Essen. Die „Escape Games“ haben ihren Weg an den Spiel-Tisch gefunden: Rätsel werden jetzt im Team gelöst. Drei aktuelle Neuheiten im Test.

Den Erfindern gehen die Ideen nicht aus. Mehr als 1200 neue Spiele sind von Donnerstag bis Sonntag in den Messehallen an der Gruga in Essen zu sehen. Dominique Metzler, Sprecherin des Veranstalters Friedhelm Merz Verlag, geht davon aus, dass die weltgrößte Spielemesse Spiel ’16 für die erwarteten 160.000 Besucher zu einem „Mega-Ereignis“ werden wird. Mehr als 1000 Aussteller aus 50 Nationen seien angereist und machten die eh schon große Bandbreite an Spielen für Kinder, Familien sowie anspruchsvolle Vielspieler noch größer.

„Spielen bleibt der Deutschen schönstes Hobby“, resümiert Hermann Hutter, der Vorsitzende des Verbandes der Spieleverlage. Allein in den ersten acht Monaten dieses Jahres seien im deutschsprachigen Raum zehn Prozent mehr klassische Familienspiele und Puzzles verkauft worden als im Vorjahreszeitraum. Der Umsatz könnte bis zum Jahresende auf rund 450 Millionen Euro steigen.

Völlig neue Spielidee

Aus der Flut an Neuheiten sticht dieses Jahr eine völlig neue Spielidee hervor: „Das Genre ‚Escape Games‘ hat seinen Weg auf die Spieltische gefunden.“ Wie bei Live-Escape-Spielen gehe es darum, als Gruppe mehrere Rätsel zu lösen. Dabei entstehe ein „beeindruckender Teamgeist“, spannend zu erleben etwa bei „Escape the Room – Das Geheimnis der Sternwarte“ (ThinkFun) oder „Escape Room – Das Spiel“ (Noris).

Bewährt bleibt, dass die Verlage zu erfolgreichen Titeln gern Varianten anbieten. So gibt es nun zum Beispiel „Camel up Cards“ (Pegasus), „Codenames Pictures“ (Czech Games Edition), „The Game Extreme“ (NSV), „Black Dog“ (Schmidt), „X nimmt“ (Amigo) sowie „Make ’n’ Break Architect“ und „Flotti Karotti“ (Ravensburger).

Drei Spiele im Kurztest

Traditionell wurde am Tag vor dem offiziellen Messebeginn am Mittwoch der Deutsche Spielepreis vergeben. Sieger wurde das Spiel „Mombasa“ (eggertspiele/Pegasus), das sich eher an geübte Vielspieler richtet. Der Deutsche Kinderspielepreis ging an das Spiel „Leo muss zum Frisör“ (Abacusspiele). Einen Sonderpreis bekam das Spiel „Stone Age“ (Hans im Glück) für seine vorbildlichen Regeln. Und wie sieht es mit dem neuen Spielejahrgang aus? Drei Neuigkeiten im Kurztest:

• Kniffeliges Rätselraten

Das Szenario ist in jedem Spiel der Reihe gleich: Die Tür fällt zu, wird verriegelt, die Zeit läuft. Schaffen es die Spieler, sich durch cleveres Kombinieren von Hinweisen in weniger als einer Stunde zu befreien? Wer länger braucht, hat bei „Exit – Das Spiel“ nicht verloren, sondern erzielt weniger Punkte. Auch Hilfskarten verschlechtern das Ergebnis. Gewieften Teams reichen allerdings die Hinweise auf den Rätselkarten und in dem Rätselbuch aus, um die richtigen Codes zu finden. Exzellent ist: Die Rätsel sind sehr vielfältig und haben etwa mit Zahlen, Buchstaben, Bildern und Symbolen zu tun. Nur so viel: Um auf eine Lösung zu kommen, müssen manche Dinge geknickt, bemalt oder zerrissen werden. Sprich: Das Spiel kann dann kein zweites Mal gespielt werden.

Exit – Das Spiel. Von Inka und Markus Brand, erschienen bei Kosmos. 1-6 Spieler ab 12 Jahre, ca. 45-90 Minuten, ca. 13 Euro. Bisher gibt es drei Spiele zu unterschiedlichen Themen und Orten.

• Lustiges Schnippvergnügen

In die Packung mehrere Schachteln zu stapeln, macht bei „Icecool“ durchaus Sinn. Der Grund: Die Schachteln ergeben herausgenommen und zusammengesteckt die fünf Räume einer Pinguinschule. Darin lassen sich mit pfiffig gemachten Schnippfiguren unzählige Fehlschüsse, aber auch „coole Moves“ – etwa Kurven und Sprünge – fabrizieren. Fingerfertigkeit bringt den Spielern einen Vorteil. Da nicht abzusehen ist, wie oft und in welche Richtung die Wackelfigur am Schluss rotiert, spielt aber auch Glück eine Rolle. Zu den Aufgaben der Spieler gehört es zum einen, die Figuren der anderen Spieler abzuschießen, zum anderen, die Fische über den Öffnungen der Türen einzusammeln. Das Spiel zu gewinnen, ist toll, gerät aber fast ins Hintertreffen. Schnippen, Schnippen, Schnippen ist das Ziel – und, dabei jede Menge Spaß zu haben.

Icecool. Von Brian Gomez, erschienen bei Amigo. 2-4 Spieler ab 6 Jahre, ca. 30 Minuten, ca. 30 Euro.

• Spannendes Trumdrehen

Die Optik von „Touria“ begeistert. Insbesondere die Türme, die an den Ecken des toll illustrierten Spielplans stehen, machen einiges her und spielen obendrein eine zentrale Rolle. Je nachdem, welche Turmseite der aktive Spieler von seinem Sitzplatz aus sieht, hat er die Wahl zwischen guten oder eher weniger guten Aktionen. Im Laufe des Spiels werden die Türme Stück für Stück gedreht. Sprich: Die als Abenteurer durchs Land ziehenden und um diverse Gegenstände konkurrierenden Spieler haben ein ums andere Mal geänderte Aktionsradien.

Flexible Reaktionen sind Trumpf – und wer dann auch noch Glück beim Würfeln, Ziehen von Edelsteinen oder Aufdecken von Plättchen hat, dürfte der Gunst des Königs ziemlich nahekommen.

Touria. Von Inka und Markus Brand sowie Michael Rieneck, erschienen bei Huch! & Friends. 2-4 Spieler ab 10 Jahre, ca. 60 Minuten, ca. 34 Euro.