Wolfsburg. Der Coach fehlte den VfL-Fußballerinnen wegen der Pro-Lizenz-Lehrgänge immer mal wieder – Als Ausrede lässt Wolfsburg es nicht gelten.

Das war extrem wichtig für die Fußballerinnen des VfL Wolfsburg, um nach drei sieglosen Partien in Serie wieder etwas Ruhe reinzubekommen. Die Gemengelage, warum es zuletzt nicht lief, war extrem vielschichtig; angefangen vom hohen Spielpensum der vergangenen Jahre bis zur verkorksten WM mit dem deutschen Nationalteam. Einen Aspekt erwähnte Ralf Kellermann, Direktor Frauenfußball beim VfL, zuletzt im Kicker-Interview fast beiläufig: Tommy Stroots Teilnahme am Pro-Lizenz-Lehrgang von DFB und DFL.

„Wichtig ist auch, dass unser Trainer Tommy Stroot demnächst seinen Fußballlehrer-Lehrgang abgeschlossen hat und uns dann wieder in vollem Umfang zur Verfügung steht“, so der VfL-Macher wörtlich. Im Laufe des vergangenen Jahres war der Coach immer wieder zu Lehrgängen in Frankfurt/Main, stand dem Klub dadurch nicht zur Verfügung.

Pro-Lizenz wird verpflichtend in der Frauen-Bundesliga

Als Ausrede für die dürftigen Darbietungen lässt Stroot das nicht gelten, er sagt: „Es war alles immer vorgesprochen, die Tage, an denen ich gefehlt habe, waren hauptsächlich Regenerationstage.“ Und: Ein Großteil spielte sich im Sommer ab, als zahlreiche VfLerinnen bei der WM in Australien und Neuseeland waren. Da absolvierte der VfL-Trainer auch ein Praktikum bei Erik ten Hag und Manchester United. „Von daher gab es kein besseres Jahr, um die Pro-Lizenz zu absolvieren“, findet Stroot. Und: „Da ist die Entwicklung so, dass die Lizenz in den kommenden zwei Jahren eine Verpflichtung in der Frauenfußball-Bundesliga wird.“

Der Pro-Lizenz-Lehrgang von DFB und DFL ist für VfL-Coach Tommy Stroot bald abgeschlossen.
Der Pro-Lizenz-Lehrgang von DFB und DFL ist für VfL-Coach Tommy Stroot bald abgeschlossen. © Sport | Darius Simka

Sprich: Früher oder später hätte der 34-Jährige den Schein ohnehin machen müssen, um weiter im deutschen Oberhaus zu arbeiten. Trotzdem, so Stroot weiter, „gibt es Tage, an denen ich sage, ich wäre lieber bei der Mannschaft als in Frankfurt. Da mache ich auch keinen Hehl draus.“

Nach der nächsten Länderspielpause ist der Fußballlehrer-Lehrgang für Stroot beendet

Die Spielerinnen sehen das nicht als Grund für die VfL-Misere. „Er kündigt es immer an, wenn er ein paar Tage beim Lehrgang ist. Wir haben ein so großes Trainerteam, die wissen alle, was zu tun ist. Auch wenn er nicht auf dem Platz steht, ist er immer da“, sagte Innenverteidigerin Kathrin Hendrichzuletzt im NDR-Sportclub.

Dennoch freuen sich alle, dass die Doppelbelastung für den Coach bald ein Ende hat. „Grundsätzlich ist es jetzt schon vorbei, was die Mannschaft betrifft“, verrät Stroot. Die letzten Prüfungen und eine Rechtfertigung legt er in der kommenden Länderspielpause Ende November/Anfang Dezember ab. Eine geplante Hospitation bei Männer-Coach Niko Kovac fand allerdings nicht statt, behält der Frauen-Trainer sich aber für das kommende Jahr vor – schließlich lernt man auch mit Pro-Lizenz nie aus.

VfL-Trainer „möchte da gar nicht vom Gas gehen“

In den kommenden Wochen gilt sein kompletter Fokus nun aber der Weiterentwicklung des Teams. Stroot sagt: „Genauso wie vor Freiburg nicht alles schlecht war, ist jetzt nicht alles gut. Es gilt weiterhin, die Trainingszeit zu nutzen, um Steps zu machen und uns weiterzuentwickeln. Von daher möchte ich da gar nicht vom Gas gehen.“