Frankfurt/Wolfsburg. VfL-Leihgabe spielt mit Frankfurt im Bundesliga-Hit in der VW-Arena gegen Wolfsburg. Auf ein Wiedersehen freut sie sich nur bedingt.

Es ist ein extrem wichtiges Spiel, das am Sonntag (14 Uhr) in der VW-Arena wartet. Sowohl für die Fußballerinnen des VfL Wolfsburg, die Spitzenreiter Bayern München (ein Punkt Vorsprung) weiter dicht auf den Fersen bleiben wollen. Als auch für Eintracht Frankfurt, das mit einem Rückstand von nur drei Punkten anreist und mit einem Sieg aufschließen kann. Ein wichtiger Faktor bei der Eintracht ist Pia Wolter, die sich vor der Saison für mehr Spielzeit in die Main-Metropole verleihen ließ – und dort ihr fußballerisches Glück gefunden zu haben scheint.

Wolter: Sie hat schon jetzt mehr Spielzeit als jemals in einer VfL-Saison

Weit mehr als 1600 Minuten stehen für die 26-Jährige bisher im Arbeitszeugnis; das ist schon jetzt zu Beginn der Rückserie mehr als in jedem ihrer fünf Jahre für den VfL. „Das war genau das, was ich mir mit dem Wechsel gewünscht und erhofft hatte“, sagt sie mit Blick auf ihre Spielzeit. Und das auf der Position rechts hinten in der Abwehrkette, für die sie der VfL 2018 auch verpflichtet hatte, auf der sie aber nur selten zum Einsatz kam. „Ich habe mein allererstes Testspiel in Kiel als Rechtsverteidigerin für Wolfsburg absolviert, danach aber bis zu meiner Verletzung eigentlich nie wieder, sondern immer offensiv“, erzählt sie.

Fünf Jahre spielte Pia Wolter für den VfL Wolfsburg, ehe sie im vergangenen Sommer zu Eintracht Frankfurt verliehen wurde. Häufig saß sie beim VfL zuletzt nur auf der Bank.
Fünf Jahre spielte Pia Wolter für den VfL Wolfsburg, ehe sie im vergangenen Sommer zu Eintracht Frankfurt verliehen wurde. Häufig saß sie beim VfL zuletzt nur auf der Bank. © Sport | Darius Simka

Erst nach ihrem Kreuzbandriss, der Wolter zwischen Oktober 2021 und September 2022 fast ein Jahr zum Zuschauen zwang, und als die Konkurrenz ganz vorne zu groß war, schulte sie wieder zurück, kam aber nur noch sporadisch und dann als Joker zum Einsatz. Frankfurt war die richtige Entscheidung, auch mit ihrem eigenen Spiel ist sie „im Großen und Ganzen zufrieden. Ich habe anfangs schon gemerkt, dass ich lange nicht mehr regelmäßig und auch nicht auf dem Niveau gespielt habe. Inzwischen sind Spielpraxis und Selbstbewusstsein auch wieder da.“

Wolter bekommt‘s mit Ewa Pajor zu tun: Ich weiß natürlich, was auf mich zukommt

Das alles wird Wolter am Sonntag auch brauchen. Wie schon bei der Frankfurter 2:4-Niederlage im Hinspiel bekommt sie es mit Ewa Pajor zu tun. Die frühere Bremerin sagt lachend: „Ihr steht keiner gerne gegenüber, ganz einfach weil sie die Schnelligkeit und eine wirklich gute Technik hat.“ In der VW-Stadt waren beide fast Nachbarn, haben sich immer mal wieder getroffen und sind auch nach dem Wechsel im Sommer weiter in Kontakt geblieben. „Als Mensch mag ich Ewa richtig gerne, aber ich weiß natürlich, was auf mich zukommen wird – 90 Minuten Schwerstarbeit.“

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Gleichwohl ist die Defensive ein wichtiger Erfolgsfaktor der Eintracht, die nur elf Gegentore kassierte, sechs Mal zu Null spielte. „Ich glaube, dass es bei uns im Zusammenspiel ganz gut passt“, sagt sie. Und – nie um einen Spruch verlegen – schiebt die sympathische 26-Jährige augenzwinkernd hinterher: „Ich habe aber auch das Glück, dass ich meistens Sara Doorsoun neben mir habe, die dann auch mal etwas ausbügelt.“ Inzwischen ist Doorsoun, die Wolter schon aus VfL-Zeiten kennt, fast ihre Nachbarin am Main.

