Wolfsburg. Essen-Traumtor als Paradebeispiel: Wolfsburgs Fußballerinnen treffen in der laufenden Spielzeit häufiger von außerhalb des Sechzehners.

So schwierig die Umstände mit Platz und bissigem Gegner auch waren – die Fußballerinnen des VfL Wolfsburg haben einen Top-Einstand ins Jahr 2024 gefeiert, ihr Auswärtsspiel bei der SGS Essen mit 3:1 gewonnen. Und das vor allem wegen eines ganz besonderen Moments in der 66. Minute: Marina Hegering bekam rund 40 Meter vor dem SGS-Tor den Ball, trat an, legte sich die Kugel noch einmal vor und zog aus 30 Metern ab. Es war das 2:1, nachdem die Wolfsburgerinnen kurzzeitig mit 0:1 hinten gelegen hatten. Es war dabei wohl das schönste Distanztor der VfLerinnen in dieser Saison. Im Gegensatz zur vergangenen Bundesliga-Saison trifft der Spitzenreiter inzwischen häufiger von außerhalb des Sechzehners.

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Für Hegering selbst war ihr satter Rechtsschuss, der Essens Keeperin kalt erwischte und im Knick einschlug, schon besonders, aber nicht unbedingt eins der Marke „Tor des Monats“. Womöglich weil es nicht ihr erstes Traumtor war. SGS-Trainer Markus Högner erinnerte sich nach dem Spiel an ein DFB-Pokal-Halbfinale, in dem die Ex-Essenerin Hegering 2020 auf ähnliche Weise, allerdings mit links, ins linke obere Toreck das 3:1 bei Turbine Potsdam erzielt hatte. „Wir wissen, dass sie so einen Schuss hat, aber damit hatten wir gar nicht gerechnet“, meinte Högner mit Blick auf diese Szene.

Stroot findet Hegerings Traumtor gleich doppelt herausragend

VfL-Coach Tommy Stroot adelte Hegerings Traumtor gleich doppelt: einmal für die Qualität der Ausführung, aber auch für den Zeitpunkt. Denn es war die Schlüsselszene, nachdem die Wolfsburgerinnen nur eine Viertelstunde zuvor in Rückstand geraten waren und die ohnehin schwierige Partie bei extrem schlechten Platzverhältnissen trotz großer Überlegenheit in die falsche Richtung zu kippen gedroht hatte. Mit Blick auf diese zwei Aspekte ist der Treffer „herausragend“, wie Wolfsburgs Trainer befand.

Der VfL trifft in dieser Saison häufiger aus der Distanz

Ohnehin haben Tore aus der Distanz in der laufenden Bundesliga-Spielzeit einen anderen Stellenwert als in der Vorsaison. Ohnehin lief die Wolfsburger Tormaschinerie 2022/23 noch geschmierter. Der VfL traf viel häufiger nach Standards und auch aus dem Spiel heraus. Betrachtet man aber ausschließlich die Tore von außerhalb des Sechzehners, so waren es damals gerade einmal zwei – und das an den Spieltagen 19 und 21 (von 22). In den ersten elf Partien der laufenden Spielzeit passierten auf diese Weise bereits sechs von 27 Toren.

Marina Hegering (Mitte) hatte aus gut 30 Metern Maß genommen. Mit ihrem tollen Treffer drehte die VfL-Verteidigerin die Partie in Essen zugunsten des Spitzenreiters.
Marina Hegering (Mitte) hatte aus gut 30 Metern Maß genommen. Mit ihrem tollen Treffer drehte die VfL-Verteidigerin die Partie in Essen zugunsten des Spitzenreiters. © imago/foto2press | Mirko Kappes

Und häufig waren sie spielentscheidend: Dominique Janssen hatte per „verunglückter“ Flanke für einen erfolgreichen Jahresabschluss gegen Bremen gesorgt, Lena Oberdorf mit einem Pfund beim 4:2-Auswärtssieg in Frankfurt das wichtige 2:2 erzielt. Es sind Stärken, die der Klub noch viel häufiger nutzen könnte: Oberdorf, Janssen, Lena Lattwein (traf gegen Freiburg zum 4:0), Ewa Pajor, Alexandra Popp oder eben Hegering, sie alle haben einen starken Schuss, sollten den sich bietenden Platz vielleicht noch häufiger nutzen. Stroot sagt dazu: „Das ist schon ein Thema, an das wir ranwollen.“ Wie eben nicht nur Hegering am Montagabend in Essen gezeigt hat: Es kann auf dem Weg zur Meisterschaft ein entscheidendes Mittel sein.