Wolfsburg. Am Samstag treffen beim Spiel des VfL Wolfsburg in Freiburg die Trainer-Dinos der Fußball-Bundesliga aufeinander – wohl zum letzten Mal.

Große Entspannung ist beim VfL Wolfsburg durch den 1:0-Sieg am vergangenen Wochenende gegen den VfL Bochum nicht eingetreten. Dafür ist die Lage des Fußball-Bundesligisten immer noch zu angespannt. Aber es ist schon zu spüren, welche Last beim ganzen Team durch diesen wichtigen Erfolg im Abstiegskampf abgefallen ist. Doch Trainer Ralph Hasenhüttl weist bewusst darauf hin, dass der Klassenerhalt für die Wölfe noch nicht geschafft ist. Er will am Samstag (15.30 Uhr) mit seiner Mannschaft im Auswärtsspiel beim SC Freiburg am besten gleich nachlegen.

„Erleichterung klingt immer so, als wären wir durch und alles ist erledigt. Nein, das ist es nicht. Aber klar war das ein riesiger Schritt in die richtige Richtung“, sagt Hasenhüttl nochmal zum knappen Erfolg gegen den VfL Bochum. „Gegen einen direkten Konkurrenten zu Hause zu gewinnen. Das war lebensnotwendig für uns“, fügt er hinzu. Doch obwohl seine Mannschaft nun wieder vier Punkte Vorsprung auf den Relegationsrang hat, sieht er sie noch lange nicht am Ziel. Vier Spiele sind noch zu absolvieren, und die will der VfL mit dem vollen Fokus angehen. Daher soll der nächste Sieg am besten gleich folgen, auch gegen Freiburger, die sich noch aussichtsreich im Rennen um einen Platz für den Europapokal befinden, wenn für die Qualifikation auch die Ränge sieben und acht reichen sollten.

Ralph Hasenhüttl rechnet mit motivierten Freiburgern

Doch das ist nicht der einzige Grund, warum Hasenhüttl am Samstag hochmotivierte Gastgeber erwartet. Bei ihnen nimmt am Ende der Saison Trainer-Ikone Christian Streich freiwillig seinen Hut. Vor Wochen wurde Streichs Aus beim SC nach fast dreizehn Jahren im Amt bekanntgegeben. „Ich bin mir sicher, dass die letzten vier Spiele für Christian ganz, ganz wichtig sein werden, denn der letzte Eindruck ist immer der, der am längsten wirkt“, rechnet Hasenhüttl daher mit top-motivierten Freiburgern.

Nicht nur er wird den Charakterkopf Streich in der nächsten Saison vermissen. Der Freiburger Coach kam mit seinem badischen Dialekt manchen hin und wieder zwar etwas kauzig vor, doch seine Auftritte sind Kult. Und nicht nur einmal bewies der 58-Jährige mit Wortmeldungen, dass sein Blick über den Tellerrand des Fußball-Geschäfts deutlich hinausgeht.

Viele lieben Christian Streichs klare Kante

Auch Hasenhüttl mochte Streichs klare Kante und freut sich auf das wahrscheinlich letzte berufliche Aufeinandertreffen mit dem Kollegen. „Ich halte nicht nur von seinem Trainerwissen sehr viel, sondern auch von seiner Art, wie er sich zu gewissen gesellschaftlichen Themen äußert. Das fand ich immer sehr mutig, aber das passt einfach zu ihm“, sagt der VfL-Trainer über Streich und fügt hinzu: „Er war für den Fußball, aber auch für die Gesellschaft ein Riesen-Gewinn, und er wird sicherlich in dieser Hinsicht eine Lücke hinterlassen.“

Diese Worte werden viele in Deutschland unterschreiben. Besonders in Freiburg werden sie dem Trainer auch aufgrund der großen Erfolge in den vergangenen Jahren zumindest gedanklich ein Denkmal setzen. Dass sich Streich mit 58 Jahren nun wahrscheinlich in die Fußball-Rente verabschiedet, macht Hasenhüttl in der nächsten Spielzeit womöglich zum ältesten Trainer der Bundesliga, wenn der 65-jährige Ralf Rangnick nicht bei Bayern München unterschreibt. Doch das ist Zukunftsmusik. Im Moment führen Streich und der zwei Jahre jüngere Hasenhüttl das Alters-Ranking im deutschen Oberhaus an. „Von unseren Geburtsdaten her sind wir die Dinos der Liga, wir haben ein paar Mal die Klingen gekreuzt“, sagt Hasenhüttl lachend.

Keine Rücksicht unter Trainer-Dinos

Doch auch unter „Dinos“ schenkt man sich nichts. Die Lage des VfL ist trotz des Sieges gegen Bochum immer noch zu ernst, als dass sich Hasenhüttl mit seinem Team zu einem kleinen Abschiedspräsent für Streich hinreißen lassen möchte. In Freiburg wollen die Grün-Weißen trotz nicht einfacher Ausgangslage den zweiten Sieg in Folge einfahren und damit so richtig Druck aus ihrem Abstiegskampf nehmen. Danach kann aus ihrer Sicht Streich seine Bundesliga-Abschiedstour gerne erfolgreich fortsetzen.