Es sieht nicht so aus, als käme Wolter im Sommer zum VfL Wolfsburg zurück

Auf das Drumherum in Wolfsburg freut sich die Frankfurter VfL-Leihgabe dagegen ganz besonders. Im Wolfsburger Trikot durfte sie nie in der VW-Arena auflaufen. „Ich habe mich dort oft genug warmgemacht und auf der Bank gesessen. Deswegen ist das Spiel natürlich auch noch mal besonders. Und natürlich, weil ich viele aus der Mannschaft und dem Staff wiedersehe und Familie und Freunde aus Bremen kommen werden.“

Jeder sieht, wie und wie viel ich in Frankfurt spiele. Das weiß ich sehr zu schätzen, und ich fühle mich hier einfach wohl.
Pia Wolter - über eine mögliche Rückkehr zum VfL nach dem Ende der Leihe nach Frankfurt im Sommer 2024

Dass Wolter selbst noch mal in grün-weiß und für den VfL aufläuft, darf stark bezweifelt werden. Sie hat zwar noch einen Vertrag bis 2025, aber die Eintracht soll sich eine Option gesichert haben, Wolter nach dem einen Jahr fest zu verpflichten. Zu viel verraten will sie verständlicherweise nicht, „die Gespräche laufen“. Aber man kann schon eine deutliche Tendenz heraushören: „Jeder sieht, wie und wie viel ich in Frankfurt spiele. Das weiß ich sehr zu schätzen, und ich fühle mich hier einfach wohl.“ Über das zurückliegende Halbjahr sagt sie: „Gefühlt bin ich schon viel länger hier, einfach weil die Zeit sehr intensiv war, ich von der Mannschaft super aufgenommen wurde und mich in Frankfurt sehr wohlfühle.“

Wolter und Felicitas Rauch: Im Sommer besucht sie die langjährige WG-Kollegin in den USA

Die gemeinsame VfL-WG mit Felicitas Rauch ist als Wolfsburger Anlaufpunkt auch weggefallen. Zweimal hat die Rechts- die Linksverteidigerin im vergangenen Halbjahr besucht, im Winter wechselte Rauch überraschend in die USA. Im Sommer wird Wolter sie mit weiteren Freunden wie Pauline Bremer besuchen, die Flüge sind schon gebucht.

Mit Felicitas Rauch (rechts) bildete Wolter in gemeinsamen Wolfsburger Zeiten eine WG. Doch nachdem es Wolter im vergangenen Sommer zunächst auf Leihbasis zur Eintracht verschlug, verließ auch Rauch im Winter den Klub, wechselte fest in die USA.
Mit Felicitas Rauch (rechts) bildete Wolter in gemeinsamen Wolfsburger Zeiten eine WG. Doch nachdem es Wolter im vergangenen Sommer zunächst auf Leihbasis zur Eintracht verschlug, verließ auch Rauch im Winter den Klub, wechselte fest in die USA. © regios24 | Darius Simka/regios24

Wolter hofft natürlich, sich mit ihren guten Leistungen in Frankfurt auch wieder für die Nationalmannschaft zu empfehlen, für die sie im Dezember 2020 beim 3:1 in Irland debütierte, 29 Minuten auf dem Platz stand und damit 30 weniger als ihr Vater Thomas 1992 bei einem DFB-Freundschaftsspiel in Brasilien. „Damit“, sagt Pia grinsend, „zieht er mich auch gerne noch auf. Es wäre schön, wenn ich ihn noch überholen könnte.“ Vor dem Kreuzbandriss war sie regelmäßig im Kreis der DFB-Elf, danach noch nicht wieder.

Die Nationalmannschaft hat Pia Wolter „weiter im Hinterkopf“

„Ich habe das Thema irgendwo weiter im Hinterkopf, auch weil ich weiß, dass für die Position hinten rechts nicht so viele Spielerinnen dabei sind. Aber erst einmal konzentriere ich mich darauf, in Frankfurt konstant gute Leistungen zu zeigen. Ich weiß, dass ein gutes halbes Jahr da noch nicht ausreicht.“ Wolter sieht’s pragmatisch: „Wenn es so kommt und ich noch mal nominiert werden sollte, würde ich mich natürlich riesig freuen. Und wenn nicht, dann nutze ich die Länderspielpausen auch gerne, um nach Bremen zu fahren – so gesehen ist beides nur positiv für mich.“

Im Dezember 2020 debütierte Pia Wolter (Mitte) für die deutsche Nationalmannschaft. Sie hofft natürlich, dass eine Rückkehr ins DFB-Team noch einmal ein Thema wird.
Im Dezember 2020 debütierte Pia Wolter (Mitte) für die deutsche Nationalmannschaft. Sie hofft natürlich, dass eine Rückkehr ins DFB-Team noch einmal ein Thema wird. © imago images/Inpho Photography | Laszlo Geczo

Mit einer starken Leistung bei ihrer VW-Arena-Premiere kann sie diesen Eindruck weiter verfestigen. Doch auch hier macht Wolter sich keinen Druck: „Als Sportlerin willst du jedes Spiel gewinnen, wir wissen aber auch, dass es eine gute Saison gewesen sein wird, wenn wir wieder Dritter werden sollten. Wir versuchen, unser Bestes zu geben und schauen nach dem Spiel, wie es aussieht.“