Wolfsburg. Obwohl Wolfsburgs Fußball-Bundesligist sich in einer Krise befindet, spricht Aufsichtsrat-Boss Witter dem Coach sein Vertrauen aus.

Es ist nicht überliefert, ob Niko Kovac gebackene Ente oder Kabeljau wählte. Vielleicht hat er sogar auf beides verzichtet und sich „nur“ an der Pasta-Station bedient, bevor er eine der leckeren Nachspeisen wie Pannacotta oder weißes Schokoladenmousse auswählte. Doch eines dürfte allein bei dieser kleinen Auswahl aus dem Menü wahrscheinlich sein: dass es dem Trainer des Fußball-Bundesligisten VfL Wolfsburg auf der Weihnachtsfeier seines Klubs am Sonntag geschmeckt hat.

Gemundet hat dem 52-Jährigen aber sicherlich nicht nur das Essen, das den etwa 400 Gästen im Businessbereich der Volkswagen-Arena serviert wurde. Runter wie Öl gingen dem Coach bestimmt auch die Worte des VfL-Aufsichtsratsvorsitzenden Frank Witter, die dieser an diesem Abend in öffentlicher Runde sprach. Denn der ehemalige VW-Manager stellte sich demonstrativ hinter Kovac und dessen Team, obwohl die Grün-Weißen von den vergangenen zehn Pflichtspielen sieben verloren und nur zwei gewonnen haben und sich damit in einer handfesten Krise befinden. Aber Witter wollte wohl in dieser besinnlichen Atmosphäre ein Zeichen der Geschlossenheit an VfL-Mitarbeiter, Fußball-Profis, Betreuer- und Trainerteam und irgendwie natürlich auch an alle da draußen senden.

Robert (links) und Niko Kovac bei der VfL-Weihnachtsfeier.
Robert (links) und Niko Kovac bei der VfL-Weihnachtsfeier. © Privat | VfL Wolfsburg

Zuvor hatte schon Sport-Geschäftsführer Marcel Schäfer nach der 0:1-Heimniederlage am Samstag gegen den SC Freiburg Kovac sein Vertrauen ausgesprochen und betont, dass der in die Kritik geratene Trainer auch im nächsten Bundesliga-Spiel am Samstag beim Tabellenletzten SV Darmstadt 98 der Chefcoach der Wölfe sein wird. In diese Kerbe schlug bei der VfL-Weihnachtsfeier nun auch Witter mit seiner Ansprache. „Ich habe unverändert den Glauben an diese Mannschaft und dieses Trainerteam, gemeinsam den Erfolg zu erzwingen“, zitiert die Presseabteilung des Klubs den Aufsichtsrats-Chef.

Witter sieht eine Mannschaft, die Charakter zeigt

Allerdings wollte auch Witter nicht verhehlen, dass es aktuell nicht gerade gut um die Grün-Weißen steht. „Wir sind im Moment deutlich hinter unseren eigenen Erwartungen und Möglichkeiten“, gibt der Aufsichtsrat zu. Allerdings sei er auch zuversichtlich, dass den Wölfen in der bestehenden Konstellation die sportliche Wende gelinge. „Ich sehe eine Mannschaft auf dem Platz, die gemeinsam das Blatt wenden will. Ich sehe eine Truppe auf dem Platz, die einen klaren Plan verfolgt. Eine Mannschaft, die geschlossen Charakter zeigt und vor die pfeifende Nordkurve tritt“, findet Witter angesichts der vergangenen Wochen fast schon verblüffend lobende Worte für das Profi-Team.

Das hat zwar in den vergangenen Partien durchaus hin und wieder viel Pech gehabt und sich unter Wert verkauft. Doch mit Ruhm bekleckert ist auch klar etwas anderes. In der Bundesliga-Tabelle ist der VfL auf den elften Platz abgerutscht, die Mannschaften auf den Europapokalplätzen sind inzwischen schon deutlich enteilt. Und auch die Hoffnung DFB-Pokal gibt es nach dem bitteren Aus in der vergangenen Woche bei Borussia Mönchengladbach nicht mehr. Es stellt sich also durchaus die Frage, wie lang die Halbwertszeit von Witters Worten ist.

Kovac muss trotz Rückendeckung liefern

Wahrscheinlich will der Aufsichtsrat nicht, dass vor den beiden letzten Spielen des Jahres (nach Darmstadt wartet auf den VfL noch ein Heimspiel gegen Bayern München) Zweifel an dem Rückhalt für Kovac aufkommen. Die Worte bei der Weihnachtsfeier werden also wohl gewählt sein. Intern, so unsere Informationen, wird schon ein wenig kritischer über den Coach gesprochen.

Der sollte sich also nicht zu sehr darauf verlassen, dass er von Witter und Schäfer trotz deren öffentlicher Rückendeckung einen Blankoscheck bis ins neue Jahr erhält. Darmstadt und das Heimspiel gegen seinen Ex-Klub Bayern dürften für ihn entscheidende Partien werden. Geht die Negativserie seiner Mannschaft weiter, könnte Kovac sehr schnell auch Geschichte in Wolfsburg sein. Die wohlwollenden Worte auf der VfL-Weihnachtsfeier wären dann eine verblasste Erinnerung, genauso wie der Gaumenschmaus mit Ente und Kabeljau.