Hamburg. Manche Allergie-Auslöser treten ganzjährig, andere nur saisonal: So schützen sich Allergiker gegen Milben, Pollen und Ausdünstungen.

Für Allergiker kann die eigene Wohnung zum Feind werden. Wenn die Augen tränen, die Nase läuft oder sogar Atembeschwerden auftreten, sind oft Chemikalien, Pollen, Staub oder kleinste Mitbewohner schuld.

„Vor allem im Hausstaub können sich viele Allergene ansammeln, angefangen bei Hausstaubmilben, Tierhaaren, Schimmelpilzsporen bis zu Pollen“, sagt Torsten Zuberbier, Vorsitzender der Europäischen Stiftung für Allergieforschung (ECARF) in Berlin. Aber auch Inhaltsstoffe von Innenraumfarben könnten sowohl die Haut als auch die Atemwege reizen und eine Allergie auslösen.

So kann man Kontakt mit Allergenen vermeiden

Symptome, die auf eine Allergie hinweisen, sind Niesanfälle, Schnupfen, Husten, Nesselfieber oder allergisches Asthma. Sie treten ganzjährig oder saisonal auf. Wie man den Kontakt mit Allergenen verringern kann:

Überzüge: „Für Hausstauballergiker sind Herbst und Winter besonders kritische Zeiten“, sagt Erhard Hackler von der Deutschen Haut- und Allergiehilfe in Bonn. „Denn obwohl die meisten Hausstaubmilben durch die niedrige Luftfeuchtigkeit während der Heizperiode absterben, erhöht sich die Allergenbelastung.“

Grund: Allergieauslösende Exkremente der Milben trocknen aus, zerfallen, werden als Feinstaub aufgewirbelt und verfangen sich in flauschigen Teppichen und kuscheligen Betten. „Darin sammeln sich Haare, Textilfasern, Federteilchen und auch abgestoßene Hautschuppen, von denen sich Hausstaubmilben hauptsächlich ernähren“, erklärt Hackler.

Milbendichte Überzüge, sogenannte Encasings, verhinderten aber, dass die Partikel aus Matratzen und Bettwäsche in die Atemluft gelangten. Gleichzeitig werden die Hausstaubmilben von der Nahrungszufuhr abgeschnitten, weil sie nicht mehr an die Hautschuppen herankommen. „Die Überzüge sollten aber Matratzen und Bettwäsche hermetisch umschließen. Außerdem sollten sie waschbar sein“, rät Hackler.

Schutz vor Pollen

Pollenschutzgitter: Pollen sind die häufigsten Allergene, die mit der Außenluft in die Wohnung gelangen. Spezielle Schutzgitter, die sich auf jede beliebige Größe zuschneiden und am Fensterrahmen befestigen lassen, halten die Blütenpollen draußen. „Wissenschaftlichen Studien zufolge wird ihr Eindringen durch solche Gitter im Schnitt um 90 Prozent verringert“, erklärt Hackler. Damit könnten auch Allergiker an warmen Frühlings- und Sommertagen ihre Fenster öffnen und seien trotzdem weitgehend geschützt.

Staubsauger mit Filter: Gerade beim Staubsaugen wird besonders viel Staub aufgewirbelt. „Abhilfe versprechen Geräte mit Wasserfilter“, sagt Hackler. Die angesaugte Luft werde nicht in einen Staubbeutel, sondern in ein Wasserbad geleitet und dabei von Staubpartikeln weitgehend gereinigt und angefeuchtet.

Alternativ dazu gibt es Staubsauger mit HEPA-Filtern (High Efficiency Particulate Air). Je nach Rückhaltevermögen werden die feinen Schwebstofffilter in verschiedene Klassen eingeteilt. Filter der Klasse 11 halten beispielsweise 95 Prozent zurück. Am effektivsten sind Filter der Klasse 13, die eine Filterleistung von fast 100 Prozent aufweisen.

Wer neu baut oder sein Haus grundlegend saniert, sollte über Zentralstaubsauger nachdenken, bei denen die Abluft nach draußen geleitet wird, rät der Bauherren-Schutzbund in Berlin. Alle Etagen des Hauses seien durch ein Leitungssystem mit einem Behälter im Keller verbunden, sodass kein Staub aufgewirbelt wird.

Schon beim Grundstückskauf aufpassen

Grundstückswall: Pollenallergiker sollten bereits bei der Auswahl ihres Grundstücks darauf achten, dass sich möglichst keine allergieauslösenden Pflanzen in der Nähe befinden. „Betroffene wissen meist, was sie besonders beeinträchtigt“, sagt Volker Neuert, Berater beim Bauherren-Schutzbund. „Das können spezielle Gräser, Birken oder auch Haselnusssträucher sein.“ Er empfiehlt, im Eingangsbereich einen Schleusenraum einzuplanen, damit die Pollen nicht in den Wohnraum gelangen.

Baustoffe: „Aus manchen Baustoffen gasen Allergene aus“, erklärt der Baubiologe Neuert. Das lässt sich durch die Auswahl natürlicher, möglichst chemisch unbehandelter Baustoffe vermeiden. „Aber Vorsicht: Auch Naturmaterialien können Allergieauslöser enthalten, wie zum Beispiel Terpene in unbehandeltem Kiefernholz oder Caseine in Naturfarben.“

Für den Innenbereich seien Putze, Lehm-und Kalkputze empfehlenswert. „Bei Farben sollten nur Produkte verwendet werden, die auf ihre Allergikerfreundlichkeit geprüft wurden“, rät Zuberbier. Eine gute Orientierungshilfe bei der Baustoffauswahl geben zum Beispiel Prüfzeichen von natureplus, vom eco-Institut und Tüv Nord sowie Blauer Engel und das ECARF-Siegel.