München. Oberdorf-Tor zu wenig: Fußballerinnen des VfL Wolfsburg kassieren bei Bayern München eine 1:2-Pleite und sind die Tabellenführung los.

Es ist die nächste Enttäuschung für die Fußballerinnen des VfL Wolfsburg, auch wenn es dieses Mal noch keine so große Tragweite hat: Nach dem Aus in der Champions-League-Qualifikation gab es im Bundesliga-Spitzenspiel vor 4300 Zuschauern beim FC Bayern München eine knappe, allerdings verdiente 1:2 (0:2)-Niederlage. Lena Oberdorfs Treffer zum 1:2 in der 63. Minute war der erste Torschuss des VfL in der Partie überhaupt und der Startschuss für die nächste Aufholjagd nach dem 2:2 gegen die TSG Hoffenheim. Doch am Ende reichte es nicht, womit der VfL auch die Tabellenführung an die Münchnerinnen abgeben musste.

Vier personelle Fragezeichen hatte VfL-Trainer Tommy Stroot vor dem Spiel, zumindest zur Hälfte ging es fürs Spitzenspiel positiv aus. Keeperin Merle Frohms (Gehirnerschütterung), die wie zuletzt von Lisa Schmitz vertreten wurde, musste noch genauso passen wie Co-Kapitänin Dominique Janssen. Anführerin Alexandra Popp und Marina Hegering konnten dafür spielen, Letztere vertrat Janssen in der Innenverteidigung.

Linda Dallmann (links) brachte Bayern im Spitzenspiel gegen den VfL Wolfsburg in Führung.
Linda Dallmann (links) brachte Bayern im Spitzenspiel gegen den VfL Wolfsburg in Führung. © Getty Images | Sebastian Widmann

0:9-Torschüsse – VfL Wolfsburg in der ersten Hälfte viel zu harmlos

Die Wölfinnen spielten trotzdem eine erste Hälfte zum Vergessen, die der ersten beim Königsklassen-Aus gegen Paris FC gar nicht so unähnlich war. Der VfL hatte überhaupt keinen Zugriff auf die Partie, leistete sich zu viele technische Fehler und fand kaum ein Rezept gegen das frühe Bayern-Pressing. Die ersten richtig guten Möglichkeiten wusste die erneut starke Frohms-Ersatztorfrau Schmitz gerade noch so zu entschärfen. Sie war außerhalb des Strafraums auf dem Posten, als ein langer Ball zu Münchens Nationalstürmerin Lea Schüller durchrutschte. Und die 31 Jahre alte Keeperin rettete gleich doppelt nach einer Ecke, und klärte den Nachschuss von Georgia Stanway mit den Fingerspitzen. Und auch einen scharfen Freistoß von Klara Bühl hielt Schmitz.

Wolfsburgs Feldspielerinnen sorgten allerdings viel zu selten für Entlastung, gefährlich wurde der VfL überhaupt nicht. 0:9 Torschüsse in den ersten 45 Minuten sprachen eine deutliche Sprache. So harmlos sind die Wolfsburgerinnen eigentlich nie. Es war fast logisch, dass das nicht gut gehen würde. Und so hatte Bühl nach einer knappen halben Stunde auf der linken Seite viel zu viel Platz, ihre Hereingabe konnten Schmitz und Co. nicht entscheidend klären, Linda Dallmann staubte aus kurzer Distanz zum verdienten 1:0 ab. Bühl selbst legte noch vor dem Pausenpfiff mit einem satten Schuss ins Eck zum 2:0 nach. Die Zwei-Tore-Führung war hochverdient, die Gäste waren noch gut bedient.

