Core i5. Der Fingerabdrucksensor ist clever in die Lautstärkewippe integriert – damit ihm auf der Vorderseite kein eigener Platz eingeräumt werden muss.

Anders als beim Vorgänger sind Tastatur- und Dockingsstation diesmal im Preis inbegriffen. Der liegt mit 1199 Euro allerdings auch deutlich höher als beim Vorgänger. Preislich zielt Huawei klar auf Microsofts Surface Pro 4 und Apples iPad Pro ab– Ersteres ist zwar etwas günstiger, aber deutlich unhandlicher, Zweiteres ist mit Tastatur etwas teurer und als iOS-Gerät ohnehin schlecht mit Huaweis Windows-PC zu vergleichen.

Insgesamt macht das Matebook E einen deutlich runderen Eindruck als sein Vorgänger – und könnte eine echte Alternative zum Surface Pro sein.

Matebook D

Darüber hinaus zeigte Huawei auch noch ein 15,6-Zoll-Notebook – das eher als klassisches, leistungsfähiges Schreibtischgerät ausgelegt ist. Es wird allerdings nicht in Deutschland erscheinen, deshalb sei es hier nur am Rande erwähnt.

Klar ist auf jeden Fall: Huawei macht keine halben Sachen. Und statt sich zu den vielen Anbietern im Budget-Sektor zu drängeln, greifen die Chinesen mit ihren beiden neuen PCs klar Premium-Hersteller wie Apple an. Gut möglich, dass Huawei auch bald in diesem Segment eine Größe ist, mit der man rechnen muss.