Wolfsburg. Das 2:1 in Freiburg hat den VfL Wolfsburg von den größten Sorgen befreit. Doch Trainer Hasenhüttl warnt dennoch vor einem Spannungsabfall.

Es war ein Mannschaftskreis, wie er bei fast jedem Team im Fußball vor einem Training üblich ist. Und doch war es am Sonntagvormittag, als Ralph Hasenhüttl seine Spieler vor der Einheit zu einer kurzen Ansprache versammelte, sicherlich ein besonderer Moment. Etwa fünf Minuten richtete der Trainer des VfL Wolfsburg die Worte an seine Profis, die im Anschluss im Training gelöst wie selten in den vergangenen Monaten wirkten.

Der Grund dafür ist einleuchtend. Die Wolfsburger hatten am Tag zuvor mit einem 2:1 (0:1)-Erfolg beim SC Freiburg den zweiten Sieg in Folge in der Bundesliga gefeiert. Das war zuvor in dieser Saison erst einmal gelungen. Am zweiten Spieltag, als sie auf den 2:0-Auftaktsieg gegen Aufsteiger Heidenheim ein 2:1 in Köln folgen ließen. Diesmal legten sie auf das „lebensnotwendige“ (O-Ton Hasenhüttl) 1:0 im Heimspiel gegen Bochum einen knappen Auswärtserfolg nach, der nicht weniger wichtig war. Es müsste schon viel passieren, wenn der VfL am Ende der Spielzeit nun noch den bitteren Gang in die 2. Liga antreten müsste. Offiziell gerettet sind die Grün-Weißen noch nicht, aber sie können die verbleibenden drei Spiele nun deutlich entspannter angehen und bereits am nächsten Samstag im Heimspiel gegen Schlusslicht Darmstadt alles klarmachen.

Hasenhüttl: Wir sind als Mannschaft gewachsen

Dass sich die Mannschaft in der kurzen Zeit unter Hasenhüttl diese Ausgangslage erarbeitet hat, freut den Coach besonders, auch wenn er vor einem zu großen Spannungsabfall kurz vor dem Erreichen des Klassenerhalts warnt. „Wir wissen, dass wir noch nicht durch sind“, sagte er am Sonntag nach der kurzen Trainingseinheit und konnte dennoch nicht die Zufriedenheit über den zweiten Sieg in Folge verstecken. „Seit ich hier bin, haben wir drei von fünf Spielen gewonnen und auf die Art und Weise können die Jungs stolz sein, was sie in den letzten Wochen gemacht haben“, lobte Hasenhüttl die Entwicklung seines Teams. Das hätte vor gar nicht allzu langer Zeit so ein Spiel wie in Freiburg wahrscheinlich noch verloren. „Wir sind als Mannschaft gewachsen und haben eine Fähigkeit entwickelt, solche engen Spiele auf unsere Seite zu ziehen“, beurteilte der Trainer wohlwollend, wie sich die Grün-Weißen den Auswärtssieg nach einer schwachen ersten Hälfte erarbeitet haben.

Da fällt es für die Wölfe auch nicht sonderlich ins Gewicht, dass der Sieg in Freiburg ein sehr glücklicher war. „Es muss zur Halbzeit 2:0, 3:0 stehen“, fasste es Freiburgs Trainer Christian Streich treffend zusammen. Seine Mannschaft war in der ersten Hälfte drückend überlegen gewesen und besaß eine Vielzahl von Chancen. Aber nur durch ein Eigentor des Wolfsburger Innenverteidigers Sebastiaan Bornauw (43.) führte der SC mit 1:0. Und in der zweiten Hälfte drehte der VfL die Partie dank zweier Traumtore von Maximilian Arnold und Maxence Lacroix.

Arnold zirkelt perfekt, Lacroix mit Wucht

Der perfekt getretene Freistoß von Arnold (82.) sowie Lacroix‘ wuchtiger Schuss zum Sieg (90.) waren aber nicht das einzige Spektakel, das den Zuschauern im Breisgau geboten wurde. Dazu gab es noch eine rote Karte für SC-Verteidiger Kiliann Sildillia, der in der 64. Minute Wolfsburgs Kevin Paredes mit gestrecktem Bein böse traf, sowie ein verschossener Elfmeter von Freiburgs Stürmer Roland Sallai, der bei der Ausführung wegrutschte. Koen Casteels hatte den Strafstoß bei seinem Comeback zwischen den Pfosten unglücklich gegen Lucas Höler verschuldet (83.). „Das ist Fußball. Aber puh, ich lieb es, aber manchmal ist es auch anstrengend“, sagte Arnold zu dieser Achterbahnfahrt der Gefühle in der zweiten Hälfte.

Er konnte den wilden Ritt aufgrund seines Traumtores zum Ausgleich und des glücklichen Endes für seine Mannschaft aber mit einem Lachen nehmen. Dabei hatte das Wochenende mit einer eher negativen Nachricht für die Wolfsburger begonnen. Bochums Sieg am Freitagabend gegen Hoffenheim hatte den VfL-Profis noch einmal klargemacht, dass man sich im Abstiegskampf zu keiner Zeit zurücklehnen kann. Doch auf die Erhöhung des Drucks habe seine Mannschaft eine „super Reaktion“ gezeigt, findet Hasenhüttl. Und nach dieser Dramaturgie könnte von dem Freiburg-Spiel auch langfristig ein positives Signal ausgehen. „Gedrehte Spiele haben immer einen besonderen Impuls für eine Truppe, weil die den Glauben gewinnt, dass so etwas möglich ist“, sagte der VfL-Trainer. Diesen Glauben darf seine Elf nun nicht mehr verlieren, dann endet die enttäuschende Spielzeit für die Wolfsburger zumindest versöhnlich.