Wolfsburgs Lena Lattwein (oben) musste zu allem Überfluss in der zweiten Hälfte noch verletzt vom Platz.
Wolfsburgs Lena Lattwein (oben) musste zu allem Überfluss in der zweiten Hälfte noch verletzt vom Platz. © dpa | Angelika Warmuth

Stroot: Statt den Details machen die Basics den Unterschied

Die Meinungen auf VfL-Seite waren einhellig. Kapitänin Svenja Huth befand: „Wir haben in der ersten Hälfte nicht das gespielt, was wir uns vorgenommen hatten: Wir waren nicht eklig, nicht griffig in den Zweikämpfen. Defensiv wie offensiv sind wir nicht in unser Spiel gekommen.“ Ihr Coach bemängelte vor allem, dass im Topspiel die Basics fehlten. „Es geht häufig um Details, heute ging es vor allem um die Basics, die wir nicht gut gemacht haben. Wir haben viel zu unsauber gespielt“, sagte Stroot.

Und es wurde zunächst auch nach dem Seitenwechsel nicht besser, auch wenn die Grün-Weißen nur bedingt etwas dafür konnten: Schiedsrichterin Riem Hussein entschied auf Elfmeter für Bayern, sie hatte ein Handspiel von der gerade eingewechselten Joelle Wedemeyer im Duell mit Schüller gesehen. Die Fehlentscheidung blieb folgenlos, Jovana Damnjanovic setzte den Ball zentral an die Unterkante der Latte, Hegering klärte die Situation. Magdalena Eriksson hätte per Kopf das 3:0 nachlegen können, ihr Kopfball strich knapp über die Latte.

Aus dem Nichts: Lena Oberdorf gelingt der Anschluss

Und dann? Dass Wolfsburg einen Weg zurück in die Partie finden würde, hatte sich so gar nicht angedeutet. Oberdorf aber sorgte mit einem platzierten Abschluss, dem ersten überhaupt, für den extrem schmeichelhaften Anschluss. Doch mit einem Mal war es ein anderes Spiel. Plötzlich war der VfL wieder da, zeigte eine andere Körpersprache – und hatte weitere Chancen: Popp hatte zunächst die größte, schoss den Ball aus 13 Metern aber in die Wolken.

Die Tabellenführung ist damit erst einmal futsch, Meister Bayern grüßt nach dem knappen, aber hochverdienten Sieg von Platz 1. Den ordnete auch der VfL-Coach so ein: „Die erste Hälfte war nicht ausreichend für ein Topspiel. Bayern gewinnt aufgrund dessen verdient, so ungern ich das sage.“ Natürlich ist es nach sechs von 22 Spielen weit weg von einer Vorentscheidung. Aber in den kommenden Partien sind die Wolfsburgerinnen gefordert, ihre Hausaufgaben zu lösen.

Jetzt warten drei Heimspiele in Folge auf die VfL-Fußballerinnen

Mit dem Auswärtsspiel bei den Bayern hat der VfL in der Liga die vermeintlich schwierigsten Hinrunden-Aufgaben hinter sich gebracht. Auf die Wolfsburgerinnen warten im November jetzt noch drei Heimspiele im AOK-Stadion: In der Liga geht es gegen den SC Freiburg (Sonntag, 12. November, 14 Uhr) und Kellerkind MSV Duisburg (Samstag, 18. November, 14 Uhr) sowie im DFB-Pokal-Achtelfinale gegen Werder Bremen (Freitag, 24. November, 18 Uhr).

Spiel kompakt:

Bayern München: Grohs – Gwinn, Viggosdottir, Eriksson, Naschenweng – Zadrazil, Stanway – Dallmann (72. Lohmann), Damnjanovic (64. Kett), Bühl (88. Tainara) – Schüller.

VfL Wolfsburg: Schmitz – Wilms (46. Wedemeyer), Hendrich, Hegering, Rauch (63. Rabano) – Lattwein (54. Hagel), Oberdorf (86. Kalma), Popp – Huth, Pajor, Brand (54. Endemann).

Tore: 1:0 Dallmann (29.), 2:0 Bühl (37.), 2:1 Oberdorf (63.).

Gelbe Karten: Bühl, Kett / Wilms, Oberdorf, Huth, Rauch, Wedemeyer.

Schiedsrichterin: Riem Hussein (Bad Harzburg).

Zuschauer: 4300 am FC-Bayern-Campus (ausverkauft).