Wolfsburg. Die Nationalspielerin des VfL Wolfsburg überzeugt beim 10:0 im Test gegen Prag - und spricht über ihre komplizierte Hinrunde.

Es wirkte an diesem Freitagnachmittag nicht so, als habe Lena Oberdorf weite Teile der ersten Halbserie sowie das Trainingslager des VfL Wolfsburg in Portugal verpasst. Beim 10:0 (3:0) im Testspiel gegen Sparta Prag gehörte die Nationalspielerin in den ersten gut 60 Minuten zu den auffälligsten Fußballerinnen des Bundesliga-Spitzenreiters, für den Alexandra Popp (4), Chantal Hagel (2), Fenna Kalma (2) und Sveindis Jonsdottir (2) die Tore erzielten. Das 1:0 leitete die immer noch erst 22 Jahre alte Mittelfeldspielerin ein, das 2:0 legte sie direkt auf. Wie der VfL zeigte auch „Obi“ einen klaren Aufwärtstrend. Hinterher sagte sie mit einem Strahlen im Gesicht: „Es hat sich gut angefühlt, wieder zurück zu sein und auf dem Platz zu sein.“

Mehr zu den Fußballerinnen des VfL Wolfsburg:

Oberdorf wirkte wieder locker und gelöst. Diese Lockerheit, die das einstige Supertalent des deutschen Fußballs so lange ausgezeichnet hatte, war ihr in der ersten Saisonhälfte etwas abhanden gekommen, wie sie selbst zugibt: „Ich glaube, ich kann auch über mich sagen, dass ich in der Hinrunde nicht das gespielt habe, was ich kann. Ich war da auch mental gut beschäftigt mit meiner Leistung.“

Die VfLerin merkte in dieser Phase, dass sie gar nicht mehr „in dieses Feuer“ gekommen sei. Sie habe nicht mehr in diesem Modus schalten können, in dem automatisch gelte: „Ich gewinne jeden Zweikampf, ich hole mir jeden Ball und gehe mit nach vorne.“ Das war alles weg. „Jetzt geht es für mich persönlich darum, diese alte Lena wiederzufinden und dann dem Team umso mehr zu helfen - und mit ihm die Trophäen holen, die wir holen können.“

Oberdorf: Es gehört bei jungen Spielerinnen dazu, dass es auch mal wieder runter geht

In neun Pflichtspielen stand sie für die Wölfinnen vor der Winterpause auf dem Rasen, erzielte vier Tore, legte ein weiteres auf. Und trotzdem hat sie es so empfunden, dass es nicht „die alte Lena“ war. Sie sagt: „Manchmal vergisst man doch, dass ich noch sehr jung bin. Es gehört dazu bei einer jungen Spielerin, dass es hoch geht und auch mal wieder runter. Bei mir ging es bisher immer nur hoch, hoch, hoch. Es war klar, dass irgendwann der Moment kommt, dass es runtergeht.“

Lena Oberdorf (am Ball) im Testspiel gegen Sparta Prag.
Lena Oberdorf (am Ball) im Testspiel gegen Sparta Prag. © regios24 | Sebastian Priebe

Vor allem Rückenprobleme sorgten für eine längere Pause bei der 22-Jährigen. In Portugal wollte sie schon wieder angreifen, doch dann legte sie eine Erkältung flach. „Ich versuche, wieder auf den Platz zu gehen und Spaß zu haben. Man spielt hier mit seinen Freunden zusammen, es gibt eigentlich nichts Geileres. Das ging mir in der letzten Zeit ein bisschen verloren. Das habe ich jetzt wiedergefunden, vielleicht auch durch die verlängerte Pause.“

Oberdorfs Schlüssel: Eher Dampf rausnehmen, statt Dampf dazuzugeben

Der Prag-Test war ein extrem guter Start. In Stroots 4-3-3-System soll Oberdorf in dieser Saison gerne wieder offensiver denken und spielen, nicht nur die klassische Abräumerin geben. Es geht dabei auch um die Abstimmung mit ihren Mittelfeld-Kolleginnen. Gegen Sparta waren das Svenja Huth und Hagel. „In dem System kommt es auf alle drei im Mittelfeld an. Wir haben eine gute Abstimmung gefunden, haben eine gute Kreativität. Ich glaube, wir lösen es dynamischer als in der bisherigen Saison“, sagt Oberdorf. Geht sie nach vorne, muss für sie eine andere absichern.

Für sich selbst hat die 22-Jährige einen Weg gefunden, aus dem Tal herauszukommen. Sie sagt: „Bei mir ist der Schlüssel eher, nicht so viel Dampf raufzugeben, sondern Dampf rauszunehmen, mir auch für den Kopf die Pausen zu gönnen und mich bestmöglich abzulenken, um nicht nur auf den Fußball zu gucken.“ Gegen Prag hat sich schon angedeutet, dass das Oberdorf nun wieder besser gelingt.

Lena Oberdorf als einzige Deutsche im „team of the year“ von EA Sports

Auftrieb gibt ihr auch, dass sie - als einzige Deutsche - in das allererste „team of the year“ bei den Frauen von FC24 gewählt wurde, der Fußball-Simulation von EA Sports, gewählt wurde. Sie sagt: „Das kommt auch von den Fans. Und eine so große Fanbase zu haben, tut natürlich gut.“ Sie selbst zockt auch gerne an der Konsole, sagt grinsend: „Das ist meine Ablenkung vom Fußball.“ Allerdings spielt sie nicht sich selbst, sondern mit einem Team der männlichen Premier League.