Berlin. Facebook hatte schon länger angekündigt, Daten der Tochterfirma WhatsApp zu übernehmen. In Deutschland gibt es immer mehr Widerstand.

Der Bundesverband der Verbraucherzentralen (vzbv) rät Nutzern von WhatsApp, zu anderen Messenger-Diensten zu wechseln. „WhatsApp und Facebook bedienen sich der Daten deutscher Verbraucher wie in einem Selbstbedienungsladen. Dem muss ein Ende gesetzt werden“, sagte vzbv-Vorstand Klaus Müller unserer Redaktion.

„Verbraucher sollten sich ernsthaft überlegen, auf andere Messenger-Dienste zurückzugreifen“, sagte Müller weiter. Der Bundesverband der Verbraucherzentralen hatte WhatsApp wegen der Weitergabe von Kundendaten an den Mutterkonzern Facebook bereits abgemahnt und eine Frist bis zum 21. September gesetzt. Da Facebook aber um mehr Zeit gebeten habe, sei die Frist bis zum 14. Oktober verlängert worden, hieß es aus dem Verband.

35 Millionen WhatsApp-Nutzer alleine in Deutschland

Müller erklärte nun, dass dem „Schachern um die Daten deutscher Verbraucher“ ein Ende gesetzt werden müsse. Es sei wichtig, dass Verbraucherschutzorganisationen und Behörden mit ihren unterschiedlichen Rechtsinstrumenten zur Durchsetzung der Verbraucherrechte miteinander gut kooperieren. „Von daher begrüßt der vzbv die Anordnung des Hamburgischen Beauftragten für Datenschutz gegen Facebook“, erklärte Müller.

Hamburgs Datenschutzbeauftragter Johannes Caspar hatte vor kurzem Facebook mit sofortiger Wirkung untersagt, Daten von deutschen WhatsApp-Nutzern zu erheben und zu speichern. Zudem müsse Facebook bereits von WhatsApp übermittelte Daten löschen. Die rund 35 Millionen WhatsApp-Anwender in Deutschland müssten selbst entscheiden können, ob sie eine Verbindung ihres Kontos mit Facebook wünschen, erklärte Caspar am Dienstag in Hamburg. Dazu müsse Facebook sie vorab um Erlaubnis fragen. Dies sei nicht geschehen.

Datenweitergabe war lange angekündigt worden

WhatsApp wird von vielen Mobilfunkkunden als Alternative zu SMS-Nachrichten genutzt. Um mehr Werbeumsätze zu erzielen, hatte im Facebook bereits im Sommer erklärt, dass Telefonnummern von WhatsApp-Kunden künftig an den Mutterkonzern weitergegeben werden sollen.

Wer aufgrund der Verzahnung mit Facebook WhatsApp gar nicht mehr nutzen möchte, für den gibt es einige Alternativen. Die App Threema“ ist beispielsweise von Beginn an mit einer erschlüsselung gestartet, die WhatsApp und andere Messenger erst seit einigen Monaten nutzen. Eine weitere Alternative ist SIMSme, ein Chat-Programm der Deutschen Post. Vorteil der App ist, dass das Angebot der Deutschen Post wohl wesentlich stärker den deutschen Datenschutzbestimmungen entspricht. Selbst wenn die Post gegen Vorgaben verstoßen sollte, wäre eine Kontrolle in Deutschland einfacher als bei amerikanischen Konzernen wie Facebook.

Alternativen haben noch relativ wenig Nutzer

Der Nachteil der WhatsApp-Alternativen ist aber, dass sie bisher nicht so stark verbreitet sind. Einzige Ausnahme ist dabei die App Telegramm, die mehrere Dutzend Millionen Nutzer hat. (kam/ac)